Schlichten statt richten

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

44 KLEINUNTERNEHMEN personalmagazin 02 / 11 Bei Fragen wenden Sie sich bitte an katharina.schmitt@personalmagazin.de Beim monatlichen Frühstück erfahren die Mitarbeiter in lockerer Runde alles über ihr Unternehmen: Wo stehen wir? Wie hoch ist der Gewinn? Kleine Maßnahmen ganz groß PRAXIS. Dass strategische Instrumente nicht auf Großunternehmen beschränkt sind, zeigt ein Beispiel aus dem Handwerk: Die Team Steffen AG aus Alsdorf. Von Daniela Furkel (Red.) Kurz nach sechs Uhr morgens in Alsdorf bei Aachen. 50 Mitarbeiter der Team Steffen AG treffen sich am gedeckten Tisch bei Kaffee, Frühstücksei und Marmeladenbrötchen – noch vor ihrem offi ziellen Arbeitsbeginn. Für die muslimischen Mitarbeiter gibt es Putenwurst und für den Chef Nutella. „ZDF-Frühstück“ heißt diese einmal im Monat <strong>statt</strong>fi ndende Zusammenkunft. Diese Bezeichnung hat nichts mit einer deutschen Fernsehanstalt zu tun, sondern bedeutet ganz schlicht „Zahlen, Daten, Fakten“. Ganz so schlicht ist die Idee, die hinter dem ZDF-Frühstück steht, aber nicht. Sie basiert vielmehr auf strategischen Überlegungen von Unternehmensgründer Rolf Steffen. Einmal im Monat klärt er seine Mitarbeiter über alle Zahlen, Daten und Fakten, die sein Unternehmen betreffen, auf. Die Mitarbeiter stellen dafür eine Stunde ihrer Freizeit zur Verfügung und bekommen dies mit Frühstücksei, Kaffee und Marmelade versüßt. Beteiligung für mehr Zufriedenheit Der Hintergrund dieser monatlichen Zusammenkunft: „Nur mit zufriedenen Mitarbeitern kann ein Unternehmen erfolgreich Kunden gewinnen“, ist das Credo von Rolf Steffen. Für ihn wird Arbeitszufriedenheit an drei Merkmalen festgemacht: Erstens muss die Tätigkeit © TEAM STEFFEN AG
Freude bereiten. Zweitens muss das soziale Umfeld stimmen, denn nur wer gern zur Arbeit geht, weil er dort ein gutes soziales Umfeld hat, weil er Anerkennung fi ndet und seine Ideen verwirklichen kann, bleibt dem Unternehmen treu. Drittens müssen Mitarbeiter mit ihrem Einkommen ein vernünftiges Auskommen erzielen, denn ansonsten werden sie unzufrieden und im schlimmsten Fall „kreativ“, was die eigene Bereicherung betrifft. Diese Überlegungen waren der Auslöser für Rolf Steffen, vor fünf Jahren das ZDF-Frühstück einzuführen. „Vor dem Hintergrund dieser drei Merkmale und der Erkenntnis, dass sich Mitarbeiter immer wünschen, am Erfolg beteiligt zu werden, entwickelten wir zunächst eine Gewinnbeteiligung“, erklärt er. Diese sei bewusst eine Beteiligung und kein Prämiensystem, da jeder für seine normale gute Leistung am Gewinn des Unternehmens beteiligt und nicht mittels Prämie für eine besondere Leistung ausgezeichnet werden sollte. Je nach der persönlichen Verantwortung für den Unternehmenserfolg bekommen die Mitarbeiter einen Anteil des Unternehmensgewinns ausgeschüttet. Insgesamt werden so jährlich etwa 20 Prozent des Gewinns verteilt. Offenheit und Transparenz Mit