Schlichten statt richten
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56 URTEILSDIENST<br />
Doppelt gemoppelt ...<br />
.…. hält nicht besser. Auf diese Problematik<br />
hatten wir schon in Ausgabe 9/2008<br />
aufmerksam gemacht. Der Grund lag in<br />
einem für viele überraschenden Urteil<br />
des BAG zu den Auswirkungen der im<br />
Rückgabepflicht für Dienstwagen<br />
ZUSAMMENFASSUNG Der Arbeitgeber kann die Rückgabe eines<br />
Dienstwagens, den er auch zur privaten Nutzung überlassen hat,<br />
dann verlangen, wenn der Arbeitnehmer arbeitsunfähig erkrankt ist<br />
und sein Entgeltfortzahlungsanspruch endet.<br />
RELEVANZ Das Urteil des Bundesarbeitsgerichts klärt zwei wichtige<br />
Fragen im „Dienstwagenrecht“ ab. Zunächst wird klargestellt, dass<br />
die Gebrauchsüberlassung eines PKW zur privaten Nutzung eine<br />
zusätzliche echte Gegenleis tung für die geschuldete Arbeitsleistung<br />
ist. Sofern der Arbeitgeber einem Arbeitnehmer das Fahrzeug vertragswidrig<br />
entzieht, kann der eine Nutzungsausfallentschädigung,<br />
in Höhe der steuerlichen Bewertung der privaten Nutzungsmöglichkeit,<br />
verlangen. Eine solche Situation tritt jedoch dann nicht ein,<br />
wenn der Arbeitgeber überhaupt kein Arbeitsentgelt mehr schuldet.<br />
Dies ist für Zeiten, für die keine Entgeltfortzahlungspfl icht mehr<br />
besteht, der Fall.<br />
Quelle BAG, Urteil vom 14.12.2010, 9 AZR 631/09<br />
Zum Thema ... Personalmagazin 10/2007, Seite 81<br />
OT-Mitgliedschaften sind möglich<br />
ZUSAMMENFASSUNG Ein Arbeitgeberverband kann eine OT-Mitgliedschaft<br />
im sogenannten Stufenmodell vorsehen, die nicht zur Tarifgebundenheit<br />
nach § 3 Abs. 1 TVG führt. Allerdings muss sichergestellt<br />
sein, dass OT-Mitglieder ohne tarifpolitischen Einfl uss sind.<br />
RELEVANZ Obwohl das Bundesarbeitsgericht auch schon in der Vergangenheit<br />
die Möglichkeit von OT-Mitgliedschaften grundsätzlich<br />
bejaht hat, musste es nunmehr in mehreren Parallelfällen erneut<br />
über diese Frage entscheiden. Die klagenden Arbeitnehmer hatten<br />
die Funktionsfähigkeit der Tarifautonomie als Argument für die<br />
grundsätzliche Ablehnung von OT-Mitgliedschaften ins Feld geführt.<br />
Anders das Bundesarbeitsgericht: Auch durch eine sehr allgemein<br />
gehaltene, aber eindeutige Regelung zur Trennung der Befugnisse<br />
von OT- und Vollmitgliedern eines Verbands, sei die Tarifautonomie<br />
nicht gefährdet.<br />
Quelle BAG, Urteil vom 15.12.2010, 4 AZR 256/0905<br />
Zum Thema ... Personalmagazin4/2007, Seite 72<br />
personalmagazin 02 / 11<br />
Jahre 2002 eingeführten Schuldrechtsreform.<br />
Wie Sie der nächsten Seite entnehmen<br />
können, hat das BAG seine<br />
Auffassung zu Freiwilligkeitsklauseln<br />
beibehalten. Bei freiwilligen Leistungen<br />
Bei Fragen wenden Sie sich bitte an thomas.muschiol@personalmagazin.de<br />
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gilt daher weiterhin: Manchmal kann zu<br />
viel Text in einem Arbeitsvertrag „tödlich“<br />
sein, und im Arbeitsrecht ist es mitunter<br />
wie in der Medizin, wo die Dosis<br />
zwischen Gift und Heilstoff entscheidet.<br />
Widerspruch gegen Betriebsübergang<br />
ZUSAMMENFASSUNG Das Widerspruchsrecht nach § 613 a, Abs. 6<br />
BGB kann verwirken. Der dazu notwendige, entsprechend gewichtige<br />
Zeitablauf ist jedenfalls nach 6,5 Jahren erfüllt.<br />
RELEVANZ Das Landesarbeitsgericht Hamm hat mit dem Urteil<br />
versucht, eine zeitliche Begrenzung des Widerspruchs gegen einen<br />
Betriebsübergang zu defi nieren. Ob diese Bestand hat, wird sich<br />
zeigen, denn die Berufungskammer hat die Revision zum Bundesarbeitsgericht<br />
zugelassen.<br />
Quelle LAG Hamm, Urteil vom 1.10.2010, 10 Sa 449/1034/05<br />
Zum Thema ... Personalmagazin 6/2008, Seite 78<br />
Streitbare Orchestermitglieder<br />
ZUSAMMENFASSUNG Einen würdigen Nachfolger hat das sogenannte<br />
„Regenmacher“-Verfahren aus dem Jahre 2001 gefunden. Diesmal<br />
war Wolfgang Amadeus Mozart der Stein des Anstoßes.<br />
RELEVANZ Wir erinnern uns: Im Regenmacherurteil hatte das BAG<br />
über die Instrumenteneigenschaft eines sogenannten „Regenmachers“<br />
zu entscheiden. Jetzt mussten die Bundesrichter wieder einmal<br />
ihre Sachkenntnis in klassischer Musik unter Beweis stellen.<br />
Geklagt hatten vier Choristen, die an Aufführungen der Mozart-Oper<br />
„Idomeneo“ mitwirkten. Ihr Einwand: In diesem Opernstück sei jede<br />
Stimme „partiturgerecht nur einzeln durch einen Sänger“ besetzt.<br />
Dafür seien Sondervergütungen<br />
zu zahlen. Die Richter erwiesen<br />
sich jedoch hier als durchaus<br />
sachkundig. Sie entschieden, dass<br />
mangels abweichender szenischer<br />
Aspekte auf die den musikalischen<br />
Willen des Komponisten verkörpernde<br />
Partitur die solistischen<br />
Leistungen kurz seien und daher<br />
nicht als Soli, sondern als Teil der<br />
Solisten oder Chorsänger? Chorleistung anzusehen seien.<br />
Quelle BAG, Urteil vom 16.12.2010, 6 AZR 487/09<br />
Zum Thema ... Personalmagazin 7/2006, Seite 42