KARL V.
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en. In einem Glückwunschschreiben an den frisch Gewählten<br />
formulierte Karl: „Wir halten für gewiß, daß Gott selbst diese<br />
Wahl gemacht hat“ (Brandi 1937, Bd. 1, S. 143). In ihrer<br />
Kritik an den unglückseligen Verhältnissen in der Kirche wa-<br />
ren sich Hadrian und der Kaiser einig. Klare Worte fand der<br />
Papst im Rückblick auf die Amtszeiten seiner Vorgänger:<br />
„Das Laster an der Kurie [sei] so selbstverständlich geworden,<br />
daß die damit befleckten nicht einmal mehr den Gestank der<br />
Sünde wahrgenommen hätten“ (Rabe 1991, S. 150). Aber<br />
auch gegen die nach seiner Meinung „gefährliche lutherische<br />
Sekte“ im Reich sollte entschlossen gehandelt werden. Zu-<br />
gleich benannte er die Sünden der Kurie als Ursache der Ket-<br />
zerei: Indem man jene beende, werde auch diese beseitigt. In<br />
pastoralen Schreiben an den Kaiser betonte er die Notwen-<br />
digkeit von Verhandlungen mit Frankreich und legte Karl sei-<br />
ne Sorge vor der Gefahr durch die Ungläubigen ans Herz. Die<br />
Mahnung zum Frieden allerdings hatte keinen Erfolg. Weder<br />
der Kaiser noch der französische König wollten sich darauf<br />
einlassen. Die Sorge vor einem Bündnis Frankreichs mit den<br />
.ketzerischen’ Protestanten im Reich brachte im August 1523<br />
selbst diesen pastoralen Papst in ein politisches Bündnis gegen<br />
Frankreich. Sein überraschender Tod nur wenige Wochen<br />
später (14.9.1523) setzte einem vielversprechenden Reform-<br />
beginn ein rasches Ende.<br />
Sein Nachfolger Clemens VII. (1478–1534) war von den<br />
Reformnotwendigkeiten zwar überzeugt, verfolgte aber in<br />
schlechter Tradition die politischen Anliegen seiner Familie,<br />
der Medici, weit intensiver als seine pastoralen Pflichten. Für<br />
theologische Diskussionen interessierte er sich kaum. Sehr<br />
rasch wurde deutlich, daß Clemens – vielleicht aus Gründen<br />
der Machtbalance – der französischen Seite mehr zuneigte als<br />
der kaiserlichen. Seine Einbindung in die Heilige Liga von<br />
Cognac (1526) dokumentierte diese Parteinahme deutlich.<br />
Der Kaiser hat diese Koalition als Belastung des Friedens in<br />
der Christenheit mit den Mitteln der Diplomatie und in öf-<br />
fentlicher Stellungnahme scharf attackiert: „Der Papst handle<br />
nicht wie ein Vater, sondern wie ein Feind der Kirche, nicht<br />
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