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KARL V.

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3. Kaiser und Papst<br />

Karls Kaiseridee hatte, wir haben das erläutert, sakralen In-<br />

halt: Der Kaiser verstand sich als Schutzherr der Christenheit<br />

und leitete daraus den Anspruch einer monarchia universalis<br />

ab. Mußte er damit nicht notwendigerweise mit dem geistli-<br />

chen Schutzherrn der Christenheit zusammenstoßen, dem<br />

Papst? Dieses Dauerthema europäischer Geschichte des Mit-<br />

telalters war nämlich auch zu Beginn des 16. Jahrhunderts<br />

keineswegs gelöst. Seit den Reformkonzilien des 15. Jahrhun-<br />

derts war die innerkirchliche Autorität des Papsttums deutlich<br />

in Frage gestellt. Die Reformbewegungen des späten Mittelal-<br />

ters zielten auf eine Reform an Haupt und Gliedern, wobei<br />

der Akzent sehr wohl auf der Reform des Hauptes lag. Die<br />

tiefgreifende Verweltlichung der Geistlichen wurde insbeson-<br />

dere in der unmoralischen Lebensführung der Päpste und der<br />

Verwicklung der Kurie in internationale Finanzgeschäfte<br />

scharf angegriffen. Als Herr des Kirchenstaats allerdings blieb<br />

der Papst mit den politischen Konflikten des beginnenden 16.<br />

Jahrhunderts verbunden. Da er an der politischen Ordnung<br />

Italiens, dem Zankapfel zwischen Frankreich und dem Kaiser,<br />

beteiligt war, wurde das Papsttum selbst unter solchen Päp-<br />

sten, denen dies widerstrebte, in den Kampf um die monar-<br />

chia universalis hineingezogen. In jenen entscheidenden Jah-<br />

ren vom Ende des 15. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts war<br />

das Papsttum nicht in der Lage, seine eigentliche Aufgabe als<br />

geistliche Führungskraft des Christentums wahrzunehmen. Zu<br />

einem wirklichen Konflikt mit dem Anspruch des Kaisers<br />

konnte es aufgrund der mangelnden geistlichen Glaubwürdig-<br />

keit gar nicht kommen. Zu Konflikten um konkrete politische<br />

Entscheidungen kam es aber durchaus, insbesondere, wenn<br />

der Kaiser zu stark zu werden drohte. Deshalb hing für Karl<br />

V. viel von seinem persönlichen Verhältnis zu den jeweiligen<br />

Inhabern des Stuhles Petri ab.<br />

Mit der Wahl Adrians von Utrecht, des langjährigen Erzie-<br />

hers und politischen Beraters des Kaisers, zum Papst Hadrian<br />

VI. im Jahre 1521 schien eine glückliche Konstellation gege-<br />

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