KARL V.
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KARL V.
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sich als weiteres Forschungsfeld die Analyse der politisch-<br />
sozialen Kommunikation zwischen den beteiligten Führungs-<br />
gruppen um den Kaiser/König einerseits und unter den stän-<br />
disch-regionalen Eliten andererseits. Am Beispiel der Wirkung<br />
des Großkanzlers Gattinara und seiner ausgearbeiteten Kon-<br />
zeption einer monarchia universalis ist erst der Anfang auf<br />
diesem Feld gemacht worden. Noch immer ungeklärt ist u.a.,<br />
wie stark die Rezeption des Machiavelli im Umkreis des Kai-<br />
sers und unter den ständischen Eliten in seinen Herrschaftsbe-<br />
reichen tatsächlich gewesen ist. Daß es eine starke ständische<br />
Opposition mit entsprechender Legitimation von Widerstand<br />
bzw. Kritik an der Obrigkeit gegeben hat, ist in Umrissen be-<br />
kannt. Ob diese Formen politischer Kommunikation (oder<br />
auch Sprache) als „traditionales“ oder „modernisierendes“<br />
Element politischer Ordnung charakterisiert werden sollen, ist<br />
bislang gänzlich offen.<br />
Schließlich zeigt sich an dieser Stelle, welch bedeutende<br />
Rolle die Religion, die persönliche und/oder kirchliche Fröm-<br />
migkeit des Kaisers ebenso wie der Zeitgenossen gespielt hat.<br />
Denn die große Debatte um das Recht und die Teilhabe an<br />
Herrschaft ist unauflösbar verknüpft mit dem sakralen Herr-<br />
schaftsanspruch des Kaisers, dem das Bild des christlichen<br />
Herrschers entgegengehalten wird, dessen Machtanspruch auf<br />
der Figur des Vertrages und/oder des Bundes beruht. Neben<br />
der Funktion des Papstes ist an dieser Stelle auch die Bedeu-<br />
tung von Konzilien im Kirchenverständnis des Kaisers und<br />
seiner regionalen Kritiker und Partner zu bestimmen.<br />
Die Erinnerung an Karl V. ist alles andere als Heldenvereh-<br />
rung. Sie ist aber auch nicht die Demontage eines unumstrit-<br />
tenen Herrschers über das Europa des 16. Jahrhunderts. Sie<br />
ist der legitime biographische Zugang zu einer Zeit, in der der<br />
Wandel sicherlich besonders deutlich spürbar war. Das Fest-<br />
halten an scheinbar Bewährtem ist in solchen Augenblicken<br />
ein sehr menschliches Mittel, den Wandel zu verarbeiten. Karl<br />
V. scheint dies ebenso getan zu haben wie die Mehrzahl seiner<br />
Zeitgenossen. Erst im Blickwinkel des Historikers zeigt sich,<br />
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