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KARL V.

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Herrschaftsübung. Den vornehmlich adligen Ständen drohte<br />

das unbestrittene Recht der Beteiligung an Herrschaft ge-<br />

nommen zu werden und zwar durch Kompetenzverlagerung<br />

auf neue soziale Führungsgruppen, die aufgrund der Amtsver-<br />

gabe vom König abhängig waren. Im Spanien der frühen<br />

zwanziger Jahre zeichnete sich dies ab; deshalb wuchs der<br />

Protest, deshalb auch war die Forderung nach Regelmäßigkeit<br />

der ständischen Sitzungen zentral: Eine Institutionalisierung<br />

ständischer Mitregierung sollte damit durchgesetzt werden.<br />

Seit dem Tod des Kaisers Maximilian (12.1.1519) ver-<br />

schärfte sich das Problem der inneren Machtbalance weiter.<br />

Da die Chancen des jungen Königs groß waren, die Kaiser-<br />

würde zu erhalten, stellte sich die Frage nach der Vereinbar-<br />

keit von königlicher und kaiserlicher Herrschaftsübung. Muß-<br />

te nicht notwendigerweise das Interesse des spanischen König-<br />

reichs vor dem Anspruch des Kaisertums zurückstehen? Über<br />

die Möglichkeiten einer Verbindung beider Interessen ent-<br />

stand sogleich eine rege öffentliche Diskussion, die zwischen<br />

den Vertretern des Königshofs und den Vertretern der Stände<br />

vor allem Kastiliens geführt wurde. Sie war ein Streit um die<br />

zeitgenössische Kaiseridee.<br />

Gewichtige politische Denker der Zeit haben sich darin zu<br />

Wort gemeldet. Selbst die Ratgeber des Königs waren nicht<br />

einer Meinung. Der Kern der Frage lautete: Hat das Kaiser-<br />

tum einen legitimen universalen Anspruch, weil es die Einheit<br />

der Christenheit bewahren soll, oder handelt es sich um die<br />

Rechtfertigung von Expansionsbestrebungen? Geht es um das<br />

weltliche imperium oder um die sakrale monarchia universa-<br />

lis? Der Kaiser und sein seit dem 15.10.1518 amtierender<br />

Großkanzler Mercurino Gattinara (1465–1530) betonten die<br />

sakrale Bedeutung der Universalmonarchie. Demgegenüber<br />

warnten der Hofprediger des Königs Antonio de Guevara<br />

(1486–1546), sein späterer zeitweiliger Beichtvater Pedro de<br />

Soto (1495–1560), Mitglied der damals führenden spanischen<br />

Philosophenschule an der Universität von Salamanca, und de-<br />

ren ,Haupt’ Francisco de Vitoria (ca. 1485–1546) vor der im-<br />

perialen Verführung der universalen Kaiseridee. In ihrer Sicht<br />

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