Der Prozess der „sprachlichen Normalisierung” des ... - Traces
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Jenny Brumme<br />
Einer seiner Aspekte ist die stilistische und terminologische Differenzierung <strong>der</strong> Sprache, die sich<br />
aus ihrer Anwendung in Kommunikationsbereichen und -situationen, die ihr bis vor kurzem<br />
verschlossen waren, ergibt. Die Untersuchung <strong>der</strong> Neologie hat also hinsichtlich <strong>des</strong> Katalanischen<br />
nicht nur den Sinn, einen sprachlichen <strong>Prozess</strong> aufzuzeigen, wie ihn jede Sprache mehr o<strong>der</strong><br />
weniger kontinuierlich in Anpassung an die fortschreitende gesellschaftliche Entwicklung<br />
vollziehen muss. Die Bildung von Neologismen und die Analyse <strong>der</strong> Mittel sind auch von<br />
programmatischem, sprachpolitischem Charakter, weil sich eben nur durch die schnellstmögliche<br />
Anpassung an die gesellschaftlichen Phänomene und <strong>Prozess</strong>e <strong>der</strong> heutigen Zeit das Katalanische<br />
als effektives und mo<strong>der</strong>nes Kommunikationsmittel bestätigen kann. Das Studium <strong>der</strong> Neologie<br />
mit dem Schwergewicht auf dem politisch-sozialen Wortschatz, wie es in unserer Arbeit erfolgen<br />
soll, hat noch einen weiteren Grund, <strong>der</strong> im Wesen dieser Lexik (vgl. Kapitel 2, Abschnitt 5)<br />
angelegt ist: <strong>Der</strong> politisch-soziale Wortschatz spiegelt schneller und sichtbarer als an<strong>der</strong>e Bereiche<br />
gesellschaftliche Verän<strong>der</strong>ungen wi<strong>der</strong> und ist enorm wandlungsfähig „in Abhängigkeit von <strong>der</strong><br />
Dynamik <strong>der</strong> politisch-sozialen Entwicklungsprozesse“ (Bochmann 1977a, 4). Es handelt sich also<br />
nicht nur um einen lexikalischen Bereich, in dem wie in an<strong>der</strong>en das durch die fast vierzig Jahre<br />
Unterdrückung entstandene „Kommunikationsdefizit“ überwunden werden muss, son<strong>der</strong>n auch<br />
um „die Lexik <strong>der</strong> sozialökonomischen Basisstrukturen und <strong>des</strong> ideologischen Überbaus, <strong>der</strong><br />
sozialen und politischen Kämpfe mit ihren ideellen Zielen und For<strong>der</strong>ungen“ (Bochmann 1979a,<br />
11). Aus dieser Sicht ergibt sich folgen<strong>der</strong> Fragenkatalog:<br />
1. Ist das Katalanische in <strong>der</strong> Lage, den gewachsenen Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> gesellschaftlichen<br />
Kommunikation nach den vielen Jahren <strong>der</strong> Unterdrückung Rechnung zu tragen?<br />
Im Großen und Ganzen kann diese Frage bejaht werden. Vallverdú begründet dies wie<br />
folgt: „... cal remarcar que la societat catalana no té necessitat d’adequar el seu instrument<br />
lingüístic a les exigències de la civilització mo<strong>der</strong>na, com ha passat en algunes llengües<br />
africanes i asiàtiques, als països de les quals han viscut en un règim feudal fins avui, ja que<br />
el català ha anat adaptant-se normalment a les noves necessitats a causa de tenir darrera<br />
seu una llarga tradició de llengua de cultura“ (1968, 60).<br />
2. Daraus ergibt sich die Frage, ob es dennoch bestimmte Kommunikationssphären gibt, wo<br />
das nicht <strong>der</strong> Fall ist. Wie wird das „Kommunikationsdefizit“ überwunden? Die<br />
Untersuchung dieser Folgen <strong>der</strong> Diglossie erfährt heute vor allem hinsichtlich <strong>des</strong> Stils <strong>des</strong><br />
öffentlichen Lebens und <strong>der</strong> Verwaltung (vgl. Badia i Margarit/Duarte i Montserrat 1979;<br />
Duarte i Montserrat 1980a und b) und <strong>des</strong> wissenschaftlichen Stils (vgl. Brumme 1986)<br />
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