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heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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Namen Heideck mitgebracht und darf m. E. als Gründer des<br />

Weilers u. der Burg Heideck gelten, woraus dann die Stadt<br />

Heideck erwuchs. Ich halte ihn für einen Abkömmling der<br />

Trochtelfinger »von Heidegg«, die sonst um 1180-1200 in die<br />

Schweiz abgewandert sind, wo durch sie die Burg Heidegg<br />

entstand. Noch einige Nachkommen Hademars, die eine<br />

Herrschaft Heideck errichteten, macht Deeg namhaft. Eine<br />

Annahme des genannten Verfassers (im Buch S. 36), der<br />

Name »Heide« weise auf ein Waldgebiet, kann nicht bewiesen<br />

werden! Heute freilich heißt Heide das Gelände rings um<br />

die Stadt Heideck, aber das beweist für das 12. Jahrhundert<br />

gar nichts! Heide und Wald sind nicht dasselbe. Die Trochtelfinger<br />

Heide (mundartlich »Haid« oder »Hoed«) zeigt keinen<br />

Waldbestand, sondern eben am südlichen »Eck« den bewaldeten<br />

Berg mit den schwachen Ruinen (Gräben und Erdhaufen)<br />

der heutigen »Hinteren Burg«, da Heidegg im J. 1311 von<br />

den Reutlingern mit dem Lichtenstein und anderen »Festen«<br />

zerstört wurde. Eine bürgerliche Familie Heidegger war (laut<br />

Merz-Hegis »Zürcher Wappenrolle« 1930, S. 153 f) in Zürich<br />

aus Nürnberg zugezogen. Ob zu dieser auch der am 25. Mai<br />

1976 verstorbene berühmte Freiburger Philosophieprofessor<br />

Dr. Martin Heidegger aus Meßkirch gehörte, ist nicht erwiesen.<br />

Seine Ahnen erforschte Herr Wilhelm Burth-Freiburg<br />

bis zum Jahr 1645 in Leibertingen beim Wildenstein, wohin<br />

sie aus dem »Lendlin ob der Ens« (Oeterreicht) gekommen<br />

seien. Die Nürnberger Heidegger kamen zweifellos vom<br />

JOHANN ADAM KRAUS<br />

Hirtenbrief und NS-Polizei<br />

Wer nach Abschluß des Konkordats zwischen der katholischen<br />

Kirche in Deutschland und der Hitlerpartei unter<br />

Kanzler von Papen geglaubt hatte, das Verhältnis zwischen<br />

Kirche und Staat würde sich friedlich gestalten, wurde bald<br />

eines anderen belehrt. Die katholische Kirche wurde mehr<br />

und mehr geknebelt. Als dann um's Jahr 1939 der Freiburger<br />

Erzbischof einen energischen Hirtenbrief an seine Gläubigen<br />

erließ, erhoben sich gleich schwerste Bedenken, ob diese<br />

Verlautbarung durch die Post den einzelnen Pfarrern zugestellt<br />

werden könne ohne staatlicherseits behindert und das<br />

Schriftstück gar beschlagnahmt werden könne. Im Landkapitel<br />

Sigmaringen beschloß der Klerus daher, das Schreiben der<br />

Kirchenbehörde heimlich unter der Hand zu verteilen. Der<br />

damalige geistliche Direktor des katholischen Waisenhauses<br />

Nazareth in Sigmaringen, Karl Kaupp (geb. 1887) stellte mir<br />

sein Auto zwecks heimlicher Verteilung des Hirtenschreibens<br />

zur Verfügung und so fuhr ich durch den Südteil des<br />

Dekanats und gab das Schreiben den geistlichen Mitbrüdern<br />

zum Verlesen ab. Mein eigenes Exemplar verwahrte ich nach<br />

Kenntnisnahme des Inhalts unter der Fußmatte meiner Pfarrkanzel<br />

in Dietershofen. Zu meinem größten Erstaunen, (ich<br />

meine sofort am selben Abend), erschien ein Polizist in<br />

Uniform im Pfarrhaus mit dem Befehl, er müsse das betreffende<br />

Schriftstück beschlagnahmen! Wer Anzeige erstattet<br />

hatte, weiß ich nicht. Ich erfuhr aber vom Beamten, er habe<br />

kurz zuvor dem völlig überraschten und erschreckten Mitbruder<br />

in Einhart, Pfarrer Viktor Burkhart (geb. 1884) den<br />

ihm durch mich zugestellten Hirtenbrief kurz aus der Hand<br />

genommen! Nun verlangte er auch mein Exemplar aufgrund<br />

eines polizeilichen Befehls. Ich erklärte ihm jedoch, meinem<br />

