Schlichten statt richten
Schlichten statt richten
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42 CONTROLLING<br />
fl ießend. Komplexe Verfahren wie die<br />
Ermittlung des Personalmanagement-<br />
Professionalisierungs-Index (PIX) und<br />
des Human-Potential-Index (HPI), die<br />
auf recht unterschiedliche Weise die<br />
Wahrnehmung personalwirtschaftlicher<br />
Aufgaben bewerten, unterscheiden sich<br />
nicht grundsätzlich von den komplexen<br />
Humankapitalbewertungen. Die beiden<br />
Wege sind hinsichtlich des Aufwands,<br />
den sie verursachen, der Probleme, die<br />
sie nicht lösen, sondern ignorieren, und<br />
ihrer begrenzten Aussagefähigkeit, die<br />
sich die Autoren gegenseitig verdeutlichen,<br />
ohne Weiteres vergleichbar. Daran<br />
ändert auch nichts, dass gutes Personalmanagement<br />
in einem hohen Indexwert<br />
zum Ausdruck kommt, während sich<br />
Humankapital in Euros ausdrückt. Die<br />
Verfahren machen zwar deutlich, dass<br />
eine Bewertung klare Kriterien und eine<br />
umfassende Kenntnis des jeweiligen<br />
Unternehmens erfordert, liefern jedoch<br />
nur wenig aussagefähige Ergebnisse.<br />
Das liegt nicht nur an der bedenklichen<br />
Methodik und den ungelösten Mess- und<br />
Zurechnungsproblemen, sondern auch<br />
an dem Ziel, Personalmanagement als<br />
Ganzes zu bewerten.<br />
Weg 7: Personal-Awards<br />
Mit der Teilnahme an sogenannten<br />
Personal-Awards, die das Personalmanagement<br />
eines Unternehmens<br />
oder Konzepte aus Teilbereichen des<br />
Personalmanagements bewerten, beschreiten<br />
Unternehmen einen bislang<br />
unbekannten Weg. Sie überlassen es<br />
Dritten, (Teile) ihre(r) Personalarbeit zu<br />
bewerten. Gutes Personalmanagement<br />
ist somit dadurch gekennzeichnet, dass<br />
es von einer externen, selten mit Personalmanagementexperten<br />
besetzten Jury<br />
als solches bewertet und im Idealfall<br />
ausgezeichnet wird – unabhängig davon,<br />
ob die Bewertung nachvollziehbar und<br />
plausibel erfolgt oder gar dem Unternehmen<br />
Anhaltspunkte für Verbesserungen<br />
gibt. Schon allein die Tatsache, dass sich<br />
ein Unternehmen einer solchen Bewertung<br />
stellt, wird offensichtlich positiv<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.de<br />
gesehen, auch wenn dann keine Auszeichnung<br />
erfolgt. Dass dabei die Ziele<br />
und die Situation des Unternehmens<br />
keine nähere Berücksichtigung fi nden,<br />
stört niemanden. Selbst wenn man große<br />
Sympathie für das Outsourcing diverser<br />
Unternehmensaufgaben aufbringt,<br />
überrascht diese Fremdvergabe der Bewertung<br />
personalwirtschaftlicher Aufgabenerfüllung<br />
und es drängt sich die<br />
Frage auf, ob dieser Weg zum gleichen<br />
Ziel führen soll wie die anderen.<br />
Nicht alle Wege führen zum<br />
(gleichen) Ziel<br />
Die verschiedenen Wege belegen recht<br />
eindrucksvoll, dass es auf die Frage<br />
nach der Effektivität und Effi zienz eines<br />
Personalmanagements keine einfache<br />
Antwort gibt. Trotzdem lassen sich Argumente<br />
fi nden, warum nicht jeder Weg<br />
zum Ziel führen kann:<br />
● Den Input zu betrachten, ist wichtig,<br />
jedoch stellt dessen Qualität nur eine<br />
notwendige, keine hinreichende Bedingung<br />
für effektives und effi zientes Personalmanagement<br />
dar.<br />
● Sich davon leiten zu lassen, welche<br />
personalwirtschaftlichen Leistungen Bereichsverantwortliche<br />
käufl ich erwerben<br />
wollen, führt nicht selten an Zielen des<br />
Unternehmens vorbei.<br />
● Ein Gesamtwert des Personals beziehungsweise<br />
Personalmanagements,<br />
so interessant er erscheinen mag, sagt<br />
noch nichts über die Erfüllung einzelner<br />
personalwirtschaftlicher Aufgaben aus.<br />
● Die Orientierung an generellen Maßstäben,<br />
wie Leistungen erbracht werden<br />
sollen, blendet nicht nur unternehmensspezifi<br />
sche Besonderheiten aus, sie gibt<br />
auch keine Antwort auf die Frage, welche<br />
Leistungen erbracht werden sollen.<br />
● Eine Jury ohne Unternehmenskenntnis<br />
und klare Kriterien etwas bewerten<br />
zu lassen, dient nicht der Messung der<br />
Effektivität oder Effi zienz des Personalmanagements.<br />
● Die Zielerreichung (Effektivität) und<br />
die Wirtschaftlichkeit dieser (Effi zienz)<br />
werden im Controlling in anderen<br />
Bereichen anhand unternehmensspezifi<br />
scher Ziele und in der Regel für einzelne<br />
Maßnahmen beziehungsweise<br />
Entscheidungen ermittelt.<br />
Vor diesem Hintergrund erscheint<br />
es plausibel, wieder zurückzukehren<br />
auf den Weg des Personal-Controllings,<br />
wenn man zu einem guten Personalmanagement<br />
gelangen will. Im Rahmen<br />
des Personal-Controllings wird nicht<br />
nur die Erreichung unternehmensspe-<br />
Es scheint geboten, auf den Weg des Personal-<br />
Controllings zurückzukehren, wenn man zu<br />
gutem Personalmanagement gelangen will.<br />
zifi scher Ziele überprüft, sondern im<br />
Abweichungsfall auch eine spezifi sche<br />
Ursachenanalyse betrieben. Ob in einem<br />
Unternehmen daneben – wofür auch<br />
immer – Indizes oder Eurowerte erforderlich<br />
sind, lässt sich nur im Einzelfall<br />
entscheiden. Die Verbreitung der Personal-Awards<br />
verdeutlicht darüber hinaus,<br />
dass Personalmanagement zunehmend<br />
der Legitimation bedarf, wobei diese<br />
neben das bisherige Ziel nicht an dessen<br />
Stelle tritt. Da die Legitimation zum<br />
Beispiel durch Awards genau betrachtet<br />
noch nichts über die tatsächliche Qualität<br />
des Personalmanagements aussagt,<br />
kann auf Personal-Controlling keinesfalls<br />
verzichtet werden.<br />
Prof. Dr. Ewald Scherm<br />
lehrt Organisation und<br />
Planung an der Fern-<br />
Universität in Hagen.