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KARL V.

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Untersuchung das Verhältnis zwischen Kaiser und Reich eine<br />

gewichtige Rolle.<br />

2. Mittelalterlicher Kaiser<br />

oder frühabsolutistischer Herrscher?<br />

Die Geschichtsschreibung in der Weimarer Republik blieb<br />

derjenigen des Kaiserreichs eng verbunden. Die konfessionelle<br />

Enge allerdings begannen die Historiker der jungen Republik<br />

allmählich zu überwinden. Ein gutes Beispiel dafür ist die Ge-<br />

schichtsschreibung zu Karl V. 1937 erschien der erste Band<br />

der großen Biographie des Göttinger Historikers Karl Brandi<br />

(1868–1946) zu Karl V. Bei der Erschließung der umfangrei-<br />

chen Überlieferung zu Karl (vor allem der politischen Korre-<br />

spondenz) hatte er sich, angeregt durch seinen Straßburger<br />

Lehrer Baumgarten, seit Jahren mit Politik und Persönlichkeit<br />

des Kaisers befaßt. Seiner Ausbildung und persönlichen Prä-<br />

gung nach war Brandi Historiker des Kaiserreichs. Sein Ver-<br />

hältnis zur jungen Republik von Weimar ähnelte derjenigen<br />

Friedrich Meineckes (1862–1954): Auch Brandi wurde zum<br />

Vernunftrepublikaner. Sein Interesse an Karl V. war kein<br />

apologetisch-konfessionelles, obgleich Brandi überzeugter Ka-<br />

tholik war. Von einer dezidiert katholischen Geschichts-<br />

schreibung hielt er nichts: Dafür spricht die Ablehnung des<br />

konfessionell gebundenen Lehrstuhls in Bonn, der ihm 1893<br />

vom Hochschulreferenten im preußischen Kultusministerium<br />

Friedrich Althoff (1839–1908) angeboten wurde.<br />

Sein methodischer Zugang zur Geschichtsschreibung war<br />

derjenige der Mehrzahl seiner Generation: Für ihn bewegten<br />

die Persönlichkeiten die Geschichte, und als eine solche wollte<br />

er Karl V. in das Reformationszeitalter einordnen. Brandis<br />

zentrale These lautete: Die Politik Karls V. war geprägt von<br />

seiner „dynastischen Idee“, die zugleich seine Staatsidee als<br />

„dynastische Staatsraison“ ausmachte. Aus der Summe der<br />

von ihm ererbten Herrschaftstitel formte er ein überseeisch-<br />

europäisches Weltreich, das „auf der dynastischen Idee und<br />

der Einheit des Glaubens“ (Brandi 1937, Bd. 1, S. 13f.) be-<br />

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