Von der Antike in die Neuzeit - sonderpaedagoge.de!
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je<strong>de</strong>s E<strong>in</strong>zelwohl e<strong>in</strong>e beson<strong><strong>de</strong>r</strong>e“ 19 .<br />
An <strong>die</strong>ser Stelle halte ich es für notwendig, <strong>die</strong> Ausführungen von Aristoteles nochmals zu<br />
vergegenwärtigen. Es soll kurz überprüft wer<strong>de</strong>n, <strong>in</strong>wiefern bereits Elemente <strong><strong>de</strong>r</strong><br />
utilitaristischen Ethik, wie sie von James St. Mill zur Mitte <strong>de</strong>s 18. Jahrhun<strong><strong>de</strong>r</strong>ts entwickelt<br />
wur<strong>de</strong>, enthalten s<strong>in</strong>d. Dabei wer<strong>de</strong>n me<strong>in</strong>es Erachtens lediglich zwei Parallelen sichtbar:<br />
Term<strong>in</strong>ologisch ist es <strong>die</strong> Betonung <strong>de</strong>s „Glücks“ als Basis weiterführen<strong><strong>de</strong>r</strong><br />
Erkenntnisschritte. Darüber h<strong>in</strong>aus <strong>die</strong> Orientierung <strong><strong>de</strong>r</strong> Menschen an <strong>de</strong>n Konsequenzen<br />
ihrer Handlungen. Entschei<strong>de</strong>nd ist nicht das Pr<strong>in</strong>zip als Grundlage e<strong>in</strong>er Handlung<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n das Resultat, wodurch bei Aristoteles im I<strong>de</strong>alfall Glück und ethische Trefflichkeit<br />
erreicht wer<strong>de</strong>n.<br />
Der wesentliche Unterschied liegt <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Sozialpr<strong>in</strong>zip <strong><strong>de</strong>r</strong> utilitaristischen Ethik. Dabei<br />
steht das Glück aller Teile <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesellschaft vor <strong>de</strong>n subjektiven E<strong>in</strong>zel<strong>in</strong>teressen.<br />
Hier<strong>in</strong> differenziert sich Aristoteles. Bei ihm ist Glück ebenfalls e<strong>in</strong> „Geme<strong>in</strong>gut für<br />
viele“ 20 , jedoch ausschließlich <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Form, dass es allen Menschen offensteht, Glück als<br />
oberstes Endziel zu verwirklichen. Es ist ke<strong>in</strong>esfalls <strong>in</strong> <strong>de</strong>m, für <strong>de</strong>n Utilitarismus<br />
charakteristischen Sozialpr<strong>in</strong>zip zu verstehen.<br />
Die Individualisierung <strong>de</strong>s Glücks wird bei Aristoteles <strong>in</strong> folgen<strong><strong>de</strong>r</strong> Formulierung <strong>de</strong>utlich:<br />
Es ist „<strong>die</strong> Tätigkeit <strong><strong>de</strong>r</strong> Seele im S<strong>in</strong>ne <strong><strong>de</strong>r</strong> ihr wesenhaften Tüchtigkeit“ 21 . Herauszuheben<br />
ist <strong>die</strong> Formulierung „wesenhaft“. Dadurch wird sowohl <strong>die</strong> Unterscheidung <strong>in</strong>dividueller<br />
Glückmaximierung für je<strong>de</strong>s menschliche Subjekt getroffen, als auch <strong><strong>de</strong>r</strong> Vorrang<br />
subjekteigener Partikular<strong>in</strong>teressen vor <strong>de</strong>n Ansprüchen <strong><strong>de</strong>r</strong> gesellschaftlichen Mehrheit<br />
betont. Betrachtet man <strong>de</strong>n Utilitarismus bezüglich se<strong>in</strong>er Etymologie (utilis = nützlich)<br />
und macht zum Beurteilungskriterium moralischer Bewertung <strong>de</strong>n Nutzen von<br />
Handlungen, so nimmt Aristoteles <strong>in</strong> se<strong>in</strong>en Ausführungen über <strong>die</strong> Freundschaft ebenfalls<br />
e<strong>in</strong>e Position e<strong>in</strong>, <strong>die</strong> <strong>de</strong>n Inhalten <strong>de</strong>s Utilitarismus wi<strong><strong>de</strong>r</strong>spricht. „Wo also Nutzen das<br />
Motiv <strong><strong>de</strong>r</strong> Befreundung bil<strong>de</strong>t, da lieben sich <strong>die</strong> Menschen nicht um ihres Wesens willen,<br />
son<strong><strong>de</strong>r</strong>n nur soweit sie etwas vone<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> haben können...“ 22 . An an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Stelle schreibt<br />
er: „Freun<strong>de</strong>, <strong>die</strong> <strong>de</strong>n Nutzen als Zweck verfolgen, trennen sich, sobald <strong><strong>de</strong>r</strong> Nutzertrag<br />
aufhört, <strong>de</strong>nn nicht mite<strong>in</strong>an<strong><strong>de</strong>r</strong> waren sie befreun<strong>de</strong>t, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n mit <strong>de</strong>m Gew<strong>in</strong>n“ 23 .<br />
20 ebd. 1893, S. 22<br />
21 ebd. 1983, S. 23<br />
22 ebd. 1983, S 216<br />
23 ebd. 1983, S. 219<br />
24 ebd. 1983, S 22<br />
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