heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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geklärte, vorhängeschloßartige Kapsel auf dem fein plissierten<br />
Hemd zur Seite gerückt werden mußte, wirkt geziert, und<br />
mit der Gestaltung der Hände vollends huldigt der Maler<br />
einem schon fast grotesken Manierismus.<br />
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Eitelfriedrich III. von Zollern (1494-1525). Meister von Meßkirch.<br />
Pinacoteca Vaticana.<br />
62<br />
Ein Sigmaringer Barockmaler<br />
Johann Fidelis Wetz (1741-1820) hat ein beachtliches<br />
Œuvre hinterlassen. Es umfaßt neben einer außergewöhn-<br />
lich hohen Anzahl an Zeichnungen und Olskizzen auch<br />
Druckgraphiken, Porträts und sakrale Tafelbilder, die<br />
noch heute viele ländliche Kirchen im Landkreis Sigma-<br />
ringen und Umgebung schmücken. Der im Auftrag der<br />
Kreisstadt Sigmaringen und Gesellschaft für Kunst und<br />
Kultur von Eugen Buri herausgegebene Katalog stellt<br />
erstmals die Vielfalt seines künstlerischen Schaffens in<br />
einem repräsentativen Uberblick vor.<br />
Am stärksten enttäuscht die Kopie aber im Bereich des<br />
Physiognomischen. Die Proportionen des Gesichtes stimmen<br />
nicht. Das auf dem Originalbild das Zentrum markierende<br />
Auge ist auf der Kopie zu klein geraten, die rechte Gesichtshälfte<br />
eine Spur zu weit nach außen gezogen und dadurch<br />
überbetont, wodurch die plastische Wirkung des Originals<br />
zunichtegemacht ist. Im übrigen findet das Lächeln, das der<br />
Abgebildete auf der Kopie andeutet, im Original keine<br />
Entsprechung. Dort drückt der Graf, wie es sich für einen<br />
adligen Heerführer wohl geziemt, ernste Ruhe und Sammlung<br />
aus.<br />
Insgesamt bleibt der Eindruck, den die Sigmaringer Kopie auf<br />
den Betrachter ausübt, zwiespältig, wohingegen das Original<br />
des Meisters von Meßkirch in seiner schlichten Natürlichkeit<br />
rundherum überzeugt.<br />
H • d Zum Schluß noch eine Bemerkung zu den auf den Bildern<br />
Tb Thorbecke Verlag Sigmaringen<br />
wiedergegebenen Wappen. Links oben erkennen wir jeweils<br />
das Zollernwappen mit den gekreuzten Erzkämmererszeptern,<br />
rechts das Wappen Johannas von Berselle, der Gattin<br />
Eitelfriedrichs III. Uber sie ist zu sagen, daß sie ein Jahr nach<br />
dem Tod ihres Gatten - dieser starb 1525 als Feldhauptmann<br />
Kaiser Karls V. vor Pavia - den letzten Werdenberger, Graf<br />
Christoph, heiratete. Als dieser acht Jahre später kinderlos<br />
starb, erhob Johanna erfolgreich für ihren Sohn aus erster<br />
Ehe, Karl von Zollern, Anspruch auf einen Teil des werdenbergischen<br />
Erbes. Karl wurde, als Karll. von Hohenzollern-<br />
Sigmaringen, von König Ferdinand I. von Osterreich 1535<br />
mit den bisher werdenbergischen Grafschaften Veringen und<br />
Sigmaringen belehnt: Entstehung der Linie Hohenzollern -<br />
Sigmaringen4. Anmerkungen<br />
1 Vgl. F. Rieffei, Das Fürstlich-Hohenzollerische Museum zu Sigmaringen,<br />
Gemälde und Bildwerke, Städel-Jahrbuch 3/4, Frankfurt<br />
a.M. 1924, S. 65.<br />
2 Vgl. R. Seigel und W. Kaufhold, Schloß Sigmaringen und das<br />
Fürstliche Haus Hohenzollern, Konstanz 1966, S.38.<br />
3 Das in Abb. 2 wiedergegebene Gemälde gilt unwidersprochen als<br />
Werk des M.v.M. Vgl. Chr. Salm in: Kindlers Malerei-Lexikon,<br />
Bd. 9, 1976, S. 102; 104.<br />
4 Vgl. W. Kaufhold und P. Kempf, Fürstenhaus Hohenzollern und<br />
Schloß Sigmaringen, in: Schnell-Steiner-Kunstführer Nr.580,<br />
München 51986, S.3f.<br />
JOHANN<br />
FIDELIS<br />
WETZ<br />
1741-1820<br />
Thorbecke<br />
Ausstellungskatalog 116 Seiten • 52 Abbildungen,<br />
davon 21 in Farbe • Pappband • DM 15.-