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heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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Teil des bronzezeitlichen Depotfundes.<br />

berg, ob es möglich wäre, den geborgenen Fund - oder<br />

wenigstens wichtige Teile davon - für Ausstellungszwecke<br />

der Stadt Sigmaringen zu überlassen. Dieser erfreuliche Vorgang<br />

wecke in Sigmaringen den Wunsch, solche Gegenstände<br />

am Ort ihres Auffindens bewahren und zeigen zu können. Es<br />

böten sich hierfür an, das Sigmaringer Schloß mit seiner vorund<br />

frühgeschichtlichen Sammlung, in der sich solche Leihgaben<br />

in guter Gesellschaft befänden und auch das städtische<br />

Heimatmuseum im Runden Turm. Für die sichere und<br />

sachgerechte Aufbewahrung würde an beiden Stellen gesorgt.<br />

In Sigmaringen wären sie hochgeachtete und interessante<br />

Zeugen der Ortsgeschichte.<br />

Dem Wunsche des Sigmaringer Bürgermeisters konnte vorerst<br />

nicht, auch nicht teilweise, entsprochen werden und so<br />

lagert der Fund weiter beim Landesdenkmalamt.<br />

Doch das Landesdenkmalamt Baden-Württemberg - Abteilung<br />

Bodendenkmalpflege - war von sich aus auch bereits<br />

tätig geworden und hatte die Funde öffentlich gezeigt. So<br />

waren sie anläßlich der Jahrestagung der Gesellschaft für Vorund<br />

Frühgeschichte vom 2.-4. Juni 1978 in einer Vitrine des<br />

Volkshochschulheimes Inzigkofen ausgestellt.<br />

Der Runde Turm in Sigmaringen als Heimatmuseum<br />

Aus dem ursprünglichen Fund steht dem Heimatmuseum<br />

jedoch noch ein Stück Bronzegußkuchen im Gewicht von 631<br />

Gramm als »Leihgabenstiftung Rudolf Haug« zur Verfügung.<br />

Die Stadt Sigmaringen will nun das Ausstellungsgut im<br />

Heimatmuseum erweitern, möglichst auch um eine Abteilung<br />

für Vor- und Frühgeschichte, und bemüht sich daher um<br />

Exponate. Es wäre daher schön und bleibt zu hoffen, daß in<br />

absehbarer Zeit weitere Teile des bedeutenden Depotfundes<br />

vom Landesdenkmalamt wieder nach Sigmaringen zurückkommen<br />

werden. Die Kreisstadt Sigmaringen wäre hierfür<br />

sicher sehr dankbar. Sigmaringen, das im Jahre 1077 nach<br />

Christi Geburt erstmals urkundlich in der Chronik des<br />

Klosters Petershausen erwähnt wird, als Rudolf von Schwaben<br />

deren Burg erfolglos belagerte, wurde um die Mitte des<br />

15. Jahrhunderts unter den Werdenbergern baulich erweitert.<br />

Die Ausdehnung ging über die Schwabstraße hinaus bis zur<br />

heutigen Antonstraße. Reste des Mauergürtels und der<br />

Runde Turm, einst ein bedeutender Teil der Sigmaringer<br />

Stadtbefestigung, haben sich bis in die Gegenwart erhalten.<br />

Dieser Runde Turm, früher auch »Rondell« genannt, wurde<br />

ab 1971 grundlegend renoviert und zu einem Heimatmuseum<br />

mit drei Stockwerken ausgebaut und 1972 fertiggestellt. Die<br />

Fassade des alten, unter Denkmalschutz stehenden Turmes<br />

wurde erhalten, sein Inneres wurde jedoch völlig neu gestaltet.<br />

8<br />

Die Hülle blieb, das Innere wurde neu.<br />

Die Kunstausstellungen, die seither ebenfalls im Runden<br />

Turm stattfanden, sowie die Kunstgalerie werden ihr endgültiges<br />

Zuhause im alten Realschulgebäude finden, das ab 1987<br />

zu einem Kulturzentrum mit Bibliothek ausgebaut wird.<br />

Diese »Alte Schule beim Turm« war von 1879-1958 Volksschule<br />

und von 1962-1975 Realschule. Künftig soll also der<br />

Runde Turm nur noch als Heimatmuseum dienen.<br />

Zur Bedeutung der Depotfunde<br />

Die sogenannten »Depotfunde« verraten uns mancherlei.<br />

Zunächst geben sie Auskunft über Handelswege, auf denen<br />

die Bronze von ihrem Ursprungsort nach dem Norden<br />

gebracht wurde, und daß die Händler an bestimmten Stellen<br />

dieser Wege sich Niederlagen oder Warenlager errichteten,<br />

indem sie ihre gewichtige Ware dort diebessicher vergruben.<br />

Der größte derartige Depotfund bei Bologna enthielt in<br />

einem riesigen Tongefäß fast 15000 Bronzegegenstände verschiedenster<br />

Art und Form. Aus unbekannten Gründen hat<br />

der Händler dann später seine Ware im Stich lassen müssen.<br />

Auch ansässige Bronzegießer haben oft ihre Vorräte an<br />

gegossener Ware und Rohmaterial, sowie die Gußgeräte an<br />

Ort und Stelle versteckt. Man hat hier und dort gegossene<br />

Waffen und Schmuckgegenstände des gleichen Musters nebst<br />

den zu ihrem Gusse erforderlichen Ton- und Sandsteinformen<br />

in großer Zahl gefunden. An anderen Stellen wies das<br />

Depot nur zerbrochenes Bronzegerät auf. Das legt die Vermutung<br />

nahe, daß diese Bruchstücke im damaligen Tausch-<br />

Vitrine mit dem Depotfund im Volkshochschulheim Inzigkofen.<br />

handel die Rolle des späteren Geldes gespielt haben. Der<br />

Händler dürfte zerbrochenes Gerät nach Gewicht gegen neue<br />

Gegenstände in Tausch genommen haben. Der Käufer<br />

erstand dies gegen ein Tauschmittel, um sie von ortsansässigen<br />

Bronzehandwerkern dann zu dem jeweils gewünschten<br />

Gegenstande umgießen zu lassen.<br />

Die Funde in ihrer Gesamtheit, ihre Lagerung in den Erdschichten<br />

- was oben liegt, wird zumeist jünger sein als das<br />

darunter gelagerte -, die verschiedene Formgebung der<br />

Geräte usw. gestatten eine Einteilung der Bronzezeit nach<br />

Zeiträumen und Entwicklungsstufen vorzunehmen. Neben<br />

den sogenannten »Depotfunden« gibt es auch Funde, die<br />

Gräbern entstammen und die »Moorfunde«, hauptsächlich<br />

im Norden in Schleswig und auf der dänischen Insel Fünen<br />

zwischen dem Großen und dem Kleinen Belt.<br />

Mit den großen Depotfunden der Bronzezeit, wie Bologna<br />

u. a., kann sich der Sigmaringer Fund sicherlich nicht messen.<br />

Trotzdem ist er ein Teil einer Kette von Funden, die uns<br />

Einblick gibt in die Handelstätigkeit und in die Kultur der<br />

Zeit vor ca. dreitausend Jahren.

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