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heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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und dem Haus Bayrn, Hauptmann über zway hundert<br />

pferd und pfleger zu Laugingen gewesen...<br />

- Die bauren der obern Pfaltz, auch<br />

- myner gnedigen jungen hern Fürstentumb (Pfalz-Neuburg),<br />

- die Marggrafschaft Brandenburg, den Stifft aychstet (Eichstätt)<br />

überzogen, dem Stifft ein Schloß nemlich Messingen<br />

uff dem berg genannt, dasselbig eingenommen, biß an<br />

zwölfen tag ingehabt. Und bis in die acht dausend Starck<br />

dagelegenn, gweltiglich in dem Stifft aychstet geherschd,<br />

- derohalb ich erfordert von allen myn gnedigen hern von<br />

bayrn, dz ich dem selbigen hauffen soll mitt andern zu<br />

ziehen, dz ich dan gethon.<br />

- Und ist myn gn. her Hertzog Fridrich Pfaltzgraf zu aigner<br />

person alda gewesen, als Kriegsfürst, und uns gott dz glück<br />

geben, die Bauren gestrafft und dz Schloß mit gwalt wider<br />

erobert.<br />

- Derohalb ich myn brüder Hans Oswalden bevolhen hab,<br />

myn haus (Glatt) zubesetzen...«<br />

Wir wissen also aus diesem Bericht, daß Reinhart unter dem<br />

Befehl seines Pfalzgrafen gegen den Eichstätter Haufen gezogen<br />

war. Reinhart war dabei, als der Waffenstillstand<br />

geschlossen wurde und sein Herr in listiger Weise die Bauern<br />

vom Schloß auf dem Obermässinger Berg vertrieb. Möglicherweise<br />

befand sich Reinhart an der Spitze der Eroberer.<br />

Die anderen Helfer, welche er in seinem Bericht anspricht,<br />

waren die 300 böhmischen Bogenschützen und der eichstättische<br />

Lehensadel sowie eine Hundertschaft brandenburgischer<br />

Reiter.<br />

Wir können abschließend annehmen, daß sich Reinhart zwischen<br />

dem 24. und 29. April 1525 vor Obermässing befunden<br />

hat. Seine übrigen Aktivitäten finden sich teilweise in den von<br />

Ludwig Baumann herausgegebenen Quellen beschrieben, sie<br />

werden in Briefen der Grafen von Ottingen und des Markgrafen<br />

von Brandenburg faßbar. Diese Quellen belegen die<br />

Zusammenarbeit der Territorialherren, wobei Reinhart als<br />

Führer einer überterritorialen Reitereinheit eingesetzt wurde.<br />

Nachfolgend soll gezeigt werden, an welchen Schauplätzen<br />

Reinhart von Neuneck im Einsatz war bzw. wohin man ihn<br />

abkommandiert haben könnte. Danach wird versucht, seine<br />

Kriegseinsätze in eine zeitliche Reihenfolge zu bringen. Ein<br />

weiterer Punkt ist die Kampfesweise des schwäbischen Ritters,<br />

wie sie sich besonders am Beispiel der Klöster zeigte.<br />

Den Schluß bildet die Aufgabe, Reinhart andeutungsweise in<br />

seiner Rolle als »Bluthund« zu zeichnen, der die Entschädigungen<br />

hereinholte und die flüchtigen Bauern zu stellen<br />

hatte.<br />

d) Die Unternehmungen Reinharts von Neuneck<br />

Der genaue Aufbruch zu den Kämpfen gegen die Bauern im<br />

Donauraum einerseits zwischen Altmühl und Wörnitz andererseits<br />

ist nicht feststellbar. Aber Anfang April 1525 war<br />

Reinhart im Auftrag der Pfalzgrafen mit seinen Reitern<br />

unterwegs. Durch Sebastian Locher erhalten wir einige Hinweise<br />

auf Ort und Zeit 98:<br />

8. April vor dem Kloster Maria Medingen<br />

9. bis 16. April bei Donauwörth<br />

16. bis 23. April im Ries, zwischen Dillingen und<br />

Nördlingen<br />

27. bis 5. Mai im Gebiet des Stifts Eichstett und<br />

im oberpfälzischen Amt Stein und<br />

Hilpoltstein<br />

7. Mai bis 20. Mai zwischen Lauchheim und Crailsheim<br />

Die Angaben Lochers sind aber nicht ohne weiteres nachprüfbar,<br />

sofern man auf die Archivalien der Sigmaringer<br />

Bestände angewiesen ist 99. Was Sebastian Locher unberücksichtigt<br />

ließ, sind die Verbindungen Reinharts bzw. seiner<br />

10<br />

Herren mit den Grafen zu Oeningen und dem Markgrafen<br />

von Brandenburg. Zwei vorliegende Hilfeersuchen geben zur<br />

Vermutung Anlaß, daß der Neunecker nicht nur für die<br />

