heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Richtung einen Druck auszuüben, denn die geschilderten<br />
Verhältnisse ergeben ohne weiteres zwingende Schlüsse. Wie<br />
die Betriebe jetzt liegen, bedrohen sie den Bestand des Prinz<br />
von Hohenzollernschen Hauses und es muß darin eine<br />
Änderung eintreten oder wir sehen uns gezwungen, zu<br />
radikalen Maßnahmen zu schreiten. Unser Antrag geht<br />
dahin, an etwaiger Osthilfe für unsere pommerschen Betriebe<br />
in gleicher Weise wie die übrige Landwirtschaft des Ostens<br />
beteiligt zu werden. Geholfen wäre uns schon mit einem<br />
langfristigen Darlehen von einer Million Reichsmark zu<br />
einem mäßigen Zinsfuß.«<br />
Die Hoffnungen der Fürstl. Hofkammer, die pommerschen<br />
Güter mit einem langfristigen Kredit sanieren zu können,<br />
mußten jedoch alsbald begraben werden. Durch Reichsgesetz<br />
war im Jahre 1931 die Sanierungshilfe für Güter an die<br />
Bedingung geknüpft worden, daß für Bauernsiedlungen Land<br />
abgegeben werden mußte. Ein weiteres Gesetz wurde vorbereitet,<br />
das die Zwangsenteignung nicht mehr entschuldungsfähiger<br />
Güter zum Zweck der Siedlung vorsah.<br />
Bei der Lage der Dinge war an einem absoluten Festhalten an<br />
den pommerschen Gütern nicht mehr zu denken. Mit Kaufvertrag<br />
vom 3. Dezember 1931 wurden 2810 ha landwirtschaftliche<br />
Nutzfläche der sog. Jannewitzer Begüterung in<br />
Jannewitz, Lantow, Groß- und Klein-Quäsdow, Roßnow,<br />
Seydel und Vieverow (Kreise Schlawe und Köslin) an die<br />
Bauernhof Siedlungsgesellschaft in Berlin verkauft.<br />
Von dem Kaufpreis in Höhe von 1450000 RM wurden<br />
700000 RM zur Abdeckung aufgelaufener Schulden sogleich<br />
ausbezahlt. Außerdem übernahmen die Käufer Hypotheken<br />
in Höhe von 68000 RM. Die restlichen 482000 RM waren<br />
von dem Käufer mit höchstens 9% bzw. mindestens mit 5%<br />
zu verzinsen. Zu den Zinsen kam dann noch eine Amortisationsquote<br />
von jährlich 0,5%. Wegen der schlechten Zahlungsmoral<br />
des Käufers sind in der Folgezeit, wie aus den<br />
umfangreichen Akten darüber zu entnehmen ist, immer<br />
wieder Streitigkeiten zwischen der Fürstl. Hofkammer und<br />
der Siedlungsgenossenschaft entstanden.<br />
HANS-DIETER LEHMANN • OTTO BOGENSCHUTZ<br />
Anmerkungen zum »Käpfle« über Burladingen<br />
Im Schwarzwälder Boten vom 25. August 1988 erschien ein<br />
Aufsatz mit dem Titel »Das Burladinger Käpfle in keltischer<br />
Hand«. Der nicht mit Namen gekennzeichnete Beitrag<br />
befaßte sich mit der Frühgeschichte dieses Berges oberhalb<br />
der Wasserscheide zwischen Starzel und Fehla, auf der das<br />
römische Kastell des Alblimes gelegen hatte. Aus den auf dem<br />
Berg an der Oberfläche sichtbaren Befunden zusammen mit<br />
von hier stammenden Funden aus vorrömischer, römischer<br />
und frühmittelalterlicher Zeit wurde über die einstige Bedeutung<br />
der Anlagen spekuliert: vom mittelalterlichen Burgstall<br />
(C. Bizer, J.A. Kraus) über einen Alb-Limes-Feuerturm<br />
(R. Simmendinger) bis hin zu einer Wehranlage der Kelten<br />
(Dr. G. Wiebusch), letzteres geschlossen aus Übereinstimmungen<br />
im Erscheinungsbild mit der »Wildenburg« bei Idar-<br />
Oberstein. Die Beobachtung einer Ähnlichkeit der Formationen<br />
am »Käpfle« mit Gegebenheiten in linksrheinischen<br />
Anlagen am Hunsrück und im Moselraum ist aufschlußreich<br />
deshalb, weil von dort mehrere befestigte Höhensiedlungen<br />
als Zufluchten der Provinzial-Bevölkerung aus der Endzeit<br />
des römischen Reichs bekannt sind (Gilles 1985). Die<br />
Befunde am »Käpfle« machen es wahrscheinlich, daß dem<br />
