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I 36 · Deutscher Chorverband – Historie<br />

1.3<br />

DSB und DAS im Spiegel ihrer Geschichte<br />

I<br />

Das 19. Jahrhundert hatte den Chor nicht erfunden, aber ihm ein neues Gesicht<br />

gegeben. Prägend dafür war letztlich der Geist der Aufklärung, der sich 1789 in<br />

Frankreich einen direkten Zugriff zur Politik verschaffte und bald in Napoleon<br />

einen sehr eigenwilligen Exponenten fand. Er hinterließ in Deutschland furchtbare<br />

Trümmerfelder, verhalf aber auch zu modernen Ansichten von Staat und<br />

Nation und förderte damit die Herausbildung bürgerlicher Mündigkeit.<br />

Die zeigte sich dann u. a. in bislang nicht gekannten Formen des geselligen Zusammenseins<br />

und der Gruppenbildung.Vereine entstanden und darunter Musik-<br />

und Gesangvereine. Bürgerliche Schichten betrachteten den Chorgesang<br />

jetzt als einen repräsentativen Ausdruck ihrer Emanzipation.<br />

Zunächst bestimmten hier zwei gegensätzliche Richtungen die Entwicklung -<br />

eine bildungsaristokratische, die auf die von Karl Friedrich Zelter 1809 in Berlin<br />

geschaffene Liedertafel zurückging und vorwiegend im nord- und mitteldeutschen<br />

Raum zum Tragen kam und eine volkserzieherische, die der Schweizer<br />

Musikpädagoge Hans Georg Nägeli ins Leben rief, und die in den süddeutschen<br />

Liederkränzen ihren Ausdruck fand. Die beiden Richtungen näherten sich im<br />

Laufe der Zeit insofern einander an, dass das elitäre Element der Liedertafeln seine<br />

Bedeutung verlor.<br />

Die bürgerlichen Sänger sahen sich als Teil der deutschen Nationalbewegung.<br />

Dabei übten die Sängerfeste großen Einfluss auf die Entwicklung ihres Nationalgefühls<br />

aus.<br />

Das 1. Deutsche Sängerfest 1845 in Würzburg beschwor die Einheit des deutschen<br />

Volkes. Eine besondere Rolle spielten dabei die Sympathiekundgebungen<br />

für die Sänger aus Schleswig-Holstein, das damals unter dänischer Verwaltung<br />

stand.Wenige Jahre später war die Revolution von 1848 gescheitert. Auch Sänger<br />

resignierten. Die Staatsmacht verbot Gesangvereine und Sängerfeste.<br />

Ende der 50er Jahre gewann nationales, aber auch liberales Gedankengut wieder<br />

an Gewicht. Die deutsche Frage stand ganz oben auf der Tagesordnung. Die<br />

farbenprächtige Fahne des Deutschen Sängerfestes von 1861 in Nürnberg trug<br />

den Leitspruch:„Deutsches Banner, Lied und Wort, Eint in Liebe Süd und Nord.“<br />

Solche Gemeinschaft verlangte nach einer organisatorischen Basis. Sie fand sie<br />

am 21. September 1862. Damals trafen sich die Delegierten von 41 Sängerbünden<br />

in Coburg. Sie schufen den Deutschen Sängerbund und beauftragten<br />

den Schwäbischen Sängerbund mit der Geschäftsführung.<br />

Die Reichsgründung 1871 nahm der nationalen Bewegung ihr eigentliches Ziel.<br />

Es war erreicht, wenn auch als kleindeutsche Lösung. Der nationale Gedanke<br />

blieb freilich erhalten. Die Sänger rühmten jetzt die Macht und die Größe<br />

Deutschlands und verbanden zudem ihre musikalischen Äußerungen mit nationalreligiösem<br />

Gedankengut.<br />

Handbuch Chormanagement · 2008

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