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Der Prozess der „sprachlichen Normalisierung” des ... - Traces

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Kapitel 3<br />

Verben: a + v<br />

Die im älteren Katalanisch gebräuchliche Möglichkeit, neue Verben durch Zusammensetzen mit<br />

einem Adjektiv bzw. Substantiv zu gewinnen (z. B. primfilar, carvendre, capficar, ullprendre; Marvà<br />

1937, 50), muss hinsichtlich <strong>des</strong> aktuellen politischen Wortschatzes als unproduktiv eingestuft<br />

werden. Wir verzeichneten nur ein Verb: socialdemocratitzar, v tr SdO, T, 2x, P, das <strong>der</strong> Form nach<br />

sowohl als Kompositum als auch als Ableitung interpretiert werden könnte (social + democratitzar;<br />

socialdemocràtic – socialdemocratitzar). Letzteres ist wahrscheinlicher, bedenkt man den hohen<br />

Verbreitungsgrad und die Geläufigkeit <strong>der</strong> Wortfamilie socialdemocràcia, socialdemòcrata,<br />

socialdemocràtic. Damit wollen wir nicht in Abrede stellen, dass sicher die bereits existierenden<br />

<strong>Der</strong>ivate zu democràcia (darunter auch das transitive Verb) entscheidenden Einfluss auf die<br />

Bildung <strong>des</strong> neuen Verbs gehabt haben mögen.<br />

Insgesamt lässt sich für die Komposition feststellen, dass dieses Bildungsverfahren an Boden<br />

gewinnt, weil es leicht handhabbar und verständlich ist. Die Möglichkeit <strong>der</strong> Analyse ist sicher<br />

auch eine Ursache dafür, dass Komposita kaum Eingang in die Wörterbücher finden (beson<strong>der</strong>s<br />

Kopulativkomposita). Erst wenn <strong>der</strong> semantische Gehalt durch die Konstituentenanalyse nicht<br />

mehr erschließbar und das Lexem als feste Fügung in den Wortschatz eingeglie<strong>der</strong>t ist, muss die<br />

lexikographische Erfassung erfolgen (z. B. centre-dreta, sòcio-econòmic, ciència-ficció, ciutatdormitori).<br />

Im politisch-sozialen Wortschatz setzt gleichzeitig eine Spezialisierung auf den<br />

nominalen Bereich verbunden mit <strong>der</strong> Reduktion <strong>der</strong> produktiven Bildungsmuster ein. So werden<br />

Kopulativkomposita vorrangig aus zwei Adjektiven bzw. zwei Substantiven gebildet. Bei den<br />

Determinativkomposita gibt es eine größere Bildungsmusterpalette: s + s; s + Eigennamen; s +<br />

präp + s; a + a. Komposita haben den Vorteil, durch eben dieses Zusammenrücken sehr<br />

sprachökonomische die wesentlichen Merkmale einer neuen Erscheinung in <strong>der</strong> Realität, eine<br />

neue Qualität, neue Aspekte <strong>des</strong> gesellschaftlichen Lebens wie<strong>der</strong>zugeben und zu<br />

veranschaulichen. Daneben sind sie weniger mit expressiv-wertenden Konnotationen „belastet“<br />

als z. B. Ableitungen mit bestimmten Suffixen und Präfixen. An<strong>der</strong>s ist das bei den nachstehenden<br />

Reduplikationen. Die Doppelung verstärkt die inhaltliche Aussage <strong>des</strong> einzelnen Lexems und liefert<br />

dadurch die ironische und pejorative Wertung:<br />

dreta-dreta, s C, 1x, P<br />

nacionalisme-nacionalisme, s C, 1x, P<br />

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