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Gesamtschweizerische Strategie zur dauerhaften Archivierung von ...

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Schweizerische ArchivdirektorInnenkonferenz<br />

<strong>Gesamtschweizerische</strong> <strong>Strategie</strong><br />

<strong>zur</strong> <strong>dauerhaften</strong> <strong>Archivierung</strong><br />

<strong>von</strong> Unterlagen aus elektronischen Systemen<br />

4.3.3 Personalentwicklung<br />

Wenn es den schweizerischen Archiven ernst ist mit der Absicht, bereits zum Zeitpunkt,<br />

da neue Systeme geplant und entwickelt werden, ihren Einfluss geltend zu<br />

machen, müssen sie dafür zuallererst hinreichende Personalressourcen sicherstellen.<br />

Elektronisches Archivieren ist eine neue, mit vielen Fragezeichen behaftete Aufgabe,<br />

bei der über weite Strecken intellektuelles Neuland betreten werden muss. Solange<br />

diese Aufgabe nicht gelöst ist, lässt sich der Aufwand für andere bisherige Tätigkeiten<br />

nicht senken. Auch mit zunehmenden elektronischen <strong>Archivierung</strong>saktivitäten ist da<strong>von</strong><br />

auszugehen, dass der Zuwachs an Papier-Unterlagen noch einige Zeit anhalten wird.<br />

Es besteht somit ein zusätzlicher Personalbedarf, zumindest für eine mehrjährigen<br />

Übergangsfrist. Gelingt es nicht, diese Realität den zuständigen Stellen klar zu machen<br />

und den daraus resultierenden Anspruch einzulösen, bleibt als Alternative nur noch<br />

der radikale Verzicht in anderen archivischen Aufgabenfeldern – auch des Kernbereichs.<br />

Kein schweizerisches Archiv hat bisher einen solchen mutigen Schritt gewagt.<br />

Die geschilderte Situation dürfte einen Hauptgrund dafür bilden, dass sich die Archive<br />

bisher gegenüber der Problematik elektronischer Unterlagen mehrheitlich ausgesprochen<br />

defensiv verhalten haben. Wo umfassende Vorarbeiten geleistet worden sind, wie zum<br />

Beispiel in Basel-Stadt, treten die Engpässe besonders deutlich hervor. Werden bei der<br />

Einführung der geplanten Instrumente nicht ausreichende Personalkapazitäten verfügbar<br />

gemacht, könnte eine mehrjährige Investition an konzeptioneller Arbeit vergeblich<br />

gewesen sein.<br />

Das zweite Personalproblem besteht in der noch häufig anzutreffenden Delegation<br />

der hier diskutierten Aufgaben an einzelne Mitarbeiterinnen oder Mitarbeiter, die<br />

sich, wenn sie ihrem Auftrag seriös nachkommen, rasch zu Spezialisten entwickeln<br />

und unter Umständen den Kontakt <strong>zur</strong> übrigen Belegschaft zu verlieren drohen. Das<br />

Ergebnis ist in solchen Fällen oft, dass hoch qualifizierte Kräfte abwandern und erworbenes<br />

Zusatz-Know-how den Archivbetrieben wieder verloren geht.<br />

Da der berufliche Werdegang für Archivfachleute in der Schweiz nicht reglementiert<br />

ist, haben verschiedene Archive in den vergangenen Jahren die Gelegenheit wahrgenommen,<br />

Quereinsteiger aus der Informatikbranche einzustellen. Die bisherigen Erfahrungen<br />

sind eher ambivalent. Es braucht einen stetigen intensiven Gedankenaustausch<br />

zwischen Fach- und Informatikwissen innerhalb der Archivbetriebe, und dieses<br />

Wissen sollte innerhalb des Personals möglichst weit diffundieren können. Sonst<br />

entsteht leicht eine „Zweiklassengesellschaft“. Die Archivleitungen sind auf das<br />

Spezialwissen ihrer Informatiker angewiesen, ohne dieses immer angemessen beurteilen<br />

zu können; den Informatikern fällt es anderseits ohne unmittelbare Erfahrungen<br />

aus der Archivpraxis schwer, die fachlichen Erfordernisse adäquat in technische<br />

Konzepte oder Lösungen umzusetzen.<br />

Auch die enge Zusammenarbeit mit Fachleuten aus Informatikämtern (soweit diese<br />

Beratungsdienste anbieten) oder mit Privatfirmen kann eine Lösung sein, um an das<br />

benötigte Technik-Wissen heranzukommen.<br />

KLA CH/FL 2002 Kapitel 4: Momentaufnahme Seite 77

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