KARL V.
KARL V.
KARL V.
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freiwillig Unrecht oder Gewalt geübt oder andere veranlasst<br />
oder ermächtigt habe“ (Kohler, Quellen, 1990, S. 467).<br />
Im Januar 1556 übergab Karl V. auch die Herrschaft über<br />
Spanien an seinen Sohn Philipp; und wieder geschah dies in<br />
Brüssel, nun vor Vertretern der spanischen Stände.<br />
Die Verhandlungen, die mit den Reichsständen zur Über-<br />
tragung der Kaiserwürde an Ferdinand notwendig waren, zo-<br />
gen sich bis in den Februar 1558 hin. Zu diesem Zeitpunkt<br />
hatte der Kaiser das Reich lange verlassen und sich auf seinen<br />
Landsitz in der Nähe des Hieronymitenklosters Yuste in Spa-<br />
nien zurückgezogen. Im September 1556 war er nach Spanien<br />
abgereist, die Regierung im Reich nahm Ferdinand in absentia<br />
imperatoris wahr.<br />
Im Frühling 1558 wurde Ferdinand von den Reichsständen<br />
zum Reichsoberhaupt gewählt und feierlich eingesetzt; aber<br />
ein Kaiser, der wie er von drei protestantischen Reichsfürsten<br />
gewählt worden war, konnte und sollte nicht mehr vom Papst<br />
gekrönt werden. Dieser von den Zeitgenossen sehr wohl<br />
wahrgenommene Unterschied zur Einsetzung Karls V. wirft<br />
ein bezeichnendes Licht auf das sich wandelnde Verständnis<br />
vom Verhältnis zwischen Kaiser und Reich. Die Unabhängig-<br />
keit von Rom führte den Kaiser in eine andere Rolle: Nicht<br />
mehr als advocatus ecclesiae, Wahrer der christlichen Einheit<br />
und des Friedens, trat er auf, sondern als Schiedsrichter, als<br />
Vermittler zwischen gegensätzlichen konfessionellen Positio-<br />
nen (Seibt 1990, S. 208 f.). Dieses Verständnis des Amts konn-<br />
te Karl V. nicht mittragen, es war nur folgerichtig, daß er sich<br />
zurückzog.<br />
Zwei Jahre hat Karl V. in seiner selbstgewählten Zurückge-<br />
zogenheit noch gelebt. Wiederholte Besuche des Sohns und<br />
die Fragen um Rat waren selbstverständlich, aber diese An-<br />
teilnahme wurde langsam weniger. Der Gesundheitszustand<br />
des Kaisers verschlechterte sich rasch, wohl auch deshalb<br />
nahm seine Menschenscheu zu. Die Nähe der Mönche des<br />
Ordens der Hieronymiten hat ihn in den letzten Lebenstagen<br />
beruhigt, vielleicht getröstet. Am 21.9.1558 starb Karl, ehe-<br />
mals Kaiser des Heiligen Römischen Reichs deutscher Na-<br />
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