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Gesamtschweizerische Strategie zur dauerhaften Archivierung von ...

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<strong>Gesamtschweizerische</strong> <strong>Strategie</strong><br />

<strong>zur</strong> <strong>dauerhaften</strong> <strong>Archivierung</strong><br />

<strong>von</strong> Unterlagen aus elektronischen Systemen<br />

Schweizerische ArchivdirektorInnenkonferenz<br />

3.3.8 Datenbank-Applikationen<br />

Frühe Datenbank-Anwendungen besassen meist eine ziemlich einfache Datenstruktur,<br />

so dass die gespeicherten Informationen in flachen Tabellen archiviert und in den<br />

gängigen Datenformaten (ASCII-Strings, numerische Feldtypen usw., vgl. Anhang<br />

3) auch zu einem späteren Zeitpunkt und ohne Kenntnis der ursprünglichen Applikation<br />

verhältnismässig leicht wieder gelesen werden konnten. Die Verständlichkeit ist<br />

in der Regel durch die Art der Darstellung (sehr lange Datensätze, wo nur bestimmte<br />

Sonderzeichen oder ähnliche Hilfen über den Beginn neuer Felder Auskunft geben)<br />

und das Vorkommen einer Vielzahl <strong>von</strong> Codes erschwert. Ohne mitgelieferte Dokumentationen<br />

wäre es in solchen Fällen unmöglich, sich in den Datenmengen auf ökonomische<br />

Weise <strong>zur</strong>echtzufinden. Über die formalen und inhaltlichen Anforderungen<br />

an solche Dokumentationen gibt es international anerkannte Richtlinien, die allerdings<br />

schon älteren Datums sind. 20<br />

Das Hauptproblem beim Archivieren flacher Tabellen aus älteren Datenbanken war<br />

somit das periodische Kopieren der archivierten Daten auf andere Speichermedien,<br />

da die Haltbarkeit der standardisierten Archivdatenträger (vgl. Anhang 3) nicht mehr<br />

als einige Jahre beträgt. Bei diesen Kopiervorgängen müssen Qualitätsprüfungs-<br />

Checks durchlaufen werden – ein Unterfangen, das in Anbetracht der vorhandenen<br />

Analyse-Hilfsmittel schnell sehr aufwändig werden kann. Selbst die grossen Nationalarchive<br />

der USA, Kanadas, Australiens, des United Kingdom, der Bundesrepublik<br />

Deutschland oder der französischen Archives contemporaines in Fontainebleau verfügen<br />

im besten Fall über Werkzeuge, die nur sehr bescheiden konzipiert oder bereits<br />

mehrere Jahre alt sind und keine ausgeklügelteren Prüfmethoden unterstützen. Da die<br />

Dokumentationen in der Regel separat (wohl noch heute mehrheitlich in Papierform)<br />

gespeichert werden, sind die heute angewendeten Analyseverfahren unangemessen,<br />

sobald der Umfang der archivierten Daten proportional <strong>zur</strong> gesamten Datenproduktion<br />

zunimmt.<br />

Seit dem Aufkommen relationaler Datenbanksysteme hat aber auch die Komplexität<br />

der Datenstrukturen gewaltig zugenommen. Was die ursprünglichen Benützerinnen<br />

und Benützer bei ihrer Arbeit am Bildschirm sehen, kann gänzlich anders organisiert<br />

sein als die Datenhaltung im Hintergrund. Zwischen diesen beiden Schichten hat sich<br />

die Geschäftslogik mehr und mehr verselbstständigt; objektorientierte Methoden<br />

treiben diese Ausdifferenzierung weiter voran. Emulationskonzepte oder das OAIS-<br />

Modell beruhen auf der Idee, solche „Kapseln" <strong>von</strong> Datenobjekten in einer Weise<br />

aufeinander zu beziehen, dass sie, unabhängig <strong>von</strong> der ursprünglich verwendeten<br />

Software lesbar und verstehbar werden.<br />

Wie umfangreiche Datenbank-Anwendungen, die weit gespannte Informationssysteme<br />

sein können, langfristig zu archivieren sind, bleibt trotz der zahlreichen laufenden<br />

Forschungsprojekte bis auf weiteres eine offene Frage. 21<br />

20<br />

21<br />

Hedstrom, Margaret: Archives and Manuscripts: Machine-Readable Records. Chicago (1984).<br />

In der Realität werden noch heute mehrheitlich flache Tabellen archiviert.<br />

Seite 42 Kapitel 3: Internationaler Kontext KLA CH/FL 2002

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