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KARL V.

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eiche (Aragon und Katalonien) wiederholte sich dieser Vor-<br />

gang in den folgenden Wochen. Für alle sichtbar hatte er<br />

damit den traditionellen Vertragscharakter der Herrschafts-<br />

übung auch und gerade im Königreich Spanien bestätigt.<br />

Hinweise auf eine Ablehnung dieser Legitimitätsgrundlage<br />

durch Karl hat es nie gegeben. Strikt eingebunden in die poli-<br />

tischen Ordnungsvorstellungen seiner Zeit, war auch für ihn<br />

unbestritten, daß Herrschaft an ständische Beteiligung gebun-<br />

den war. Dazu gehörte andererseits, daß ein christlicher, d. h.<br />

Gott gehorsamer Herrscher von seinen Untertanen gleichfalls<br />

Gehorsam erwarten durfte. Nicht die Begründung (früh-)ab-<br />

solutistischer Herrschaftsübung war das Thema jener Zeit –<br />

auch der Zeitgenosse Machiavelli (1469–1527) hat Herrschaft<br />

nicht als absolute legitimiert –, sondern der Umfang der Herr-<br />

schaftsübung, die der pater patriae, d.h. der Herrscher als<br />

Landesvater, für sich in Anspruch nehmen durfte.<br />

Die Stände in Valladolid überreichten ihre Forderungen in<br />

88 Artikeln, in denen allgemeine und konkrete Mißstände zur<br />

Sprache kamen (Brandi 1937, Bd. 1, S. 76). Sie betrafen Un-<br />

regelmäßigkeiten im Gerichtswesen, Probleme im kirchlichen<br />

Abgabenwesen ebenso wie bei der Vergabe geistlicher Ämter.<br />

Damit wurde die Forderung verbunden, auch weltliche Äm-<br />

ter/Pfründen (u.a. am Hof) nur an heimische Adlige zu ver-<br />

geben. Auch sollte die Sprache am Hof und diejenige des<br />

Königs Spanisch sein. Schließlich forderten die Stände, regel-<br />

mäßig einberufen zu werden.<br />

Zwei Strukturprobleme der spanischen Gesellschaft des<br />

frühen 16. Jahrhunderts wurden damit angesprochen: zum ei-<br />

nen die ungeklärten Verhältnisse zwischen geistlicher und<br />

weltlicher Herrschaftsübung – ein Problem mithin, das die<br />

spanische Gesellschaft keineswegs allein bewegte; zum ande-<br />

ren das Verhältnis zwischen heimischem Adel und landfrem-<br />

den Amtsträgern, die im Umkreis des Königs erhebliche poli-<br />

tische Macht auszuüben begannen. Auch dieses Problem ist<br />

kein spezifisch spanisches gewesen, selbst wenn es sich durch<br />

die langen Abwesenheiten des Königs verschärft darstellte.<br />

Was sich hier artikulierte, war ein Strukturwandel in der<br />

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