der Einführung des Beteiligungssystems stellten sich die Mitarbeiter natürlich die Frage nach der Höhe des Unternehmensgewinns? Die wenigsten konnten diese Frage beantworten. Aber wer die tatsächlichen Zahlen nicht kennt, stellt schnell Vermutungen an, die der Realität ganz und gar nicht entsprechen. Das fand auch Rolf Steffen aus diversen Umfragen in anderen Betrieben heraus. Im Normalfall schätzten die Mitarbeiter den Gewinn ihres Unternehmens viel zu hoch ein, meist auf rund 25 Prozent des Umsatzes. „Die Realität laut Veröffentlichungen von Banken und Fachverbänden liegt aber zwischen minus drei und plus drei bis fünf Prozent. Nur die abso- luten Top-Firmen kommen in den zweistelligen Bereich, also auf knapp zehn Prozent“, erläutert Steffen und fährt fort: „25 Prozent Umsatzrendite ist also völlig utopisch. Das heißt, die Mitarbeiter haben in Wirklichkeit eine völlig falsche Vorstellung von dem Gewinn ihres Unternehmens.“ Für den Unternehmenschef bedeutete das: „Es gibt nur eine Möglichkeit, dieses Problem zu lösen, und diese heißt Offenheit und Transparenz. Wenn ich Aufklärung schaffe, ist das ganze Feld der Vermutungen trockengelegt.“ Doch dies setze voraus, dass die Mitarbeiter die präsentierten Zahlen, Daten und Fakten auch verstehen. Deshalb nahmen die Mitarbeiter zunächst an einer betriebswirtschaftlichen Schulung teil, anschließend wurde das monatliche ZDF-Frühstück eingeführt. Jeder Mitarbeiter erhält Einblick Doch nicht nur die Idee, die Firmenzahlen regelmäßig bei einem Frühstück offenzulegen, ist etwas Besonderes, sondern auch die Präsentationsweise. Rolf Steffen stellt sich nicht mit Beamer und Laptop vor seine Mannschaft, obwohl beides im Unternehmen durchaus vorhanden ist. Aber auf Excel-Tabellen wird bewusst verzichtet, weil sich auf diese Weise manche Zahlen leicht vertuschen lassen. Vielmehr schreiben die Mitarbeiter die Zahlen selbst an ein Whiteboard. Jeder ist für bestimmte Daten besonders verantwortlich. So wird jedes Leistungs- Center (eine kleine Abteilung, die ähnlich wie ein Profi t-Center aufgebaut ist) einzeln dargestellt mit seinen geplanten Umsätzen, den Ist-Umsätzen und den Abweichungen. Die Mitarbeiter notieren auch Zahlen aus dem operativen Bereich ORGANISATION KLEINUNTERNEHMEN auf dem Whiteboard: Wie viele Angebote haben sie geschrieben? Wie viele Aufträge konnten sie generieren? Wie viele Reklamationen gab es? Und wie hoch war die Krankheitsquote? Daneben stehen die Höhe des Gewinns und der Anteil, den das Unternehmen an die Mitarbeiter ausschüttet. Das ZDF-Frühstück, das 2009 mit einem Preis des Bundeswirtschaftsministeriums prämiert wurde, ist aber nicht das einzige Führungs- und Personalinstrument im 62 Mitarbeiter zählenden Handwerksbetrieb für Haustechnik und Gewerbeinstallation. Weitere Kommunikations- und Organisationsinstrumente im Unternehmen: In der allmorgendlichen Frühbesprechung treffen sich alle Meister und Disponenten für etwa 20 Minuten, um sich über den Arbeitstag