16.07.2014 Aufrufe

Von der Antike in die Neuzeit - sonderpaedagoge.de!

Von der Antike in die Neuzeit - sonderpaedagoge.de!

Von der Antike in die Neuzeit - sonderpaedagoge.de!

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Charakter und bezeichnet allgeme<strong>in</strong> Handlungen, <strong>die</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Reflexion als moralisch o<strong><strong>de</strong>r</strong><br />

unmoralisch gelten können.<br />

Der Schweizer Entwicklungspsychologe Jean Piaget hat <strong>die</strong> Entwicklung <strong><strong>de</strong>r</strong> Moral beim<br />

K<strong>in</strong>d untersucht und kam zu <strong>de</strong>m Ergebnis, daß sie sich von e<strong>in</strong>em frühk<strong>in</strong>dlichen<br />

heteronomen Stadium bis zu <strong>de</strong>m Prozeß <strong><strong>de</strong>r</strong> Selbstbestimmung entfaltet. In <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

Heteronomie entsteht moralisches Han<strong>de</strong>ln durch von außen vorgegebene Regeln und<br />

Pflichten, <strong>die</strong> das K<strong>in</strong>d lernt e<strong>in</strong>halten zu müssen. In <strong><strong>de</strong>r</strong> autonomen, beziehungsweise<br />

selbstbestimmten Phase lernt es, <strong>die</strong> Regeln selbständig kritisch zu h<strong>in</strong>terfragen und<br />

aufgrund <strong><strong>de</strong>r</strong> persönlichen E<strong>in</strong>sicht <strong>in</strong> <strong>die</strong> Notwendigkeit, <strong>die</strong>sen Regeln zu folgen.<br />

Ausgangsbed<strong>in</strong>gung ist, daß je<strong>de</strong> Handlung zwei Wirkungen aufweist, e<strong>in</strong>e beabsichtigte<br />

und e<strong>in</strong>e Nebenwirkung, „<strong>die</strong> unerwünschte Nebenwirkung e<strong>in</strong>er Handlung wird <strong>in</strong> Kauf<br />

genommen, um <strong>de</strong>n eigentlichen, <strong>de</strong>n <strong>in</strong>ten<strong>die</strong>rten Wert zu erreichen“ 37 . Frese macht hier<br />

auf <strong>die</strong> Doppelwirkung menschlicher Handlungen aufmerksam.<br />

„Im Pr<strong>in</strong>zip von <strong><strong>de</strong>r</strong> Doppelwirkung geht es grundlegend um <strong>die</strong> Frage, wann man e<strong>in</strong>en<br />

Scha<strong>de</strong>n zulassen o<strong><strong>de</strong>r</strong> verursachen darf und wann nicht“ 38 .<br />

Grundvoraussetzung moralischer Reflexion ist das Faktum, nach <strong>de</strong>m je<strong><strong>de</strong>r</strong> Mensch von<br />

Geburt an <strong>die</strong> Freiheit besitzt, autonom und <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em eigenen persönlichen Interesse<br />

han<strong>de</strong>ln zu können. Dieser Freiheit aber s<strong>in</strong>d normative Grenzen gesetzt, durch <strong>die</strong> das<br />

Nutzen eigener autonomer Freiheit, an<strong><strong>de</strong>r</strong>e nicht <strong>in</strong> ihrer Autonomie bee<strong>in</strong>trächtigt wer<strong>de</strong>n<br />

dürfen. Moral ist <strong>de</strong>mnach e<strong>in</strong> Ordnungsbegriff, <strong>in</strong> <strong>de</strong>m Normen und Werte enthalten s<strong>in</strong>d,<br />

<strong>die</strong> von e<strong>in</strong>er Gesellschaft als geme<strong>in</strong>sam und verb<strong>in</strong>dlich anerkannt wer<strong>de</strong>n. Man spricht<br />

<strong>de</strong>shalb auch von e<strong>in</strong>er Gruppenmoral. Besagte Normen und Werte unterliegen e<strong>in</strong>er<br />

Verän<strong><strong>de</strong>r</strong>ung, <strong>die</strong> geschichtlich, politisch, gesellschaftlich o<strong><strong>de</strong>r</strong> ökonomisch begrün<strong>de</strong>t se<strong>in</strong><br />

können. Das be<strong>de</strong>utet, <strong>die</strong> Regeln e<strong>in</strong>er Sozietät gelten so lange, wie sie von ihrer Mehrheit<br />

akzeptiert wer<strong>de</strong>n.<br />

Moralität h<strong>in</strong>gegen bezeichnet e<strong>in</strong>en abstrakten Pr<strong>in</strong>zipienbegriff, <strong><strong>de</strong>r</strong> sich an <strong><strong>de</strong>r</strong> qualitativ<br />

guten Haltung von Menschen orientiert. Es ist das „Wollen“ e<strong>in</strong>es Individuums, mit <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

ihm gegebenen Freiheit „gut“ zu han<strong>de</strong>ln, <strong>in</strong> <strong><strong>de</strong>r</strong> Intention, <strong>die</strong> Möglichkeiten <strong><strong>de</strong>r</strong><br />

<strong>in</strong>dividuellen Handlungsfreiheit auszu<strong>de</strong>hnen, ohne jedoch Freiheiten an<strong><strong>de</strong>r</strong>er<br />

e<strong>in</strong>zuschränken. Wer aus eigenem Antrieb heraus se<strong>in</strong>e autonome Freiheit nutzt und se<strong>in</strong><br />

Han<strong>de</strong>ln nicht ausschließlich auf persönliche Beweggrün<strong>de</strong> stützt, son<strong><strong>de</strong>r</strong>n auch zum<br />

Nutzen <strong><strong>de</strong>r</strong> Freiheit an<strong><strong>de</strong>r</strong>er Individuen agiert, han<strong>de</strong>lt auch dann moralisch, wenn er im<br />

E<strong>in</strong>zelfall gegen faktische Moral verstößt. Demnach ist Moral e<strong>in</strong>e Polysynthese von<br />

38 Foot, zitiert nach Frese 2000, S 44<br />

Diese und viele an<strong><strong>de</strong>r</strong>e Examensarbeiten gibt es auf www.son<strong><strong>de</strong>r</strong>paedagoge.<strong>de</strong> 24

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!