heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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für die Ausstellung der Bulle zahlte, bei etwa 5000 fl Jahreseinkünften<br />
ein hoher Betrag.<br />
Georg Kurz mußte nun gegenüber dem Bischof von Konstanz<br />
erneut einen Treueid ablegen, der gegenüber dem<br />
üblichen Formular um die Versicherung erweitert wurde, daß<br />
er und seine Nachfolger sich verpflichteten, die Pontifikalien<br />
nur im Bereich der Abtei auszuüben, in den Beuron gehörigen<br />
Pfarreien dagegen nur mit bischöflicher Zustimmung.<br />
Abt Georg und der Konvent besiegelten am 13.Juli 1687<br />
dieses Schriftstück, in dem sich das Mißtrauen des Bischofs<br />
spiegelt.<br />
Ein weiterer wichtiger Schritt hin zur Verwirklichung des<br />
Lebens nach der Regel war der Bau neuer Konventsgebäude,<br />
mit dem 1694 begonnen wurde.<br />
Abt Georg führte um 1690 ein strenges hausinternes Studium<br />
für die jungen Religiösen ein. Hierfür holte er Prediger- bzw.<br />
Franziskanermönche nach Beuron. Die Bibliothek mußte<br />
daher stark erweitert werden. Für hohe Beträge wurden selbst<br />
aus Venedig Bücher beschafft.<br />
HERBERT RÄDLE<br />
Diese Auf- und Ausbauphase war 1704 abgeschlossen. Als<br />
der Südflügel der Abtei bezogen werden konnte, bedauerte<br />
der Beuroner Chronist, daß Abt Georg dieses Ereignis nicht<br />
mehr miterleben konnte. Er war wenige Monate vorher<br />
gestorben. Der Chronist stellt fest, daß mit dem Bezug dieses<br />
Gebäudes das strenge Leben nach der Regel begonnen werden<br />
konnte, »...regulärem disciplinam cum solemni choro<br />
feliciter auspicati sumus.. .«.Jetzt erst standen dem Konvent<br />
die Gebäude zur Verfügung, um ein regelbezogenes Leben<br />
führen zu können. Dies zeigte sich bei der am 9. Juni 1704<br />
vorgenommenen Wahl des Nachfolgers. Hatte man sich bis<br />
dahin mit der Sakristei der Kirche behelfen müssen, so konnte<br />
der Wahlakt nun in dem repräsentativen Oberen Saal in der<br />
Abtei (heute Bibelmuseum) stattfinden. Der neugewählte<br />
Abt Josef zog dann mit den Anwesenden unter Glockengeläut<br />
in die Kirche. Nach dem Te Deum wurde der Gewählte<br />
in den Chor zum Abtsstuhl geführt, wo er die Gratulationen<br />
entgegennahm. Nach der Rückkehr in die Abtei überreichte<br />
der Generalvisitator Dr. Waibel dem Abt die Schlüssel. Hiermit<br />
war der Wahlakt abgeschlossen und die während der<br />
Wahlhandlung verschlossenen äußeren Tore der Abtei Beuron<br />
wurden wieder geöffnet.<br />
Das Sigmaringer Bildnis Eitelfriedrichs - eine Kopie nach einem Original<br />
des Meisters von Meßkirch<br />
Die kunsthistorische Einordnung des im Sigmaringer Schloß<br />
hängenden Gemäldes Eitelfriedrichs III. von Zollern (Abb. 1)<br />
ist bisher widersprüchlich. Im Städeljahrbuch 1924 wird das<br />
Bild dem Meister von Meßkirch zugewiesen 1, während jüngere<br />
Autoren diese Ansicht als unhaltbar fallenließen und das<br />
Bild einem nicht näher bekannten Meister Josef von Balingen<br />
(um 1561) zuschreiben 2. Keiner der bisherigen Beurteiler, so<br />
nehme ich an, kannte wohl das in Abb. 2 wiedergegebene<br />
Porträtbild aus dem Vatikan. Sonst wäre ihm nämlich nicht<br />
entgangen, daß in Sigmaringen eine Kopie hängt 3.<br />
Beschreibung und Beurteilung des Sigmaringer Bildes<br />
Bei einem Vergleich der beiden Bilder fallen sofort Ähnlichkeiten<br />
wie Abweichungen ins Auge. Abgesehen von der<br />
größeren Dimensionierung der Kopie (67X96 gegenüber<br />
22 X 33 cm) fällt auf, daß der Kopist den Grafen in einen<br />
Rahmen aus Architekturelementen stellt. Betrachtet man die<br />
Beifügungen näher, so erkennt man, daß sie u.a. offensichtlich<br />
dem Zweck dienen, die Dreidimensionalität zu verstärken<br />
und mehr Perspektive in das Bild zu bekommen. Um dies<br />
zu erreichen, läßt der Maler beispielsweise Hände und Arme<br />
des Dargestellten im Vordergrund auf einer Art Tisch ruhen<br />
und die Figur seitlich über den Rahmen aus zeitgemäß<br />
verzierten Renaissancesäulen hinausragen. Den Architekturrahmen<br />
hinterfängt er wiederum - allerdings etwas ungeschickt<br />
gerade in Höhe des Mundes - mit einem halbgeöffneten<br />
Vorhang, der seinerseits den Blick freigibt auf eine den<br />
Hintergrund bildende tapezierte Wand. Stärkerer Perspektivierung<br />
sollte wohl auch die Rundung der Hutkrempe, die<br />
stärkere Faltung des Mantelkragens und die schräg über die<br />
Brust verlaufende doppelte Kette dienen.<br />
Der Kopist, so stellt man fest, trägt also zur Gestaltung seines<br />
Bildes durchaus Eigenes bei. Und doch fällt die Kopie im<br />
Vergleich zum Original enttäuschend aus. Es gelingt dem<br />
Kopisten nicht, ein neues, befriedigendes Ganzes zu schaffen:<br />
Dadurch, daß er z.B. die Figur des Grafen vorne über den<br />
Architekturrahmen hinaus verbreitert, riskiert er tote Stellen<br />
im Bereich der Arme. Der rechte Teil des Kragens wirkt, da er<br />
der Hand folgend nach außen gezogen werden mußte, steif<br />
und abstehend. Der kreissägenartige Hut sitzt nicht richtig<br />
auf dem Kopf auf. Das vom Kopisten hinzugefügte seltsame<br />
Bartzöpfchen, demzuliebe die in ihrer Bedeutung nicht<br />
Eitelfriedrich III. von Zollern. Fürstlich Hohenz. Museum Sigmaringen.<br />
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