auszutauschen. An einer Plantafel werden alle Kundendiensteinsätze für alle Mitarbeiter des Betriebs sichtbar gemacht. Auch Lagerverwaltung und Büroorganisation sind so transparent gestaltet, dass jeder immer einen Überblick über die vorhandenen Ersatzteile und laufenden Nur wenn die Mitarbeiter die Zahlen und Daten ihres Unternehmens kennen, werden sie davor bewahrt, falsche Vermutungen anzustellen. Aufträge hat. Für einen Handwerksbetrieb ist das nicht die Regel. Aber im Unternehmen von Rolf Steffen hat alles eine festgelegte Reihenfolge und einen festen Platz, damit auch bei Krankheit oder Urlaub von Kollegen nicht der Überblick verloren wird. Karrierechancen für alle schaffen „Wichtig für die Sicherstellung der Mitarbeitermotivation ist zudem das Leistungs-Center-Modell“, berichtet Rolf Steffen. Dieses ist dem typischen Drang von Mitarbeitern nach Selbstentfaltung geschuldet und soll einem Beförderungsstau im Unternehmen ent- 02 / 11 personalmagazin 45
Seite 1 und 2: GESUNDHEITSWESEN Drängende Aufgabe
Seite 3 und 4: EDITORIAL CGZP-URTEIL „Die CGZP f
Seite 5 und 6: Schlichten statt richten Sportlich
Seite 7 und 8: MANCHE ARBEITGEBER HABEN EBEN DAS B
Seite 9 und 10: Namen und Nachrichten Roger Bellis
Seite 11 und 12: Konfl ikte zurücklassen und neue L
Seite 13 und 14: KONFLIKTLÖSUNG Der Einsatz von Med
Seite 15 und 16: TITEL KONFLIKTLÖSUNG „Konfl ikte
Seite 17 und 18: len im Unternehmen gegeben, die sic
Seite 20 und 21: TITEL 20 KONFLIKTLÖSUNG personalma
Seite 22 und 23: 22 KONFLIKTLÖSUNG personalmagazin
Seite 24 und 25: TITEL 24 KONFLIKTLÖSUNG innerbetri
Seite 26 und 27: 26 AKTUELLES Arbeitnehmer sind moti
Seite 28 und 29: 28 MANAGEMENTNEWS AKTUELLES DIENSTL
Seite 30 und 31: 30 personalmagazin 02 / 11 Bei Frag
Seite 32 und 33: 32 FÜHRUNGSMONITORING Leistungs/Po
Seite 34 und 35: MANAGEMENT 34 HRM IN GESUNDHEITSBET
Seite 36 und 37: 36 HRM IN KLINIKEN personalmagazin
Seite 38 und 39: 38 AKTUELLES personalmagazin 02 / 1
Seite 40 und 41: 40 CONTROLLING personalmagazin 02 /
Seite 42 und 43: 42 CONTROLLING fl ießend. Komplexe
Seite 46 und 47: ORGANISATION 46 KLEINUNTERNEHMEN ge
Seite 48 und 49: 48 CEBIT 2011 personalmagazin 02 /
Seite 50 und 51: SPEZIALCEBIT 50 MOBILE ANWENDUNGEN
Seite 52 und 53: SPEZIALCEBIT 52 ZEITERFASSUNG Weil
Seite 54 und 55: RECHTNEWS 54 AKTUELLES Reichhaltige
Seite 56 und 57: 56 URTEILSDIENST Doppelt gemoppelt
Seite 58 und 59: 58 RECHTSPRECHUNG personalmagazin 0
Seite 60 und 61: 60 ZEITARBEIT personalmagazin 02 /
Seite 62 und 63: 62 URLRAUBSRECHT personalmagazin 02
Seite 64 und 65: 64 URLAUBSRECHT „Kreatives Umrech
Seite 66 und 67: 66 SELF SERVICE „Mein Karrierevor
Seite 68 und 69: 68 JOBFITNESS HR-Netzwerke People I
Seite 70 und 71: 70 BUCHTIPPS Typische Fallen im Net
Seite 72 und 73: PERSÖNLICH 72 LESERBRIEFE RÜCKBLI
Seite 74 und 75: 74 PERSÖNLICH KOLUMNE Wie lernt ma
Seite 76: „ E�zienter, professioneller…

Schlichten statt richten

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?