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heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV

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31 Chorherr im Stift<br />

32 Schreiben des Stadtpfarrers Severin Fuchs vom 12. Juli 1827 an das<br />

bischöfliche Generalvikariat die hiesige Nebenkirche St. Luzien<br />

betreffend. - Lagerort: Erzbischöfliches Archiv Freiburg.<br />

33 Offizial (spätlat.) = urspr. Gehilfe, Beamter; Kirchendiener,<br />

Kirchenbeamter; Stellvertreter des Bischofs in der streitigen und<br />

Strafgerichtsbarkeit.<br />

34 Hermann von Vicari (geb. am 13. Mai 1773 in Aulendorf) war seit<br />

HERBERT RÄDLE<br />

Eine Medaille Christoph Friedrichs Graf zu Zollern<br />

Zu den Schätzen der Staatlichen Münzsammlung München<br />

gehört auch eine silberne Medaille Christoph Friedrichs Graf<br />

zu Zollern (1508-1536) aus dem Jahr 1528. Als einzige<br />

erhaltene Porträtdarstellung Christoph Friedrichs vermittelt<br />

sie uns ein lebensnahes Bild des damals zwanzigjährigen<br />

Grafen.<br />

Die Aufschrift der Medaille lautet: »Cristoff Friderich Graf<br />

zuo Zollern des Reichs Erbkamerer. Sein Alter XX.« Im Feld<br />

erkennen wir das Datum M.D.XX.VIII (= 1528), darunter<br />

links die ligierte Signatur FH (= Friedrich Hagenauer).<br />

Der Zollerngraf ist im Brustbild mit weitem Mantel, Amtskette<br />

und schwungvollem Federbarett nach links wiedergegeben.<br />

Der beigefügte Titel »Erbkammerer des Reiches« weist<br />

ihn als hohen Amtsträger im Dienste der Habsburger aus.<br />

Christoph Friedrich war ein Enkel des durch mehrere hohe<br />

Reichsämter ausgezeichneten Zollerngrafen Eitelfriedrich II.<br />

(1452-1512). Am brandenburgischen Hofe erzogen, war dieser<br />

Diplomat, Berater und Vertrauter Kaiser Maximilians,<br />

sowie Oberhofmeister, Reichskammerrichter und - wie sein<br />

auf der Münze abgebildeter Enkel - Erbkammerer des Reiches<br />

geworden. Um sein Territorium abzurunden, hatte<br />

Eitelfriederich als kluger Landesherr 1497 mit König Maximilian<br />

Rhäzüns gegen die Herrschaft Haigerloch getauscht.<br />

Eitelfriederich II. ruht in der Stiftskirche seiner Residenzstadt<br />

Hechingen (Grabplatte, die ihn mit seiner Gemahlin Magdalena<br />

Markgräfin von Brandenburg, gestorben 1496, zeigt).<br />

Mit einem Sohn dieses hochbedeutenden Zollerngrafen, mit<br />

Eitelfriedrich III. (1494-1525) verbindet den auf der Medaille<br />

abgebildeten Christoph Friedrich der Dienst im Heer Kaiser<br />

Karls V., den beide in gleicher Weise geleistet haben, insbesondere<br />

die Teilnahme an den Feldzügen Karls gegen Franz I.<br />

von Frankreich. Hierbei fanden beide den Tod: Eitelfriedrich<br />

III. 1525 bei Pavia, Christoph Friedrich elf Jahre später, 1536,<br />

vor Marseille. Von Eitelfriedrich III., einem Spielgefährten<br />

Karls V., existiert übrigens ein Porträt von der Hand des<br />

Meisters von Meßkirch (Pinacoteca Vaticana) 1.<br />

Auf die abgebildete Medaille und ihren Schöpfer zurückkommend<br />

ist mitzuteilen, daß Friedrich Hagenauer einer der<br />

bedeutendsten Medailleure des 16. Jh. gewesen ist. Geboren<br />

in Straßburg, lebte er 1526-1531 in Äugsburg, wo auch unsere<br />

Medaille geschaffen wurde, 1532-1535 am Oberrhein, dann<br />

bis 1546 in Köln. Seine Medaillen sind Erzeugnisse von hoher<br />

handwerklicher Kunstfertigkeit. Mit großer Feinheit sind auf<br />

ihnen die Einzelheiten von Porträt und Kleidung der Dargestellten<br />

wiedergegeben, wie auch die Medaille des Zollerngrafen<br />

Christoph Friedrich zeigt.<br />

Medaillen, das sei hier noch ganz allgemein hinzugefügt,<br />

besitzen im Gegensatz zur Münze keinen Geldwert. Die<br />

Medaille dient vielmehr der Erinnerung an eine bestimmte<br />

Person oder ein bestimmtes Ereignis. Mit der Münze verbindet<br />

sie lediglich ihre äußere Gestaltung, das ein- oder zweisei-<br />

1816 Offizial der bischöflichen Kurie in Konstanz, kam am<br />

21. Oktober 1827 als Generalvikar und Domkapitular nach Freiburg,<br />

wurde 1830 Domdekan, 1832 Weihbischof, war 1836 und<br />

1842 Bistumsverweser und seit 1842 Erzbischof. Gestorben ist er<br />

am 14. April 1868 zu Freiburg i.B.<br />

35 Schreiben des Officials v. Vicari vom 19.Juli 1827. - Lagerort:<br />

Pfarrarchiv Hechingen, Dep. St. Luzen. Kasten 61.<br />

Medaille Christoph Friedrichs Graf von Zollern. Augsburg 1528,<br />

Silber, gegossen, Durchmesser 72 mm, Staad. Münzsammlung München.<br />

Bild aus »Die Renaissance« (Ausstellungskatalog) Karlsruhe<br />

1986, S.592<br />

tige Relief. Seit Beginn des 16.Jahrhunderts wurde diese<br />

Kunstgattung vorwiegend in Augsburg und Nürnberg<br />

gepflegt. Die ersten Medaillen, meist Portätmedaillen, sind<br />

durchwegs von einem lebensnahen Realismus getragen.<br />

Anmerkung<br />

' Vgl. Chr. Salm, Der Meister von Meßkirch, Diss. Freiburg 1950,<br />

S. 10. Eitelfriedrichs III. Sohn, Karl, das Patenkind Kaiser Karls V.,<br />

wurde - als Karl I. von Hohenzollern - der Stammvater des Hauses<br />

Hohenzollern-Sigmaringen. Die folgende Stammtafel verdeutlicht<br />

die Verwandtschaftsverhältnisse der genannten Grafen:<br />

Eitelfriedrich I.<br />

t J439<br />

Franz<br />

(1483-1517)<br />

I.<br />

Christoph Friedrich<br />

(1508-1536)<br />

Jos Nikiaus I.<br />

1-1488<br />

I<br />

Eitelfriedrich II.<br />

(1452-1512)<br />

Joachim Eitelfriedrich III.<br />

1485-1538) (tl525)<br />

I I<br />

Jos Nikiaus II. Karl I.<br />

(1513-1558) (1516-1576)<br />

(nach R. Seigel, Schloß Sigmaringen und das Fürstliche Haus Hohenzollern,<br />

Konstanz 1966, dritte Umschlagseite)<br />

23

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