KARL V.
KARL V.
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gen sein müssen. Es gelang dem Kaiser zwar, das Nebenein-<br />
ander beider Gegenstände als Verhandlungsstrategie durchzu-<br />
setzen, damit konnte aber eine Verurteilung protestantischer<br />
Positionen nicht von vornherein verhindert werden. Die Teil-<br />
nahme der evangelischen Reichsstände blieb mithin zweifel-<br />
haft.<br />
Tatsächlich erwies sich auf dem Reichstag in Worms im<br />
Frühjahr 1545, daß die protestantischen Stände das Konzil<br />
unter den Bedingungen von Trient rundweg ablehnten. Sie ta-<br />
ten dies vor allem aufgrund von Glaubensüberzeugungen,<br />
nicht zuletzt aber auch, weil der militärische Schutz durch den<br />
Schmalkaldischen Bund das Beharren auf ständischen Positio-<br />
nen erleichterte. Der Kaiser dagegen beharrte auf einer prin-<br />
zipiellen Anerkennung des Konzils durch die evangelischen<br />
Reichsstände; die Verhandlung von Religionsfragen wäre<br />
dann nicht mehr Aufgabe des Reichstags, sondern des Konzils<br />
gewesen. Dieser Gegensatz blockierte den gesamten Verlauf<br />
des Reichstags. Als er Anfang August 1545 zu Ende ging, war<br />
mehr als deutlich, daß eine kriegerische Auseinandersetzung<br />
zwischen den protestantischen Ständen und dem Kaiser nahe-<br />
gerückt war.<br />
In der Tat hatte der Kaiser seit Mai 1545 den Krieg gegen<br />
die in seinen Augen rebellischen evangelischen Stände fest<br />
geplant (Rabe 1991, S. 392). Die außenpolitischen Vorausset-<br />
zungen waren durch die Friedensschlüsse mit Franzosen und<br />
Türken gegeben, die Finanzierung des Unternehmens auf-<br />
grund der steigenden Einnahmen des Kaisers aus Amerika<br />
und durch die päpstlichen Zusagen gesichert, der Papst da-<br />
durch in den Krieg gegen die protestantischen Stände einge-<br />
bunden.<br />
Vor einem Religionskrieg im Reich aber warnten nicht nur<br />
sein Bruder Ferdinand, sein Statthalter im Reich, und seine<br />
Schwester Maria, Statthalterin in den Niederlanden, auch der<br />
Kaiser selbst wollte einen Religionskrieg vermeiden! Denn es<br />
war ihm klar, daß ein Krieg des Kaisers auch nur gegen Teile<br />
des Reichs, die protestierenden Stände, die kaiserliche Autori-<br />
tät beschädigen würde. „Das Ehrwürdige am Kaisertum er-<br />
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