heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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ererbten Besitz darstellten, sind die Komplexe in Böhmen,<br />
Bayern und in den Provinzen Pommern und Posen vornehmlich<br />
aus umfangreichen Land- und Güteraufkäufen der Fürsten<br />
Karl (1783-1853) und Karl Anton (1811-1885) von<br />
Hohenzollern hervorgegangen.<br />
Die wichtigsten Ankäufe in den Provinzen Pommern und<br />
Posen wurden von Fürst Karl Anton in den Jahren 1872 bis<br />
1876 getätigt. Diese sollen hier kurz angegeben werden:<br />
- Rittergut Schweinen (Kreis Birnbaum, Regierungsbezirk<br />
Posen, Provinz Posen). Das Gut, das 5816 ha umfaßte,<br />
wurde mit Kaufvertrag vom 28. September 1872 für 182 000<br />
Taler von dem Rittergutsbesitzer Paul Dietz erworben.<br />
- Rittergut Dratzig mit Besitz in Nothwendig, Miala und<br />
Filehne (Kreis Czlrnikau, Regierungsbezirk Bromberg,<br />
Provinz Posen). Der Besitz wurde mit Kaufverträgen vom<br />
28. Februar und 23.Juni 1873 von dem Rittergutsbesitzer<br />
Rudolph von Schulz erworben. Der genaue Preis und der<br />
damalige Umfang konnten anhand der vorliegenden Akten<br />
nicht festgestellt werden.<br />
- Rittergüter Manow mit Roßnow, Grünhof und Seydel<br />
(Kreise Köslin und Bublitz, Regierungsbezirk Köslin, Provinz<br />
Pommern). Die Güter wurden mit Kaufvertrag vom<br />
18. Juni 1873 von dem Rittergutsbesitzer Georg Holtz für<br />
750000 Taler gekauft. Die Größe der Objekte wird mit<br />
insgesamt 22528 Magdeburger Morgen angegeben.<br />
- Rittergut Jannewitz mit Suckow, Santow, Größ-Quäsdow,<br />
Klarenwerder und mit einem Grundstück des Ritterguts<br />
Crange (Kreise Köslin und Bublitz, Regierungsbezirk<br />
Köslin, Provinz Pommern). Der Besitz wurde mit Kaufvertrag<br />
vom 20. Mai 1874 von Graf Werner von Blumenthal<br />
auf Jannewitz für 1 000 000 Taler erworben; er umfaßte<br />
6736 ha. In der Folgezeit wurde dieser Besitz als »Jannewitzer<br />
Begüterung« bezeichnet.<br />
- Rittergut Viverow a Viverow b (Kreis Bublitz, Regierungsbezirk<br />
Köslin, Provinz Pommern). Die Rittergüter, die<br />
eine Gesamtfläche von 1006,70 ha aufwiesen, wurden mit<br />
Kaufvertrag vom 8. Juni 1874 von den Hellermannschen<br />
Erben erworben. Der Kaufpreis betrug 148000 Taler.<br />
- Antonswald (Kreis Samter, Regierungsbezirk Posen, Provinz<br />
Posen). Der Besitz bestand aus den auf der rechten<br />
Seite der Warthe gelegenen Gütern von Biezdrowo. Der<br />
Kaufvertrag wurde am 1. August 1876 abgeschlossen. Der<br />
Kaufpreis und der damalige Umfang des Objekts konnten<br />
nicht festgestellt werden. 1898 wies der Antonswald 3160<br />
ha auf.<br />
In den folgenden Jahren war man seitens der Fürstl. Verwaltung<br />
zunächst bestrebt, die Besitzungen in den Provinzen<br />
Pommern und Posen durch weitere Ankäufe, die hier im<br />
einzelnen nicht dargestellt werden sollen, zu vergrößern und<br />
abzurunden. Es kamen freilich auch Veräußerungen vor, die<br />
dann im Verkauf der gesamten Besitzungen in der Provinz<br />
Posen unter Fürst Leopold von Hohenzollern (1835-1905)<br />
gipfelten. So wurde der Komplex Schweinert mit der Gesamtfläche<br />
von 6741 ha mit Kaufvertrag vom 7./13. Juli 1896 für<br />
600000 Mark an den Rittmeister a.D. Schlüter verkauft. Mit<br />
Kaufvertrag vom 20./21. November 1902 wurde dann das<br />
Rittergut Dratzig mit den Besitzungen in Nothwendig und<br />
Miala sowie der Antonswald für 3200000 Mark an den<br />
preußischen Fiskus veräußert. Dieser Komplex umfaßte<br />
17544 ha.<br />
2) Der Aufbau der Verwaltung<br />
Dem Ankauf des gewaltigen, wenn auch nicht zusammenhängenden<br />
Besitzes in den Provinzen Pommern und Posen<br />
folgte die verwaltungsmäßige Erschließung und Integration<br />
in den Fürstl. Hohenzollernschen Verwaltungsapparat.<br />
Bevor wir uns jedoch dem Aufbau der Fürstl. Verwaltung in<br />
