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39 Deutscher Chorverband – Historie<br />

II<br />

Auf erste Sängergemeinschaften, deren Mitglieder Arbeiter waren, treffen wir<br />

bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. 1836 unterstützten Werkleitungen<br />

im Saargebiet die Gründung von Bergarbeiterchören und -kapellen. Otto<br />

Elben, der Nestor deutscher Sängerhistoriographie, bescheinigte dem „vierten<br />

Stand“ in Karls des Großen curia regalis schon um 1840: „ … unter den Fabrikarbeitern,<br />

Handwerkern u.s.w. Aachens besteht der glücklichste Sinn für<br />

Musik, Volkslieder werden mehrstimmig gesungen, und mehrere Vereine sammeln<br />

die Kräfte der volksthümlichen Sänger.“<br />

Inzwischen gewann die soziale Frage an Brisanz. Karl Marx erwartete die proletarische<br />

Revolution. 1845 warnte der preußische Oberpräsident in Magdeburg<br />

einen seiner Regierungspräsidenten vor „sozialistischen und communistischen<br />

Tendenzen“, die sich in Sängervereinen junger Handwerker bemerkbar<br />

machten. Das liberale Bürgertum wollte Hilfe vor allem durch Bildung bieten.<br />

Demgemäß entstanden seit ungefähr 1840 Arbeiterbildungsvereine. Zu ihnen<br />

gehörten auch bald Gesangabteilungen.<br />

Die Reaktion nach 1848 setzte hier zunächst ein Ende. Dann aber folgte zehn<br />

Jahre später die „Neue Ära“. Ferdinand Lassalle konnte jetzt am 23. Mai 1863 in<br />

Leipzig den Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein gründen. Im selben Jahr entstand<br />

in Frankfurt am Main, auf seine Anregung hin, der Arbeitergesangverein<br />

„Sängerbund“. Und 1861 erblickte in Leipzig der „Gewerbliche Bildungsverein“<br />

das Licht der Welt, zu dessen Mitgliedern auch August Bebel gehörte. Er wirkte<br />

als Obmann der Gesangabteilung.<br />

Ein großer Einschnitt war das „Sozialistengesetz“ von 1878, das bis 1890 in Kraft<br />

blieb.Viele Arbeitergesangvereine verschwanden. Andere retteten sich über die<br />

Zeit hinweg, mitunter durch Neugründungen, die unverfängliche Namen trugen.<br />

Nach dessen Fall schufen im Oktober 1890 Arbeitergesangvereine einen<br />

„Arbeiter-Sängerbund Berlins und Umgegend“. Der verwandte sich sehr für die<br />

Schaffung einer „Liedergemeinschaft der Arbeiter-Sängervereinigungen<br />

Deutschlands“. Ihr Geburtsdatum ist der 25. Dezember 1892. Und ihre Aufgabe<br />

bestand in der Beschaffung von Liedern für die Arbeitergesangvereine.<br />

Beim Delegiertentag der „Liedergemeinschaft“ 1904 stellte der „Arbeiter-Sängerbund<br />

für den Rhein-Maingau“ den Antrag, aus der „Liedergemeinschaft“ einen<br />

„Deutschen Arbeiter-Sängerbund“ entstehen zu lassen. Das geschah im Juni<br />

1908. Die Abgesandten der Bünde gründeten damals in Köln die neue Organisation.<br />

Zentrale Sängerbundesfeste, vergleichbar denen im Deutschen Sängerbund,<br />

fanden bis 1928 nicht statt, wohl aber anspruchsvolle und gut besuchte<br />

Gausängerfeste.<br />

Der 1. Weltkrieg ließ auch Arbeitersänger sterben. Die Überlebenden fanden<br />

sich inmitten der Revolution und ihren verschiedenen Gruppierungen wieder.<br />

Rückwirkungen auf den Deutschen Arbeiter-Sängerbund waren abzusehen. Zunächst<br />

die, dass der Staat den DAS gleichberechtigt neben den DSB stellte. Dann<br />

aber zeigten sich im Bund selbst Risse, die aus den unterschiedlichen politischen<br />

Standorten resultierten.<br />

2006 · Handbuch Chormanagement<br />

I

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