heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
3) Die Entwicklung des Besitzes<br />
Wie bereits deutlich gemacht, war der Fürstl. Besitz in<br />
Pommern und in der Provinz Posen, was seinen Umfang<br />
anbelangt, einem Wandel unterworfen. Dieser soll im<br />
Anschluß anhand des in den Handbüchern der Fürstl.<br />
Hohenzollernschen Hofverwaltung von 1898 und 1911 enthaltenen<br />
Zahlenmaterials objektiviert werden.<br />
1898 setzte sich der Fürstl. Besitz in den Provinzen Pommern<br />
und Posen aus folgenden Realitäten zusammen:<br />
Gebäude und Hofräume 51,3612 ha<br />
Gärten 22,7860 ha<br />
Äcker 5414,2821 ha<br />
Wiesen 960,2319 ha<br />
Waldungen 21 490,6374 ha<br />
Weiden, Ödungen, Wege 2 518,5005 ha<br />
Teiche und Gewässer 737,0299 ha<br />
Der pommersche Besitz des<br />
bestand im Jahre 1911 aus:<br />
Grundfläche der Gebäude<br />
und Hofräume<br />
Gärten<br />
Äcker<br />
Wiesen<br />
Waldungen<br />
Weiden, Ödungen, Wege<br />
Teiche, Gewässer<br />
31 194 8290 ha<br />
Fürsten von Hohenzollern<br />
30,1447 ha<br />
6,5020 ha<br />
3768,3811 ha<br />
681,1764 ha<br />
7472,5239 ha<br />
938,3841 ha<br />
516,6230 ha<br />
13413,7352 ha<br />
Danach hatte sich der Fürstl. Besitz zwischen 1898 und 1911<br />
östlich der Mark Brandenburg um rund 17 781 ha vermindert.<br />
Wenn man aber bedenkt, daß allein durch den Verkauf des<br />
Komplexes Schweinert mit insgesamt 6741 ha im Jahre 1896<br />
und Dratzig mit insgesamt 17544 ha im Jahre 1902 sich der<br />
Gesamtbesitz des Fürsten von Hohenzollern um rund 24522<br />
ha vermindert hatte, dann müssen in dem verbliebenen<br />
Bereich in Pommern noch eindrucksvolle Ankäufe stattgefunden<br />
haben. Die Fürstl. Güter zählten damit zu den größten<br />
Besitzungen in Pommern, genauer gesagt Hinterpommern.<br />
Die Bodenbeschaffenheit der Güter war freilich nicht die<br />
beste. Sie eignete sich lediglich für den Anbau von Roggen,<br />
Kartoffeln und Hafer. Anfangs wurden die Güter verpachtet,<br />
und zwar die im Kreise Köslin getrennt und die im Kreise<br />
Schlawe in einer Hand. Einzelverpachtet waren die Fischgewässer.<br />
Dagegen befanden sich die Spiritusbrennereien in der<br />
Selbstbewirtschaftung des Fürstl. Hohenz. Rentamts Köslin.<br />
Die Einführung der Selbstbewirtschaftung der Güter, die<br />
weit ab vom Mittelpunkt der Zentralverwaltung lagen,<br />
geschah unfreiwillig und ging von der Begüterung im Kreis<br />
Schlawe aus. Als dort nämlich der letzte Pächter im Juli 1900<br />
starb, fand sich kein Pächter mehr für den großen Besitz. Die<br />
Einzelverpachtung war aus betriebstechnischen Gründen<br />
sowie wegen Fehlens von Pächterhäusern nicht möglich. So<br />
sah sich die Fürstl. Verwaltung gezwungen, das lebende und<br />
tote. Inventar zu übernehmen, und bildete zwei Gutsadministrationen.<br />
Die kleinere Administration mit den Besitzungen<br />
in Seydel, Viverow und Roßnow umfaßte ca. 1300 ha, die<br />
größere mit den Gütern in Jannewitz und Umgebung wies ca.<br />
2500 ha auf. Die Leitung dieser Gutsadministrationen oblag<br />
Fürstl. Administratoren.<br />
Auch der norddeutsche Forstbesitz der Fürsten von Hohenzollern<br />
war von geringerer Qualität als der süddeutsche. So<br />
wies 1911 der Bezirk der Forstinspektion Sigmaringen mit<br />
einer Gesamtfläche von 11510 ha 46 750 Fm jährliche Hauptnutzung<br />
auf. Der Bezirk der Forstinspektion Beutnitz in<br />
Norddeutschland brachte es im gleichen Jahr bei einer<br />
Gesamtfläche von 26402 ha nur auf eine Hauptnutzung von<br />
