KARL V.
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trug, nein es forderte sogar bewaffnete Wahrung der Reichs-<br />
disziplin gegen einzelne; aber keinen Krieg des Kaisers gegen<br />
das Reich“ (Seibt 1990, S. 164). Der Krieg, der unvermeidbar<br />
schien, war kein Kreuzzug gegen die Protestanten. In den Au-<br />
gen des Kaisers war es vielmehr ein Waffengang, um den<br />
Schmalkaldischen Bund und damit die politisch organisierte<br />
ständische Macht des Protestantismus im Reich zu vernichten.<br />
Über die Ziele seiner Kirchenpolitik nach einem erhofften Sieg<br />
war sich der Kaiser kurz vor dem Ausbruch der Kämpfe noch<br />
keineswegs im klaren. An seine Schwester Maria schrieb er<br />
am 9.6.1546, daß es darum gehe, die evangelischen Stände<br />
„zu einigermaßen erträglichen Bedingungen zu nötigen, durch<br />
die man, wenn man schon nicht mehr damit erreicht [...]<br />
verhindern kann, daß alles unwiderruflich verloren geht“<br />
(Kohler, Quellen 1990, S. 324).<br />
Gerade ein so verstandener Krieg des Kaisers gegen ständi-<br />
schen Ungehorsam konnte nicht ohne Bündnispartner im<br />
Reich selbst geführt werden. Deshalb bemühte sich Karl V.<br />
mit Erfolg um entsprechende Partner – nicht nur aus den Rei-<br />
hen der katholischen Reichsstände. Die Verbindung, die in<br />
der Geschichtsschreibung gewiß am nachdrücklichsten disku-<br />
tiert wurde, war diejenige mit dem protestantischen Fürsten<br />
Moritz von Sachsen (1521–1553). Dem Kaiser war es gelun-<br />
gen, den jungen Fürsten gegen die Zusage der Kurwürde sei-<br />
nes Vetters, des Kurfürsten Johann Friedrich (1503–1554),<br />
aus dem protestantischen Lager abzuwerben. In der prote-<br />
stantischen Geschichtsschreibung war Moritz seitdem der<br />
„Judas von Meißen“. Zudem konnte der Kaiser die beiden<br />
jungen protestantischen Fürsten Hans von Küstrin (1513–<br />
1571) und Albrecht Alkibiades von Brandenburg-Kulmbach<br />
(1522–1557) zur normalen Fürstenbesoldung für kaiserliche<br />
Dienste anwerben. Mit Bayern hatte er zwei Tage nach der<br />
Eröffnung des Regensburger Reichstags einen Vertrag ge-<br />
schlossen, in dem wohlwollende Neutralität zugesichert wur-<br />
de.<br />
Demgegenüber blieben die schmalkaldischen Bundesver-<br />
wandten zu lange untätig. Neben innerbündischen Konflikten<br />
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