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Von der Antike in die Neuzeit - sonderpaedagoge.de!

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philosophische Deutung ontologischer Grundannahmen und <strong>in</strong>trospektiver<br />

Erfahrungen“ 19 .<br />

In <strong>die</strong> selbe Richtung argumentiert Otto Speck. Er weist auf <strong>die</strong> Wichtigkeit e<strong>in</strong>er Synopse<br />

<strong><strong>de</strong>r</strong> E<strong>in</strong>zelwissenschaften h<strong>in</strong> und for<strong><strong>de</strong>r</strong>t <strong>die</strong> <strong>in</strong>tegrale Anthropologie zur Konstruktion<br />

e<strong>in</strong>er Leitvorstellung vom Menschen, warnt jedoch dr<strong>in</strong>glich vor <strong>de</strong>m Entwurf<br />

szientistischer Mo<strong>de</strong>lle, <strong>die</strong> auf Steigerung <strong><strong>de</strong>r</strong> Lebensqualität abzielen. In <strong>die</strong>sen sieht er<br />

Gefahren für Menschen mit Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung, <strong>die</strong> aktuell <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Begriffen „Sozialhygiene“,<br />

„Eugenik“ und „ökonomische Therapie“ 20 zum Ausdruck kommen. Zusammenfassen<br />

kann man Specks Aussagen zur Anthropologie als das Ziel e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>heitlichen Vorstellung<br />

vom Menschen, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Beson<strong><strong>de</strong>r</strong>heiten, zum Beispiel Beh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ungen, aufgehen, aber<br />

lediglich als e<strong>in</strong> mögliches Merkmal menschlicher Existenz ke<strong>in</strong>esfalls zur E<strong>in</strong>buße an<br />

Grundrechten führen dürften.<br />

E<strong>in</strong>e heilpädagogisch-praxisorientierte Begründung zur Ablehnung empirisch entstan<strong>de</strong>ner<br />

Anthropologien liefern Mattner und Gerspach am Beispiel von „nicht- sprachlichen S<strong>in</strong>n -<br />

Momenten“ 21 , wie sie auch an <strong>de</strong>n Schulen für Menschen mit Körperbeh<strong>in</strong><strong><strong>de</strong>r</strong>ung<br />

vorkommen.<br />

Die Bereitschaft e<strong>in</strong>er S<strong>in</strong>n - Verstehen<strong>de</strong>n Interaktion mit Menschen, <strong>die</strong> aufgrund e<strong>in</strong>er<br />

Schädigung bee<strong>in</strong>trächtigt <strong>in</strong> Sprache (Aphasie), beziehungsweise sprechen (Dysarthrie,<br />

Anarthrie) s<strong>in</strong>d, kann nur e<strong>in</strong>er philosophisch-spekulativen Anthropologie entstammen.<br />

Denn hierbei wird <strong>de</strong>n Äußerungen betroffener Menschen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Verhältnis<br />

gegenseitigen Vertrauens, e<strong>in</strong>e S<strong>in</strong>naussage zuerkannt. Im Gegensatz zur Empirie wer<strong>de</strong>n<br />

<strong>die</strong> Menschen und ihre Äußerungen nicht reduziert, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m ihre Mitteilungen als<br />

<strong>in</strong>dividuell und nicht e<strong>in</strong><strong>de</strong>utig wissenschaftlich <strong>in</strong>terpretierbare Laute analysiert wer<strong>de</strong>n.<br />

E<strong>in</strong>er <strong><strong>de</strong>r</strong> wichtigsten Autoren zur Anthropologie ist Arnold Gehlen, aus <strong>de</strong>ssen Werk „Der<br />

Mensch. Se<strong>in</strong>e Natur und se<strong>in</strong>e Stellung <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Welt“ häufig zitiert wird. Die<br />

Notwendigkeit „e<strong>in</strong>er Deutung <strong>de</strong>s eigenen menschlichen Dase<strong>in</strong>s“ 22 begrün<strong>de</strong>t er <strong>in</strong> <strong>de</strong>m<br />

Zusammenhang zwischen eigener Wahrnehmung und Verhaltensmustern gegenüber<br />

Dritten. Es ist <strong>die</strong> subjektive Selbstwahrnehmung und damit das, wofür man sich selber<br />

hält, wodurch je<strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Gesamtheit se<strong>in</strong>es Verhaltens zu An<strong><strong>de</strong>r</strong>en bee<strong>in</strong>flußt<br />

wird. Gehlen vertritt e<strong>in</strong>en vergleichbaren Standpunkt wie Otto Speck, for<strong><strong>de</strong>r</strong>t jedoch nicht<br />

19 Scheuerl 1982, S. 9<br />

20 Speck 1996, S. 135 ff<br />

21 Mattner/Gerspach 1997, S.117 ff<br />

Diese und viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Examensarbeiten gibt es auf www.son<strong><strong>de</strong>r</strong>paedagoge.<strong>de</strong> 17

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