heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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Abtei Beuron mit Steighöfen (G) und Rheinfeder Hof (F). Das Rechteck F auf dem linken Donauufer bezeichnet den Platz der ersten<br />
Gründung Beurons durch Graf Gerold. Kolorierte Karte 1787. Staatsarchiv Sigmaringen Ho 156 Bü 7.<br />
Schneewasser die Gebäude insgesamt zerstöre. Auch sei zu<br />
befürchten, daß über den Winter die Gewölbe der Stiftskirche<br />
einstürzten, wenn man nicht das Dach neu decke. Die<br />
Chorherren wollten zunächst die Ziegelhütte wieder instandsetzen<br />
und in Betrieb nehmen, um dann die Dachreparaturen<br />
durchführen zu können. Ebenso müsse die Brücke über die<br />
Donau repariert werden, um die Stiftsmühle anfahren zu<br />
können. Derzeit könne die Mühle, »welche das beste Haupt -<br />
guth«, d.h. die wichtigste Einnahmequelle für den Konvent<br />
sei, nicht genutzt werden. In Beuron waren es weniger die<br />
Verwüstungen durch plündernde Soldaten, als vielmehr die<br />
mangelnde Unterhaltung der Gebäude, die zu beträchtlichen<br />
Schäden im Laufe der Jahre führte.<br />
Die wirtschaftliche Sanierung des Stifts Beuron<br />
Nach dem Friedensschluß bezogen die einzigen beiden überlebenden<br />
Chorherren, der Administrator Johann Veeser und<br />
Frater Christoph Schellhammer, die baufälligen Konventsgebäude.<br />
Vor dem Krieg hatten dort sieben Chorherren gelebt.<br />
Mit Hilfe des Bischofs von Konstanz, der über die Ordensverfassung<br />
großen Einfluß hatte - Beuron war ihm unmittelbar<br />
unterstellt und der Propst mußte ihm nach der Wahl einen<br />
Treueid ablegen und des Abts von Kreuzlingen, der nach<br />
der Ordensverfassung der Visitator war, begannen beide mit<br />
dem Wiederaufbau.<br />
1647 hatten sich 15 253 fl an Schulden angehäuft. Johann<br />
Veeser, der zunächst zum Administrator, dann am<br />
30. Dezember 1649 bzw. 5. Februar 1650 zum Propst bestellt<br />
worden war, konnte nur die erste Not lindern. Die wüst<br />
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liegenden Höfe mußten wieder besetzt werden, die Stiftslandwirtschaft<br />
wieder aufgenommen werden. Wegen nicht<br />
bezahlter Schulden wurde er 1654 zeitweise von seinem Amt<br />
suspendiert. Die Kapitelprotokolle enthalten zahlreiche Vermerke<br />
über das Unvermögen, den Forderungen der Schuldner<br />
nachzukommen.<br />
Wesentlich weiter kam sein Nachfolger Propst Sigismund<br />
Marbeck (1660-1682). Pater Sigismund Marbeck war 1654<br />
aus der reformierten Augustinerchorherrenabtei Rottenbuch<br />
im Bistum Freising nach Beuron geholt worden. Er war ein<br />
geistig hochstehender Chorherr, ebenso kannte er sich aber<br />
auch in den weltlichen Dingen aus. Seine Schwester war mit<br />
dem Hofrat Ambrosius Sartor in München verheiratet, ein<br />
Zeichen für die hohe soziale Stellung seiner Familie. Am<br />
3.Juni 1656 beantragte Propst Johann beim Bischof von<br />
Konstanz, Sigismund als Priester in die Konstanzer Diözese<br />
zu transferieren, und erbat das Dimissorium. Als Grund gab<br />
er an, daß in Anbetracht seines Alters Sigismund der geeignete<br />
Nachfolger sei. Die Verhandlungen mit dem Bischof von<br />
Freising zogen sich einige Zeit hin. Im Mai 1658 wurde er in<br />
Rottenbuch entlassen und am 24.Juni legte er in Beuron<br />
Profeß ab. Marbeck war aus einer reformierten Abtei erbeten<br />
worden, um Beuron geistlich zu erneuern und zu reformieren.<br />
1659 wurde Sigismund zum Ökonom und Dekan<br />
gewählt, 1660 zum Propst.<br />
Sigismund ging tatkräftig an den Wiederaufbau des Stifts, so<br />
daß ihn die Chronik als neuen Apoll (»novus Apollo«) und<br />
Herkules bezeichnete, der das heruntergekommene Stift<br />
geistlich wie materiell gesichert habe. Seine Regierungszeit ist