11.11.2012 Aufrufe

KARL V.

KARL V.

KARL V.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

sich als weiteres Forschungsfeld die Analyse der politisch-<br />

sozialen Kommunikation zwischen den beteiligten Führungs-<br />

gruppen um den Kaiser/König einerseits und unter den stän-<br />

disch-regionalen Eliten andererseits. Am Beispiel der Wirkung<br />

des Großkanzlers Gattinara und seiner ausgearbeiteten Kon-<br />

zeption einer monarchia universalis ist erst der Anfang auf<br />

diesem Feld gemacht worden. Noch immer ungeklärt ist u.a.,<br />

wie stark die Rezeption des Machiavelli im Umkreis des Kai-<br />

sers und unter den ständischen Eliten in seinen Herrschaftsbe-<br />

reichen tatsächlich gewesen ist. Daß es eine starke ständische<br />

Opposition mit entsprechender Legitimation von Widerstand<br />

bzw. Kritik an der Obrigkeit gegeben hat, ist in Umrissen be-<br />

kannt. Ob diese Formen politischer Kommunikation (oder<br />

auch Sprache) als „traditionales“ oder „modernisierendes“<br />

Element politischer Ordnung charakterisiert werden sollen, ist<br />

bislang gänzlich offen.<br />

Schließlich zeigt sich an dieser Stelle, welch bedeutende<br />

Rolle die Religion, die persönliche und/oder kirchliche Fröm-<br />

migkeit des Kaisers ebenso wie der Zeitgenossen gespielt hat.<br />

Denn die große Debatte um das Recht und die Teilhabe an<br />

Herrschaft ist unauflösbar verknüpft mit dem sakralen Herr-<br />

schaftsanspruch des Kaisers, dem das Bild des christlichen<br />

Herrschers entgegengehalten wird, dessen Machtanspruch auf<br />

der Figur des Vertrages und/oder des Bundes beruht. Neben<br />

der Funktion des Papstes ist an dieser Stelle auch die Bedeu-<br />

tung von Konzilien im Kirchenverständnis des Kaisers und<br />

seiner regionalen Kritiker und Partner zu bestimmen.<br />

Die Erinnerung an Karl V. ist alles andere als Heldenvereh-<br />

rung. Sie ist aber auch nicht die Demontage eines unumstrit-<br />

tenen Herrschers über das Europa des 16. Jahrhunderts. Sie<br />

ist der legitime biographische Zugang zu einer Zeit, in der der<br />

Wandel sicherlich besonders deutlich spürbar war. Das Fest-<br />

halten an scheinbar Bewährtem ist in solchen Augenblicken<br />

ein sehr menschliches Mittel, den Wandel zu verarbeiten. Karl<br />

V. scheint dies ebenso getan zu haben wie die Mehrzahl seiner<br />

Zeitgenossen. Erst im Blickwinkel des Historikers zeigt sich,<br />

89

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!