Pfalzgrafen, sondern auch für die Grafen von Oeningen und<br />

den Markgrafen von Brandenburg-Ansbach ins Feld gezogen<br />

sein könnte.<br />

Auf die Gefährdung, die für die Grafen von Oettingen von<br />

dem vereinigten Nördlinger und Oettinger Haufen ausging,<br />

bezieht sich ein Brief, der im Auftrag der Grafen Ludwig des<br />

Älteren, Martin und Ludwig des Jüngeren am 10. April 1524<br />

an den »hochgebornnen Fürsten und Hern, Hern Philipsen<br />

Pfalzgrauen bey Rein, Hertzogen in Nidern und Obern<br />

Bayrn, unnserm Gnedigen Hern« geschrieben wurde lu;l.<br />

Inhaltlich geht der Brief von der Bauernversammlung bei<br />

Deiningen (»Teyning«) aus. Wir erfahren, daß ein Bote der<br />

Grafen, Hans von Hurnheim, in Lauingen gewesen war, um<br />

den Pfalzgrafen Philipp um Kriegsgerät zu bitten. Nachdem<br />

sich die Grafen bedankt haben, schoben sie den Wunsch um<br />

zirka 200 Pferde nach, die Philipp ihnen gnädiglich leihen<br />

möge. Damit sollten ihr Kloster und der Ort Neresheim<br />

gesichert werden. Seit 1263 besaßen die Grafen von Oettingen<br />

die Schirmherrschaft über das Kloster 101. Sobald die<br />

Reitertruppe in Neresheim angekommen wäre, sollte sie ihre<br />

Befehle erhalten. Die die Hilfe des Schwäbischen Bundes<br />

ausblieb, ersuchten sie den jungen Pfalzgrafen Philipp um<br />

eine »anzal fußfolks und zimblichen veldtgeschütz«. Am<br />

9. April schon hatten die Oettinger Grafen an Casimir von<br />

Brandenburg geschickt, um den Bauernhaufen im Ries niederzuwerfen,<br />

und worauf der Markgraf sein Einverständnis<br />

gezeigt hätte 102. Im Brief der Oettinger an Philipp heißt es:<br />

»...Wie wir dann von unserm gnedigen Hern Markgraff<br />

Casimir zu Brandenpurg mit geraisigen fußfolkh und veldgeschütz<br />

auch entlich vertröst sind...«<br />

Reinhart von Neuneck hatte das Schreiben und vielleicht die<br />

Order, nach Neresheim aufzubrechen, von seinem Pfalzgrafen<br />

erhalten. Ob er aber wirklich zur Hilfe für die Grafen von<br />

Oettingen dort einschreiten mußte, ist noch nicht erwiesen,<br />

da sich der Haufe von Deinigen am 12. April auflöste. Auf<br />

sein ansbachisches Gebiet bezieht sich ein dringliches Schreiben<br />

103 des Markgrafen Casimir, das er in Ansbach am Donnerstag<br />

nach Misericordia 1525 (4. Mai) verfaßte und an<br />

Reinhart von Neuneck richtete. Dieser befand sich, der<br />

Meinung des Absenders nach, während dieser Zeit zu Lauingen<br />

oder zu Heideck. Das Gebiet, in welchem aufständische<br />

Bauern bekämpft werden sollten, war vermutlich der Aischgrund,<br />

nordwestlich des reichsstädtischen Gebietes von<br />

Nürnberg gelegen. Einerseits ersteckte sich das betroffene<br />

Gebiet links und rechts des Flüßchens Aisch, andererseits<br />

wurde sein Ende durch die Städte Rothenburg ob der Tauber<br />

und Forchheim bestimmt.<br />

Casimir schrieb aus seiner Hauptstadt: »...du wollest dich<br />

mit allen den reuttern, die du bey dir hasst, und was du weitter<br />

bey unserem lieben Oheim und Schwegern, Deinen Herren,<br />

Inn der eill auffbringen magst, ungehindert annderer<br />

geschefft und sachen, zu unns hierher fuegen, alls das du auf<br />

Sonntag schirst zu abennt, gewißlich hie zu Ansbach bey uns<br />

steest...« Unmittelbar nach dem Eintreffen Reinharts sollte<br />

der Zug gegen einen »hauffen paurn« gehen. Die Mitteilungen<br />

an Reinhart lassen den Schluß zu, daß die militärische<br />

Situation für den Markgrafen so bedrohlich war, daß<br />

Reinhart von Neuneck sogar begonnene Kriegs- bzw. Strafzüge<br />

abbrechen sollte. Die Koordination zwischen dem<br />

Herzog Wilhelm von Bayern und Markgraf Casimir muß<br />

unvollkommen gewesen sein, da man nicht wußte, wo der<br />

Neunecker mit seinem Fähnlein derzeit stand.<br />

Zu Plankstetten lagen angeworbene böhmische Söldner.<br />

»Vetter Veit von Auerberg« hatte diese offenbar im Auftrag<br />

Wilhelms von Bayern angeworben. Und nun erbat Casimir

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