heimat - Hohenzollerischer Geschichtsverein eV
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Mit höllischem Pathos deklamierte da der Höllenrichter:<br />
»Klar vor des Richters Augen liegen die Gedanken:<br />
Gier nach Mammon trieb hierher euch Leichenschänder,<br />
Im Königsgrab wühlt ihr nach gold'nem Raube!<br />
Entkopple, Satan, deine Höllenhunde,<br />
Laß sie zerfleischen, die verweg'nen Frevler!«<br />
Der Leibhaftige aber gab seinen Teufeln den Befehl, die<br />
Mammonsknechte nach allen Regeln der Unterwelt um den<br />
»Berg ihrer Schandtat« zu geißeln. Was alsbald geschah.<br />
Die Teufel ließen ihre Peitschen unter die vergeisterten<br />
Schatzgräber zischen, wobei sie besonders ausgiebig Baatle<br />
und den schwarzen Kasper bedachten. Sie fuhren nach allen<br />
Richtungen auseinander. Weithin weckte das Echo ihr<br />
schmerzerfülltes Angstgeheule und das schrille Pfeifen der<br />
entfesselten Meute, die es mit den Opfern eines albernen<br />
Wahns fast etwas zu arg trieben.<br />
Das beim Grabhügel zurückgebliebene Kleeblatt aber, der<br />
Höllenrichter, der Geist des Hunnenkönigs und der Leibhaftige,<br />
wanden sich in Lachkrämpfen über die da zu mitten der<br />
Nacht auf dem Dachsberg im Flor stehende Gerberei, die<br />
allerdings geeignet war, den schmerzlich Beteiligten das<br />
Schätzegraben gründlich und für alle Zukunft auszutreiben.<br />
Sie erfuhren die Wahrheit des Sprichworts: Mancher geht<br />
nach Wolle und kehrt geschoren heim.<br />
Als es 1 Uhr schlug, verschwand der Spuk, wie er gekommen<br />
war. Die zum Grabhügel zurückgeprügelten Leidensgenossen<br />
aber ließen sich erschöpft in den Schnee fallen, die<br />
jeweiligen Platten reibend und unartikulierte Schmerzenslaute<br />
von sich gebend, wobei der Baatle fortwährend versicherte,<br />
er spüre »koin Fiidla« mehr.<br />
Auf einmal hörte man Schellengeläute gar tröstend von der<br />
nahen Straße heraufklingen, und nach wenigen Minuten kam<br />
der Bärenwirt mit dem Schlitten angefahren.<br />
RUDOLF HAUG<br />
»Guata Obend z'säma!« rief der falsche Kloben, »wia weit<br />
sind-er? Kann ih d' Särg glei auflada? Mo haud ers stauh?«<br />
Als er keine Antwort erhielt, trat er näher und rief erstaunt:<br />
»Ja, was haud er? Ist eabbes passiert?«<br />
Zitternes aber erwiderte kleinlaut: »Es muaß beim Zitiera<br />
eabbes et gstimmt hau. Aubruafne Auhra haud scheints<br />
mitglosnet, noch ist der Goist mißtrauisch woara. Mir haud a<br />
bitzle Malheur kriagt.«<br />
»A bitzle Malheur?« fauchte Baatle ihn wütend an, »mir<br />
langets für mei Lebtag. Laß di hoimgeiga mit deiner verfluachta<br />
Zitiererei!« -<br />
»Herrschaft nei!« staunte der Wirt, ist am End der Goist<br />
sealber komma? Gott behüat au's vor-em.«<br />
Zitterenes bestätigte: »Jo, so ist es ganga. Noch hott's Auannehmlichkoita<br />
gea.«<br />
»Jetz ist es noh erger«, drückte der Wirt durch die Zähne,<br />
»noch kommet nu woidle uf mein Schlitta, daß mer machet,<br />
daß mer hoimkommet!«<br />
Er setzte sich grinsend auf den Bock und fuhr die geprellten<br />
Glücksjäger mit Peitschenknall und Schellenklang wieder in<br />
die nahrhafte, unromantische Wirklichkeit des Albdörfleins<br />
zurück.<br />
So hatte in dieser Nacht das Tischlesrücken und Schätzegraben<br />
in jenem Dörflein und bald auch auf der übrigen benachbarten<br />
Alb auch ohne Särge ein klangvolles Begräbnis gefunden,<br />
wenn es auch nur der Schellenklang der Fastnacht war.<br />