32576 Fm.<br />
Trotz dieser negativen Aspekte stellte der pommersche Besitz<br />
mit einer Gesamtfläche von 13 413,7 ha ein riesiges Vermögen<br />
dar. Wie wir aus einem Erlaß des Fürsten Wilhelm von<br />
Hohenzollern vom 8. Oktober 1917 erfahren, waren Interessenten<br />
damals vornehmlich im Hinblick auf dort vermutete<br />
Bodenschätze bereit gewesen, für den Fürstl. Besitz in Pommern<br />
18 000000 Mark zu bezahlen. Der Fürst war deshalb der<br />
Überzeugung, an dem pommerschen Besitz unbedingt festhalten<br />
zu müssen.<br />
4) Die Situation nach dem 1. Weltkrieg<br />
Der Untergang der Monarchie und die Gründung der Weimarer<br />
Republik bedeuteten für das Haus Hohenzollern<br />
zunächst den Verlust der noch bestehenden Vorrechte wie<br />
z. B. die Steuerbefreiung. Auch verloren die Fürstl. Behörden<br />
ihren öffentlich-rechtlichen Charakter. Vor allem aber wurde<br />
der pommersche Besitz der Fürsten von Hohenzollern immer<br />
mehr in den Strudel der sogen. Agrarkrise des Ostens mithineingerissen.<br />
Über die ökonomische Entwicklung der pommerschen Güter<br />
informiert anschaulich ein Gutachten des Hofkammerrats<br />
Dr. Paeffgen vom 30. September 1930. Danach erwirtschafteten<br />
die Güter in Pommern, die bis zum Kriegsbeginn noch<br />
einigermaßen rentabel waren, ab 1924 nur noch Verluste.<br />
Zum 1. Juli 1930 waren Schulden in Höhe von 1600000 RM<br />
aufgelaufen. Die Fürstl. Verwaltung mußte sich von dem<br />
Administrator Meyer-Bornhofer trennen.<br />
Niederschmetternd war auch die Situation der Forsten. In<br />
dem Jahresbericht der Fürstl. Hofkammer für 1929 heißt es:<br />
»Der in den Jahren 1927 und 1928 in Manow und Suckow<br />
aufgetretene Kiefernspannerfraß hat im Jahre 1928 seinen<br />
Höhepunkt erreicht. Als Folge des zweimaligen Licht- bzw.<br />
Kahlfraßes mußten 1929 in der Oberförsterei Manow 161 ha<br />
mit einem geschätzten Anfall von rund 12000 Fm zum<br />
Einschlag kommen. ... In der Oberförsterei Suckow mußten<br />
insgesamt rund 130 ha in Folge des Spannerfraßes abgeschrieben<br />
werden.«<br />
Auch die Verwertung des angefallenen Holzes stieß auf<br />
Schwierigkeiten. So heißt es in dem zitierten Jahresbericht:<br />
»Der Holzanfall in den norddeutschen Revieren kann immer<br />
noch nicht als normal bezeichnet werden. Die Holzpreise<br />
sind deshalb nicht vergleichbar, da infolge des Spannerfraßes<br />
in Manow und Suckow besonders viel Grubenholz anfiel,<br />
während in den Beutnitzer Revieren immer noch Nachhiebe<br />
als Folge des Forleulenfraßes notwendig wurden. Die Holzpreise<br />
sind gegenüber 1928 um ca. 25-30% gesunken.«<br />
In dem erwähnten Gutachten von Hofkammerrat Dr. Paeffgen<br />
wird die Situation wie folgt bewertet: »Der forstliche<br />
Besitz in der Mark Brandenburg [mit Pommern] in Größe<br />
von rund 18 000 ha, früher als Rückgrat der ganzen Verwaltung,<br />
ist durch eine Fraßkatastrophe (Forleule) auf unabsehbare<br />
Zeit nicht nur ertraglos geworden, sondern erfordert<br />
große Zuschüsse für Aufforstungen, Gehälter der Beamten<br />
usw. Das durch den Fraß angefallene Holz kam in eine so<br />
schlechte Verwertungsperiode hinein, daß der Erlös nicht<br />
einmal die Kosten der Aufarbeitung und des Abtransports<br />
deckte.«<br />
Die katastrophale Entwicklung der Forstwirtschaft in Norddeutschland<br />
zwang die Fürstl. Verwaltung zu Einsparungen<br />
und zur Straffung des Behördenaufbaus. So wurde die Fürstl.<br />
Hohenzollernsche Forstinspektion Beutnitz mit Wirkung<br />
51