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CHORMANAGEMENT HANDBUCH

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I Deutscher Chorverband – Chorwesen national/international 206<br />

● Bundesjugendorchester<br />

Der außerordentliche Standard des Bundesjugendorchesters (BJO) resultiert<br />

aus langjähriger kontinuierlicher Arbeit. Seit der Gründung im Jahr 1969 treffen<br />

sich hochbegabte 14–20jährige Instrumentalisten aus der gesamten Bundesrepublik,<br />

die ihre außergewöhnlichen Leistungen bereits bei verschiedenen<br />

Wettbewerben wie z.B. Jugend musiziert unter Beweis stellen konnten. Sie verzichten<br />

für die dreimal jährlich stattfindenden Arbeitsphasen sowie für anspruchsvolle<br />

Sonderprojekte auf Ferien und Freizeit. Dozenten aus Musikhochschulen<br />

und großen Sinfonieorchestern, wie den Berliner Philharmonikern, bereiten<br />

sie in den einzelnen Instrumentengruppen auf die Arbeit im Gesamtorchester<br />

vor. Die Orchestermitglieder sind den Umgang mit Dirigenten wie Gerd<br />

Albrecht, Heinz Holliger, Bernhard Klee, Kurt Masur, Heinrich Schiff und Mario<br />

Venzago gewohnt, und fordern sie durch den sich weit vom Routinebetrieb bewegenden<br />

Lernprozess, eine Mischung aus Unterricht und künstlerischer Eigenverantwortung,<br />

heraus.<br />

Nach jeder Arbeitsphase scheiden ältere Mitglieder aus und jüngere kommen<br />

hinzu. So ist das Ensemblebild stets von neuen Gesichtern geprägt. Jedes Konzert<br />

des Bundesjugendorchesters hat deshalb auch künstlerisch und menschlich<br />

etwas einmaliges, das Routine nicht zulässt, sondern für frische, von der jugendlichen<br />

Aura des Orchesters geprägten Interpretation sorgt. Auch ruft das<br />

Bundesjugendorchester mit seinen interessanten und vielseitigen Programmen<br />

internationale Begeisterung hervor. Doch die musikalische Qualifikation<br />

im Ensemble geht immer auch mit einer sozialen Hand in Hand. Bedenkt man,<br />

welche Trainingsmöglichkeiten für menschliche Konfliktsituationen, die über<br />

das rein musikalische hinausgehen, den jungen Musikern geboten werden, so<br />

mag man die Bedeutung erkennen, die das BJO zu weit mehr als einer Nachwuchsförderung<br />

für Orchestermusiker werden lässt.<br />

Ziele des Bundesjugendorchesters<br />

Im ersten Moment scheint es so, als würde dieses Orchester es den traditionellen<br />

Sinfonieorchestern in allem nachmachen. Doch die Vitalität des Orchesters<br />

sprengt viele Konventionen. Die jungen Musiker empfinden das Orchester<br />

nicht als eine Institution, sondern als eine Lebensgemeinschaft. Sie verfügen<br />

über eine offene Emotionalität und über die Fähigkeit, sich vorurteilslos in ungewöhnliche<br />

musikalische Landschaften zu begeben. Sie entdecken Charles<br />

Koechlin, Messiaen, Nono und Zender genauso wie die Kompositionen der neuen<br />

Wiener Schule, von Beethoven und Brahms, oder von Bruckner und Mahler.<br />

Seit einigen Jahren engagieren sich die jungen Musiker besonders im Rahmen<br />

grenzüberschreitender und zeitgeschichtlich bedeutender Projekte. Konzerte<br />

in Israel mit Gary Bertini, im ehemaligen Konzentrationslager Theresienstadt<br />

mit Gerd Albrecht gehören ebenso dazu wie die Gedenkkonzerte für die Opfer<br />

der Atombombenabwürfe von Hiroshima und Nagasaki mit dem Requiem von<br />

Mozart und Luigi Nonos Sul Ponte die Hiroshima unter der Leitung von Bernhard<br />

Klee, und die USA-Tournee mit Kurt Masur anlässlich des fünfzigsten Jahrestages<br />

der Berliner Luftbrücke. Auch diese Art von unkonventionellem Kulturengagement<br />

zeichnet das Bundesjugendorchester aus.<br />

Handbuch Chormanagement · 2006

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