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CHORMANAGEMENT HANDBUCH

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29 Deutscher Chorverband – Historie<br />

Nach dem 2. Weltkrieg dauerte es nicht lange, bis die Chorbewegung in<br />

Deutschland wieder auflebte – unter der vielfach wohlwollenden, mancherorts<br />

aber auch kritischen Aufsicht der örtlichen Militärverwaltung.<br />

Aber erst 1947 erhielten die ehemals für den Deutschen Arbeiter-Sängerbund<br />

Verantwortlichen die Genehmigung, in den drei westlichen Besatzungszonen<br />

den Deutsche Allgemeine Sängerbund als Nachfolger des Deutschen Arbeiter-<br />

Sängerbundes zu gründen. Hermann Kutschke übernahm den Vorsitz. Zunächst<br />

gelang es dem DAS, zu den Bundesfesten 1951 in Frankfurt und 1954 in Berlin<br />

auch Chöre aus Ostdeutschland einzuladen. 1959 beim 3. Chorfest in Berlin war<br />

das nicht mehr möglich – die Chorbewegung in der inzwischen aus der Sowjetischen<br />

Besatzungszone entstandenen DDR war bereits zu tief in das politische<br />

Machtspiel zwischen den Blöcken verstrickt und die Führung der DDR hatte kein<br />

Interesse mehr an einem weiteren kulturellen Austausch.<br />

Hinter diesen großen politischen Linien wird zu leicht übersehen, welche musikalischen<br />

Reformen es auf Betreiben des DSB in den 20er-Jahren gab. Ebenso<br />

die emanzipatorische Leistung des Deutsche Arbeiter-Sängerbund, der gleich in<br />

seinen ersten Jahren die Frauen einlud, in der Männerdomäne Chorgesang Fuß<br />

zu fassen. Diesem Vorbild folgte der neu erstandene DSB erst nach dem zweiten<br />

Weltkrieg.<br />

Forschung und Bildung stärken das Immunsystem<br />

Unverzichtbar bleibt es vor dem Hintergrund der historischen Irrwege, die Mechanismen<br />

solcher Entwicklungen zu dokumentieren und sie der Nachwelt zur<br />

Entscheidung über jeweils eigene Konsequenzen zugänglich zu machen. In diesem<br />

Sinne ist die mit maßgeblicher Beteiligung des DSB ermöglichte Gründung<br />

des Forschungszentrums Feuchtwangen, das den Wurzeln der Chorbewegung<br />

wissenschaftlich nachspürt, eine Investition in die Zukunft eben dieser Bewegung.<br />

Hinzu kommt: Wer sich in der Kulturgeschichte auskennt, wessen Sinne geschärft<br />

sind für den Unterschied zwischen absichtsvoller Seichtheit und künstlerischer<br />

Qualität – der wird befähigt, Manipulationsversuche abzuwehren, er<br />

wird immun gegen Verführer. Auch dazu dient die qualifizierte musikpädagogische<br />

Arbeit in vielen Chören. Der DSB stellte sich zuletzt und bis zum Tag der<br />

Vereinigung mit dem DAS sich ohne Einschränkung jeder Facette der eigenen<br />

Vergangenheit.<br />

Zu diesen Facetten gehören selbstverständlich aber auch die sonnigeren Seiten.<br />

So, wie freie Gedanken, neue Pädagogik und alle Künste in den Jahren nach<br />

dem Ersten Weltkrieg überall in Europa und ganz besonders auch in Deutschland<br />

eine Blütezeit erlebten, so wuchs nachweisbar der Drang nach Reformen<br />

auch im Deutschen Sängerbund. Das wird sichtbar in Worten und Erklärungen,<br />

es setzt sich fort in der musikalischen Hinwendung zu neuen Qualitätskriterien.<br />

Und es ist sogar bis heute nachweisbar am Beispiel der modernen, klar gegliederten<br />

Grafik auf dem Titel des „Festführers“, der zum 9. Sängerbundesfest<br />

des DSB 1924 in Hannover herausgegeben wurde.<br />

2006 · Handbuch Chormanagement<br />

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