KARL V.
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folgte am 10.3.1526 die Trauung in Sevilla. Das Brautpaar<br />
hatte Glück: Was als dynastisches Kalkül begonnen hatte,<br />
führte in eine, so hat es den Anschein, gelingende Ehe, die von<br />
wechselseitigem Respekt und allmählich wachsender Zunei-<br />
gung getragen wurde. Seine ersten drei Ehejahre verbrachte<br />
das Paar in Granada, 1527 wurde der Thronfolger Philipp,<br />
1528 die älteste Tochter Maria geboren. Seit den 1530er Jah-<br />
ren zwangen die politischen Pflichten den Kaiser zur häufigen<br />
Abwesenheit. In einer sehr viel später formulierten Instruktion<br />
an seinen Sohn Philipp (4./6.5.1543) bezeichnete er es als<br />
wichtige Bedingung für eine gute Herrscherehe, daß die ge-<br />
meinsame Zeit nie zu lange währen sollte (Seibt 1990, S. 96).<br />
Die Menschen des 20. Jahrhunderts würden das vermutlich<br />
als Rationalisierung charakterisieren. Aber hatte sie nicht ihr<br />
Recht, wenn die Beteiligten damit zufrieden waren?<br />
Der Tod seiner Frau – sie starb am 1.5.1539 wenige Tage<br />
nach der Totgeburt ihres siebten Kindes – bewegte den Kaiser<br />
tief. An seinen Bruder schrieb er kurz danach: „Er habe bei<br />
diesem großen und höchsten Verlust keinen anderen Trost als<br />
ihr gutes und katholisches Leben und ihren heiligmäßigen<br />
Tod. Er tue alles, sich in den Willen Gottes zu fügen, den er<br />
gebeten habe, sie zu sich in sein Paradies zu nehmen, wo sie<br />
nun gewißlich weile“ (Brandi 1937, Bd. 1, S. 362). Und um<br />
der Trauer Raum zu geben, zog er sich für mehrere Tage in<br />
ein Hieronymitenkloster bei Toledo zurück. Zu Recht ist<br />
jüngst auf die Parallele zu seiner eigenen Todeserwartung hin-<br />
gewiesen worden: In unmittelbarer Nähe zum Hieronymi-<br />
tenkloster Yuste verbrachte Karl seine letzten Lebensjahre.<br />
Vermutlich war es die Verbindung von Armut (im Sinne der<br />
Franziskaner) und Eremitendasein, von Seelsorge, Meditation<br />
und Studium, was ihn an diesem Orden anzog – wir können<br />
darüber nur spekulieren. Was bleibt, ist der Eindruck einer<br />
ernsthaften Persönlichkeit, zumindest in diesen sehr persönli-<br />
chen Grenzerfahrungen fern aller kaiserlicher Stilisierung, fern<br />
damit auch seines übermütig-jugendlichen Wahlspruchs: plus<br />
ultra.<br />
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