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KARL V.

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Option war eine engere Anlehnung an England, einerseits ver-<br />

mutlich in der Hoffnung, den Einfluß des altburgundischen<br />

Adels am Hofe und auf die Regentschaft zu vermindern, an-<br />

dererseits um den für das Herzogtum wichtigen Handel mit<br />

den Engländern zu stabilisieren. Karl hat diese Spannungen<br />

selbstverständlich kennengelernt, eine souveräne Entschei-<br />

dung für die eine oder andere Seite aber war von einem kaum<br />

Fünfzehnjährigen nicht zu erwarten. Trotz seiner Parteinahme<br />

für die Adelsfronde, die sich 1514 gegen die Regentin gebildet<br />

hatte, blieb seine Zuneigung zur Tante ungebrochen. Wohl<br />

auch deshalb hat er sie in späteren Jahren (seit 1522) mit der<br />

Statthalterschaft im niederländisch-burgundischen Herzogtum<br />

betraut. Umgekehrt war auch Margarethe ihrem königlichen<br />

Neffen sehr zugetan, eine Sympathie, die sich zudem, was<br />

nicht selbstverständlich ist, aus dynastischer Solidarität speiste<br />

(Seibt 1990, S. 37f.). Historiker aller Generationen und Cou-<br />

leur haben ihre Klugheit und ihren politischen Verstand ge-<br />

rühmt. Ihr Eingreifen in die europäische Politik, das mit dem<br />

Abschluß des sogenannten „Damenfriedens von Cambrai“<br />

(1529) ein Ende der Konflikte zwischen Deutschland, Frank-<br />

reich und Spanien bewirken sollte, war bemerkenswert, ob-<br />

wohl der Frieden nicht hielt.<br />

Ob es wirklich von Bedeutung war, daß in Karls Biographie<br />

neben der Tante noch seine Schwester Maria (1505–1558),<br />

verwitwete Königin von Ungarn, und schließlich seine natürli-<br />

che Tochter Margarete von Parma (1522–1586) eine über das<br />

Private hinausgehende Funktion erfüllten (so Seibt 1990, S.<br />

44), abgesehen natürlich von der offensichtlich glücklichen<br />

Rolle, die seine Ehefrau, Isabella von Portugal (1503–1539),<br />

in seinem Leben einnahm? Es scheint, daß diese Tatsache<br />

nicht das Ungewöhnliche, sondern das Selbstverständliche be-<br />

stätigt: die zentrale Funktion der adligen „Hausmutter“ neben<br />

derjenigen des adligen „Hausvaters“ (in seiner Rolle als Lan-<br />

desvater) auch und gerade am Hof des 16. Jahrhunderts, der<br />

sich in seinen Strukturen erst zu finden begann.<br />

Mit der feierlichen Proklamation seiner Volljährigkeit im<br />

Ständesaal des Brüsseler Hofs am 5.1.1515 trat Herzog Karl<br />

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