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Gesamtschweizerische Strategie zur dauerhaften Archivierung von ...

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Schweizerische ArchivdirektorInnenkonferenz<br />

<strong>Gesamtschweizerische</strong> <strong>Strategie</strong><br />

<strong>zur</strong> <strong>dauerhaften</strong> <strong>Archivierung</strong><br />

<strong>von</strong> Unterlagen aus elektronischen Systemen<br />

Nebst den angeführten Konvergenzen bestehen derzeit noch einige grössere Kontroversen.<br />

Zu nennen sind in erster Linie:<br />

•=<br />

•=<br />

Organisatorisch: Sollen sich Archive selbst um die physische Aufbewahrung<br />

elektronischer Archiv-Unterlagen („Custodial Archiving“) kümmern oder stattdessen<br />

ganz auf die intellektuelle Steuerung der Überlieferungsprozesse („Non-<br />

Custodial archiving“) konzentrieren (Kapitel 3.1.6) Hinter den zugrundeliegenden<br />

strategischen Konzepten („Records Lifecycle“ vs. „Records Continuum“)<br />

verbergen sich elementare Differenzen: Im zweiten Fall wären die Kompetenzen<br />

für das verwaltungsweite Records Management vollständig neu zu regeln, und<br />

die Archive hätten sich so zu reorganisieren, dass sie den neuen Verpflichtungen<br />

nachkommen könnten. Im ersten Fall droht ein Vakuum im Bereich der vorarchivischen<br />

Schriftgutverwaltung. Fühlt sich dafür niemand richtig zuständig,<br />

fehlen den Archiven die kompetenten Ansprechpartner sowie eine solid organisierte<br />

Vorstufe, auf der ihre eigene Arbeit zuverlässig aufsetzen könnte.<br />

Technisch: Welche der in Kapitel 3.1.5 beschriebenen Aufbewahrungsstrategien<br />

soll angewendet werden Sowohl die ausschliessliche Übernahme <strong>von</strong> Archivgut<br />

in Papierform als auch die Aufbewahrung digitaler Unterlagen in ihren originalen<br />

Hardware- und Software-Umgebungen werden heute als obsolet betrachtet.<br />

Differenzen bestehen hauptsächlich zwischen den Emulations- und Migrations-<strong>Strategie</strong>n.<br />

Die ersteren haben vor allem in der Bibliothekswelt Anklang gefunden.<br />

Aus Archivsicht stossen sie auf Bedenken: Der Entstehungskontext administrativer<br />

Unterlagen ist komplexer als die elektronische Produktion <strong>von</strong> Büchern.<br />

Ferner umgeht der Emulations-Ansatz die Bewertungsproblematik, indem<br />

normalerweise ganze Applikationen „eingekapselt“ und dauerhaft erhalten werden.<br />

Der Blickwinkel auf konkrete Geschäftsprozesse spielt eine untergeordnete<br />

Rolle. Wo der Entstehungskontext <strong>von</strong> Unterlagen einzelne Applikationen überschreitet,<br />

wäre er im Nachhinein nur noch mit unverhältnismässig hohem Aufwand<br />

rekonstruierbar.<br />

Viele der vorgestellten Konzepte stammen aus dem angelsächsischen Kulturraum. In<br />

Mitteleuropa dürfte eine Rollenteilung zwischen Records Management und Archivistik<br />

auch in Zukunft bevorzugt werden. Die Archive werden ihren Hauptauftrag in<br />

der <strong>dauerhaften</strong> Sicherung und Vermittlung der überlieferten Unterlagen erblicken.<br />

Damit sind die Defizite der Schriftgutverwaltung aber noch nicht gelöst.<br />

Aufbewahrungstechnisch scheint die Migrationsstrategie trotz zahlreicher berechtigter<br />

Bedenken <strong>zur</strong> Zeit der einzige gangbare Weg zu sein. Schlüssige Antworten über<br />

einen Zeithorizont <strong>von</strong> 10 bis 15 Jahren können jetzt und werden vielleicht auch in<br />

Zukunft nicht gemacht werden. Wichtige Forschungsziele der nächsten Jahre betreffen<br />

die Definition und Standardisierung <strong>von</strong> Archivformaten auf der Daten- und Dateiebene.<br />

Sodann gilt es <strong>Archivierung</strong>sprozesse so zu organisieren, dass a) Migrationszyklen<br />

so weit als möglich in die Länge gestreckt, b) Migrationen möglichst einheitlich<br />

und autoamtisch durchgeführt und c) die Menge der zu migrierenden Daten<br />

in einem vertretbaren Rahmen gehalten werden können.<br />

KLA CH/FL 2002 Kapitel 3: Internationaler Kontext Seite 53

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