Bischof gehorchen zu müssen, mehr als der staatlichen Polizei.<br />

Doch er befahl: »Geben Sie das Schriftstück heraus! oder<br />

ich muß Anzeige erstatten!« Ich erklärte ihm »Ich tue meine<br />

Pflicht, tun Sie die ihre auch und suchen Sie den Brief!«<br />

14<br />

nahen Heideck. Nach freundlicher Auskunft des Staatsarchiv<br />

Sigmaringen vom 9. 2.1988 gibt es laut der Telefonbücher den<br />

Namen Heideker(!) heute in Blaubeuren, Ulm, Metzingen,<br />

Münsingen 16 mal, Reutlingen 5 mal, die wohl auf die<br />

Trochtelfinger Heideck zurückgehen dürften. Ob sie illegitime<br />

Nachkommen der Adeligen waren, oder lediglich<br />

Bebauer der Güter der 1311 abgegangenen Burg, wer will das<br />

entscheiden? Uber die bei Hitzkirch in der Schweiz stehende<br />

Burg Heidegg und deren Bewohner gab Herr Stefan Sonderegger<br />

am städtischen Archiv (Vadiana) in St. Gallen gütigst<br />

Auskunft aus dem »Genealogischen Handbuch der Schweiz«<br />

III, 309 f: Als älteste Nachricht erscheint ein Heinrich im<br />

Jahre 1185 »von Heidesche«, 1210 »H. der Ritter von Heideko«,<br />

1223 »von Heideka« mit einem gleichnamigen Sohn,<br />

der 1223 »Ritter von Heidekke« heißt und 1241 mit Gattin<br />

Elisabeth und mehreren Söhnen und Töchtern erwähnt wird.<br />

Das erste Wappen der »von Heidegg« (Schweiz) zeigte in gelb<br />

einen schwarzen Eisenhut, später den Schild gespalten von<br />

schwarz und gelb, als Kleinod ein Hörnerpaar in den Schildfarben,<br />

usw. Ihr Name »von Heidegg« deutet m. E. zweifelsfrei<br />

auf die Trochtelfinger Haid!<br />

Anmerkung:<br />

1 »Heideck, Stadt und Landschaft«, Nürnberg 1971, S ii und 35/36.<br />

Den Hinweis auf dieses Buch des Herrn Deeg verdanke ich Herrn<br />

Georg Fleischmann an der Heimatkundlichen Sammlung im<br />

Rathaus zu 8548 Heideck in Nähe von Nürnberg.<br />

Darauf griff der Beamte in die hintere Hosentasche, als hole er<br />

seine Pistole heraus, brachte jedoch nur ein Notizbuch<br />

zutage. Dann fragte er »Wie heißen Sie?« Ich antwortete:<br />

»Das wissen Sie so gut wie ich!«<br />

Doch habe ich den Mann vorher nie beachtet gehabt. Er<br />

erklärte, er werde Anzeige erstatten. Ich drauf: »Tun Sie ihre<br />

Pflicht, ich werde die meine auch tun, den Hirtenbrief<br />

bekommen Sie nicht!« Drauf verschwand er. Am Sonntag zog<br />

ich das Schriftstück unter der Fußmatte der Kanzel hervor<br />

und las den Inhalt vor. Ob die Parteimänner auch unter den<br />

Hörern waren, die Anstoß genommen hatten, daß ich die<br />

polnischen Zwangsarbeiter der Pfarrei hatte auch an unseren<br />

Gottesdiensten teilnehmen ließ und sie nicht hinauswies,<br />

blieb mir unbekannt.<br />

Die polizeiliche Anzeige erfolgte sofort gegen mich und die<br />

hohenzollerischen Mitbrüder, die dem Bischof gehorsam<br />

waren und zwar bei dem preußischen Regierungspräsidenten<br />

in Sigmaringen, der m. W. Simon hieß. Und bald folgte ein<br />

Strafbefehl über 300 Mark (wenn ich mich recht entsinne).<br />

Die benachbarten Badener, z.B. der Stadtpfarrer in Meßkirch<br />

und Umgebung, lasen den Hirtenbrief »aus Klugheit« nicht<br />

vor.<br />

Inzwischen erfuhr Stadtpfarrer Bogenschütz in Trochtelfingen<br />

durch einen Polizisten des benachbarten Mägerkingen,<br />

unser Strafbefehl sei widerrechtlich erfolgt auf Grund eines<br />

königlich württembergischen Strafgesetzbuchs vom Jahr<br />

1879, das unser Land Hohenzollern gar nichts anging. Das<br />

gab ein triumphierendes Hallo im hohenzollerischen Klerus<br />

und einen geharnischten Protest gegen die Strafverfügung.<br />

Wohl oder übel mußte der Herr Präsident in Sigmaringen<br />

oder sein Stellvertreter den Strafbefehl aufheben! Die Stimmung<br />

der Nazis darauf kann man sich vorstellen.

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