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KARL V.

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Kriegs gegen Frankreich, die die Statthalterin Maria von Un-<br />

garn, Schwester des Kaisers, 1537 erhoben hatte, war durch<br />

die Generalstände bewilligt worden. Allein die Stadt Gent<br />

weigerte sich, ihren Anteil daran zu begleichen. Das traf die<br />

Finanzkassen der Statthalterin empfindlich, weil ganz Ost-<br />

flandern als Umland der Stadt nicht zahlte. Der aktuelle Fi-<br />

nanzstreit verwies auf tieferliegende soziale und wirtschaftli-<br />

che Probleme des flandrischen Städtetums, speziell der Stadt<br />

Gent. Denn von der sinkenden Bedeutung der Tuchindustrie<br />

war auch das sehr differenzierte Handwerkswesen betroffen.<br />

Die sozialen Gegensätze innerhalb der Stadt wuchsen, der<br />

Druck der Statthalterin von außen verschärfte die Spannun-<br />

gen. 1538 hatte Maria ihrem Bruder geschrieben, daß es<br />

nunmehr darum gehe, „ob Eure Majestät Herr oder Diener<br />

sein wird.“ Der offene Aufruhr, der anläßlich der Ernennung<br />

des neuen Magistrats 1539 ausbrach, zeigte, wie eng die in-<br />

nerstädtischen Spannungen mit dem Beharren auf der städti-<br />

schen Autonomie gegen den Landesherrn verknüpft waren.<br />

Der ganze Zorn der Zünfte (als Vertreter des Handwerks)<br />

richtete sich gegen den von der Statthalterin eingesetzten<br />

Magistrat. Damit war der Kaiser selbst angegriffen. Der drin-<br />

genden Bitte seiner Schwester, diesen Ungehorsam zu been-<br />

den, folgte der Kaiser im Februar 1540. Angesichts der inter-<br />

nen städtischen Gegensätze fiel es Karl nicht schwer, den<br />

Aufruhr niederzuschlagen. Die Anführer wurden hart bestraft,<br />

die Autonomie der Stadtverfassung noch weiter eingegrenzt.<br />

Der Konflikt um Gent, der in den zwanziger und dreißiger<br />

Jahren des Jahrhunderts Parallelen in anderen niederländi-<br />

schen Städten hatte, zeigt, wie gering die Durchsetzungsfähig-<br />

keit zentraler Herrschaft auch in diesen Regionen der habs-<br />

burgischen Länder unter Karl tatsächlich war. Der konkrete<br />

Konflikt konnte zwar mit harter Hand beendet werden, aber<br />

er war ja nicht der einzige. Es blieben zudem die Struktur-<br />

probleme ständischer Herrschaftsorganisation. Wenn wie in<br />

Gent die traditionellen städtischen Führungsgruppen wirt-<br />

schaftliche und soziale Probleme nicht mehr zu bewältigen<br />

vermochten, geriet sehr rasch das ganze Herrschaftssystem<br />

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