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NICKI ENGEL HONKLAND

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Abfallentsorgungsbetrieb einen Kunden dazu zwingen, seinen Hausmüll<br />

vorbildlicher zu trennen. Indem einfach die gelben Säcke nicht mehr<br />

mitgenommen werden. Und zwar so lange, bis sie keine alten Batterien,<br />

benutzte Tampons oder tote Katzen mehr enthalten. Unser Kunde wäre<br />

in diesem Fall Fremdopfer, da er durch Dritte (hier die Müllabfuhr)<br />

dazu gezwungen wird, etwas herzugeben (vernünftig sortierte gelbe<br />

Säcke) bzw. auf etwas zu verzichten (tote Katzen in gelbe Säcke zu<br />

stecken). Ein klassisches Fremdopfer.<br />

Die zweite denkbare Variante ist, daß unser Fremdopfer scheinbar<br />

freiwillig etwas hergibt oder auf etwas verzichtet, etwas unterläßt. Weil<br />

es befürchtet, daß es ansonsten eine negative Konsequenz erwarten<br />

muß. Es wird also aus Angst gehandelt, man läßt es besser erst gar nicht<br />

so weit kommen wie in der ersten Alternative beschrieben. Das Kind ißt<br />

von vornherein den Teller leer. Weil es weiß, daß der Arsch sonst<br />

Kirmes hat oder ein Handy weg ist. Oder der Kunde unterläßt es von<br />

Anfang an, Schweinskram in den gelben Sack zu stecken. Weil er weiß,<br />

daß die Sauerei sonst nicht mitgenommen wird und ihm dann noch<br />

weitere vier Wochen die Bude vollstinkt. Das ist die zweite denkbare<br />

Variante.<br />

In beiden Varianten wird also durch Dritte Zwang auf unser Fremdopfer<br />

ausgeübt, daher auch die Bezeichnung Fremdopfer. Der Verzicht ist in<br />

beiden Fällen passiver Natur. Im ersten Fall weiß das Fremdopfer, was<br />

es erwartet, im zweiten Fall malt es sich aus, was es erwarten könnte.<br />

Motiv für den Verzicht ist demnach in beiden Fällen Angst. Unser<br />

Fremdopfer muß also ausgesprochen subtil agieren.<br />

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