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den Provinzen Pommern und Posen zuwenden, soll hier erst<br />
noch die Fürstl. Hohenz. Hofkammerverwaltung vor dem<br />
Ende der Monarchie skizziert werden.<br />
Nach Abschaffung der Geheimen Konferenz 1867 wurde die<br />
1832 geschaffene Hofkammer zur Obersten, unmittelbar den<br />
Fürsten von Hohenzollern unterstellte Behörde zur Verwaltung<br />
des Fürstl. Domanialbesitzes, d. h. zur obersten Behörde<br />
für die Verwaltung der Fürstl. Domänen und Forsten eingesetzt.<br />
Der Fürstl. Hofkammer unterstellt waren die Rentämter,<br />
die vor Ort die Verwaltung des Fürstl. Domänenbesitzes<br />
besorgten. Außerdem waren sie für die örtliche Bauverwaltung<br />
zuständig.<br />
Der Unterbau der Hofkammer im Bereich der Forstverwaltung<br />
war hingegen dreistufig. Unmittelbar unter der Hofkammer<br />
bestanden die drei Forstinspektionen Sigmaringen,<br />
Beutnitz in der Mark Brandenburg und Bistritz in Böhmen.<br />
Den Forstinspektionen unterstanden die Oberförstereien,<br />
denen wiederum Schutzbezirke zugeordnet waren.<br />
Zur Verwaltung des erworbenen Domänenbesitzes der Rittergüter<br />
Dratzig und Schweinert schuf Fürst Karl Anton mit<br />
Erlaß vom 27.Juli 1873 ein Fürstl. Hohenzollernsches Rentamt<br />
in Nothwendig. Mit gleichem Erlaß wurde für das<br />
Rittergut Manow mit Roßnow, Grünhof und Seydel die<br />
Fürstl. Hohenz. Rendantur Manow gebildet.<br />
Die Vermehrung des Fürstl. Besitzes wirkte sich in der<br />
Folgezeit auch auf die Verwaltungsstruktur in den Provinzen<br />
Posen und Pommern aus. Mit Erlaß vom 20. Dezember 1882<br />
schuf Fürst Karl Anton als Mittelinstanz zwischen der Hofkammer<br />
und den Rentämtern die Fürstl. Hohenzollernsche<br />
Domänenadministration Nothwendig. Ihr wurden die Rentämter<br />
Beutnitz (Regierungsbezirk Frankfurt a.d.Oder), die<br />
Rendantur Manow zu Köslin und das Rentamt Dratzig zu<br />
Nothwendig unterstellt. Am gleichen Tag wurde der Rittergutsbesitzer<br />
und Fürstl. Hofkammerrat Philipp von Nathusius<br />
Ludom aus Neinstedt mit der Administration beauftragt<br />
und außerdem mit der Leitung des Rentamts Dratzig betraut.<br />
Die Fürstl. Hohenzollernsche Domänenadministration<br />
Nothwendig hatte indes nur kurzen Bestand. Mit Erlaß des<br />
Fürsten Karl Anton von Hohenzollern vom 25. Mai 1884<br />
wurde die Domänenadministration aufgehoben und ihre<br />
Funktionen dem Fürstl. Hohenzollernschen Rentamt Dratzig<br />
zu Nothwendig übertragen. Mit Wirkung vom 1. Januar<br />
1885 wurde sodann die Vereinigung der beiden Rentämter<br />
Dratzig und Manow mit dem Sitz in Köslin verfügt. Das<br />
vereinigte Rentamt führte danach die Bezeichnung Fürstl.<br />
Hohenzollernsches Rentamt Köslin. Am seitherigen Sitz des<br />
Rentamts Dratzig in Nothwendig verblieb eine rentamtliche<br />
Zahlstelle. Der Wohnsitz des Fürstl. Baumeisters wurde von<br />
Filehne nach Nothwendig verlegt. Die Zahlstelle in Nothwendig<br />
ist dann nach dem Verkauf des Komplexes Dratzig<br />
und dem Antonswald mit Wirkung zum 1. August 1903<br />
aufgehoben worden.<br />
Im Gegensatz zur Verwaltung der Fürstl. Güter hat in den<br />
Besitzungen in den Provinzen Pommern und Posen niemals<br />
eine eigene Forstinspektion bestanden.<br />
Für den Bereich der Forstverwaltung war dort vielmehr die<br />
Forstinspektion Beutnitz in der Mark Brandenburg zuständig.<br />
Dieser wiederum zugeordnet waren nach dem Stand von<br />
1898 die Oberförstereien Antonswald (Kreis Filehne, Regierungsbezirk<br />
Bromberg), Manow (Kreise Köslin und Bublitz,<br />
Regierungsbezirk Köslin) und Suckow (Kreis Schlawe,<br />
Regierungsbezirk Köslin). Die Oberförstereien waren in<br />
Schutzbezirke untergliedert. Nach dem Verkauf des Rittergutes<br />
Dratzig mit Zubehörungen wurden mit Wirkung zum<br />
1. August 1903 die Oberförstereien Antonswald und Dratzig<br />
aufgehoben.