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NICKI ENGEL HONKLAND

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Auf der einen Seite ist das natürlich alles sehr verständlich. Die meisten<br />

von uns führen nämlich ein bedenklich mittelmäßiges, todlangweiliges,<br />

gähnendes Durchschnitts-Leben. Mittelmäßiger Job, mittelmäßiges<br />

Gehalt, mittelmäßige Beziehung, mittelmäßige Bude, bla, gähn. Haben<br />

wir ausreichend durchgekaut. Mittelmaß als Maß der Dinge. Eine<br />

Nummer im System, ein Ersetzbarer, ein Austauschbarer. Citizen Dildo!<br />

Der Steuerzahler, der Sperrmüll-Anmelder, der BILD-Leser. Einer wie<br />

alle. Wie aufregend. Was für ein aufregendes, einzigartiges,<br />

individuelles und selbstgesteuertes Leben. Phantastisch, gähn. Kein<br />

Wunder, daß so viele Menschen depressiv sind.<br />

Und jetzt ist es nämlich so, daß nur ganz wenige von uns diesen<br />

Mittelmaß-Blödsinn hinterfragen. Einige sind bereits zu sehr in das<br />

System eingebunden, um Fragen zu stellen. Aber die überwältigende<br />

Mehrheit ist schlichtweg zu blöd oder zu faul. Man spürt zwar<br />

irgendwie instinktiv und intuitiv, daß irgendwas nicht stimmt bzw. das<br />

eigene Leben zu Tode langweilt, ist aber zu blöd oder zu faul, um etwas<br />

Grundlegendes dagegen zu tun. Also das Übel an der Wurzel zu packen.<br />

Nein, das dann doch lieber nicht. Lieber weiter eine Nummer im System<br />

bleiben, lieber weiter Citizen Dildo bleiben. Ist sicherer, machen alle,<br />

sind wir gewöhnt dran. Bloß nicht Neues, lieber irgendwie ab- bzw.<br />

umlenken. Et voilà, haben wir den Scheiß.<br />

So einfach ist die ganze Kiste. Kompensieren heißt mal wieder das Wort<br />

der Woche. Man ist zu faul oder zu doof oder zu feige, sein eigenes,<br />

trostloses, mittelmäßiges Durschschnitts-Leben zu ändern, also fängt<br />

man mit irgendeinem anderen Scheiß zu kompensieren an. Mit<br />

irgendeiner besonderen Leistung. Et voilà, et zack, haben wir schon<br />

wieder den Salat. Kopf-Salat. Kompensations-Salat. Aber leider, leider<br />

klappt Kompensieren mal wieder nicht. Wie immer. Denn dadurch, daß<br />

ich an einem bescheuerten Ironman partizipiere, wird mein Leben nicht<br />

besser. Dadurch, daß ich 20 Kilo Thüringer Mett in einer Stunde fressen<br />

kann, auch nicht. Auch wird mein Leben nicht besser, wenn ich einen<br />

Monat Achterbahn fahre oder Benzin saufe oder meinen Schädel im<br />

Türrahmen einklemme. Oder mich mit Stoff zudröhne, an einer<br />

regionalen Bodybuilding-Meisterschaft teilnehme und da dann sogar<br />

einen beschissenen Pokal und eine Büchse Eiweiß-Pulver gewinne.<br />

Nein, auch dann nicht, auweia.<br />

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