Das schicksalsschwangere Tischlein aber, das wackelige Geistertischlein,<br />
träumt vielleicht noch irgendwo in einem verstaubten<br />
Dachwinkel von jenen Nächten seiner Herrlichkeit,<br />
da es sogar einen Hunnenkönig herbeigezaubert hatte, da es<br />
zu einem wahren »Tischlein deck dich« hätte werden sollen.<br />
Es kam anders. Sic transit gloria mundi!<br />
Die »Tischlesrücker« erschienen im Hohenz. Kalender 1936.<br />
Depotfund der Späten Bronzezeit von Hur »Vordere Lauren« bei Sigmaringen<br />
Ein Zufallsfund beim Bau der Umgehungsstraße<br />
Oberhalb des Römergrabens bei Sigmaringen ratterten Ende<br />
März 1978 Baumaschinen. Sie schürften den Humus der<br />
projektierten Nord-Süd-Umgehungsstraße ab. Es war schönes,<br />
warmes Frühlingswetter und man konnte sich an der<br />
herrlichen Landschaft nicht satt sehen. An den Baustellen der<br />
Umgehungsstraße waren nun der vor kurzem in den Ruhestand<br />
getretene langjährige Ordnungsamtsleiter der Kreisstadt<br />
Sigmaringen, Rudolf Haug, und der 15jährige Schüler<br />
Mathias Behrendt unterwegs, in der stillen Hoffnung, vielleicht<br />
einen kleinen Fund aus der Römerzeit zu machen, da in<br />
dieser Gegend schon einige Römerbauten gefunden wurden.<br />
So wurde 1964 unweit dieser neuen Umgehungsstraße eine<br />
römische Polizei- und Poststation ausgegraben und die<br />
Grundmauern freigelegt. Eine Luftaufnahme hatte durch die<br />
Hellerfärbung des Feldes den Hinweis hierauf gegeben.<br />
Römische Funde in dieser Gegend gaben auch dem Römergraben<br />
seinen Namen. Überhaupt ist die Gegend reichlich<br />
Zeuge römischen Vordringens und römischer Besiedelung.<br />
Es ist daher auch naheliegend, daß bei diesen Straßenneubauarbeiten<br />
in erster Linie Funde aus der Römerzeit erwartet<br />
wurden.<br />
Nun fiel an diesem riesigen, breiten Lehmband plötzlich auf,<br />
daß eine Stelle von kleinen, grünlichen, auch rotbraunen<br />
Streifen durchzogen war. Die genauere Untersuchung ergab,<br />
6<br />
daß der Lehm teilweise von diesen Farben durchdrungen war.<br />
Es mußte also eine Metalldurchsetzung des Lehmes sein. Eine<br />
Metallegierung hatte ihre Farben im Lehm hinterlassen! Was<br />
oxydiert in diesen Farben? Kupfer und Kupferlegierungen.<br />
Ist hier also Kupfer oder Bronze im Spiel? Noch war alles nur<br />
Vermutung. Bis jetzt sah man nur den Lehm mit leichten,<br />
farbigen Streifen.<br />
Ein für seine geringe Größe besonders schwerer Lehmbrokken<br />
wurde von Rudolf Haug nach Hause genommen, um ihn<br />
zu untersuchen und um endlich auf des Pudels Kern zu<br />
kommen. Mit Wasser und Bürste wurde viel Lehm entfernt,<br />
bis plötzlich ein grünlicher Gegenstand hervorkam. Es<br />
konnte sich nur um Bronze handeln. Ein ganzer Spankorb<br />
voll des schweren, Lehm überzogenen Materials wurde<br />
sichergestellt. Der Baggerführer hatte nichts bemerkt. Beinahe<br />
hätten die Sucher den Fund auch übersehen, hätten sie<br />
nicht so hartnäckig nachgeforscht. Statt der möglicherweise<br />
erwarteten weiteren römischen Funde geriet man hier, wie so<br />
oft durch Zufall, an den ersten vorgeschichtlichen Fund von<br />
diesen Fluren bei Sigmaringen, einen Depotfund der Späten<br />
Bronzezeit. Die Überraschung war also perfekt. Die geringfügige<br />
Andersfärbung des Lehmes war hier der Schlüssel zum<br />
Fund.<br />
Hatte nun ein verängstigter Zeitgenosse vor wohl etwa<br />
dreitausend Jahren seinen letzten beweglichen Schatz, eben