Berg hier zur gleichen Zeit, d.h. zur Zeit der »frühen<br />
Alamannen« bei uns, eine entsprechende Funktion zukam.<br />
Die erworbenen landwirtschaftlichen Nutzflächen wurden<br />
von der Siedlungsgesellschaft sodann parzelliert und 289<br />
Siedlerstellen geschaffen. Das Siedlerdorf, das den Namen<br />
Hohenzollern erhielt, zählte alsbald 1150 Bewohner.<br />
Von der Veräußerung der Jannewitzer Begüterung blieben<br />
die Forsten in Pommern unberührt. Auch verblieben zur<br />
Nebenbewirtschaftung durch das Forstpersonal einige landwirtschaftliche<br />
Flächen im Fürstl. Besitz.<br />
Doch auch nach der Veräußerung der Jannewitzer Begüterung<br />
stellte der Fürstl. Besitz in Pommern einen gewaltigen<br />
Komplex dar. Wie wir aus Aufzeichnungen des früheren<br />
Hofkammerpräsidenten Dr. Aengenheister entnehmen können,<br />
wies der gesamte Besitz des Fürsten Friedrich von<br />
Hohenzollern in Pommern am 1. April 1945 eine Fläche von<br />
insgesamt 9 011,11 ha auf. Der pommersche Besitz des Fürstl.<br />
Hauses Hohenzollern wurde damals somit nur von den<br />
Gütern in der Mark Brandenburg, die insgesamt 21962,56 ha<br />
aufwiesen, und den Besitzungen in Hohenzollern, die<br />
14235,91 ha umfaßten, übertroffen.<br />
Quellen: Staatsarchiv Sigmaringen, Depositum Fürstl. Hohenz.<br />
Haus- und Domänenarchiv, DS AA 75,1; 75,3-6; 116,1-2; NVA 17.<br />
420, 17.433, 17.463, 24.077, 24.154, 24.157, 24.174, 24.201, 26.140,<br />
27.715,27. 739, 27.816,27.820, 29.183,34.246,35.804,36.836; Sa 749<br />
(Jakob Paeffgen, Die Fürstl. Hohenz. Hofkammerverwaltung,<br />
Manuskript 1932); Sa 220 (Heinrich Aengenheister, Die Entstehung<br />
des Grundbesitzes des Fürsten Friedrich von Hohenzollern, Manuskript<br />
o.J.)<br />
Literatur: Handbuch der Fürstl. Hohenzollernschen Hofkammer-<br />
Verwaltung 1898, Stuttgart 1898; dass, für 1907, Stuttgart 1907; dass,<br />
für 1911, Stuttgart 1911; dass, für 1927, Ravensburg 1927.<br />
Abbildungsnachweis: Das Fürstl. Herrenhaus in Jannewitz im Jahr<br />
1932 (Depositum Fürstl. Hohenz. Haus- und Domänenarchiv, SaEg<br />
Nr. 56). Orientierungskarte über die Fürstl. Hohenz. Besitzungen in<br />
den ehemaligen Provinzen Pommern und Posen. Angefertigt von<br />
H. Liebhaber, 1986.<br />
In erster Linie aber, über sehr viel längere Zeiten hinweg, war<br />
das »Käpfle« genau das, was der heutige Name noch aussagt:<br />
es war ein Kapf, eine Warte, ein Platz, von dem nicht nur in<br />
Notzeiten Ausschau gehalten worden ist. Diese Bedeutung<br />
des Flurnamens »Kapf« ist bereits in althochdeutschen Glossen<br />
zum Boethius belegt: »aba demo hohesten chapfe« wird<br />
gleichgesetzt mit »ex alta specula«. Der Ausdruck hängt<br />
zusammen mit mittelhochdeutsch »kapfen« und modernem<br />
»gaffen« für »schauen, Ausschau halten« (Grimm 1873).<br />
Kapf ist als Flurbezeichnung in Südwestdeutschland nicht<br />
selten; ganz besonders häufig kommt der Name an der<br />
Zollernalb vor. Nicht selten fällt er auf Ortlichkeiten mit voroder<br />
frühgeschichtlichen Wallanlagen, meist in Form von<br />
Bergspornen, die durch Wall und Graben abgegrenzt sind.<br />
Die Auswertung von über 200 derartigen Plätzen ließ erkennen,<br />
daß diese Warten der Frühzeit im Gelände nach<br />
bestimmten Gesichtspunkten angelegt worden waren: sie<br />
treten oft in Gruppen auf und sind in ihrer Lage auf einen<br />
Mittelpunkt, genauer: auf ein Doppel-Zentrum ausgerichtet.<br />
Diese Mitte besteht aus einer Anhöhe unfern dem in nordwestlicher<br />
Richtung davon gelegenen eigentlichen Zentrum.<br />
In der Anordnung um dieses herum zeichnet sich als Schema<br />
ab, daß sowohl die Himmelsrichtungen als auch Winkelab-<br />
53