KARL V.
KARL V.
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sehr interessiert. Die Probleme, die sich aus der rücksichtslo-<br />
sen Ausbeutung und Eroberung der Kolonialgebiete für deren<br />
Leistungsfähigkeit, ja Überlebensfähigkeit ergaben, waren<br />
dem Kaiser allerdings sehr bewußt; die skizzierten innerspani-<br />
schen Diskussionen prägten und sensibilisierten ihn. Die<br />
Überseepolitik während seiner Regierungszeit zielte deshalb<br />
darauf, Kompromißlösungen zwischen den Interessen der<br />
spanischen Siedler und derjenigen der Ureinwohner durchzu-<br />
setzen. Während der Versammlung der Cortes 1520 in La<br />
Coruña ergriff Karl die Initiative: Das umstrittene System der<br />
Encomienda, durch das die Indios zu harter körperlicher Ar-<br />
beit zwangsverpflichtet werden konnten, wurde verändert.<br />
Die Ureinwohner sollten nurmehr mit ihrem Einverständnis<br />
zu bestimmten Arbeiten herangezogen werden können, die<br />
spanischen Kolonialbeamten mußten auf diese Art der Ver-<br />
wendung der Indios gänzlich verzichten. Die Kritik des Do-<br />
minikanerpaters Bartolomé de las Casas (1474–1566) führte<br />
bereits 1518 zur Reform der Verwaltung der Gebiete in Über-<br />
see, indem ein kollegiales System mit einem eigenen Sekretär<br />
in Sevilla eingerichtet wurde. Dieses wurde 1524 zum Indien-<br />
rat (Consejo Real y Supremo de las Indias) erhoben.<br />
Dennoch erwies sich die Durchsetzung der Reformgesetze<br />
als äußerst schwierig, wenn nicht gar unmöglich; viele der<br />
spanischen Eroberer, allen voran Hernán Cortés (1485–1547),<br />
hielten sich schlicht nicht an die Vorgaben. Dem konnte die<br />
spanische Krone (insbesondere der Indienrat) nicht jahrelang<br />
untätig zusehen. Der Kaiser berief deshalb 1539 eine Kom-<br />
mission, vor der die verschiedenen Positionen zur Lösung der<br />
sozialen und wirtschaftlichen Probleme der Überseegebiete<br />
vorgetragen wurden. Nach diesen „Disputationen von Valla-<br />
dolid und Barcelona“ von 1542/43 wurden die Vorgaben von<br />
1520 erneuert und verschärft (Leyes nuevas); insbesondere<br />
verbot man die erbliche Encomienda. Der nun an Heftigkeit<br />
noch zunehmende Widerstand der Encomenderos in den Ko-<br />
lonialgebieten war Ursache gravierender sozialer und wirt-<br />
schaftlicher Krisen in den beiden Vizekönigtümern Peru und<br />
Neu-Spanien. Sie zwangen den Kaiser, bereits im Oktober<br />
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