Der Prozess der „sprachlichen Normalisierung” des ... - Traces
Der Prozess der „sprachlichen Normalisierung” des ... - Traces
Der Prozess der „sprachlichen Normalisierung” des ... - Traces
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Kapitel 2<br />
Sprachkonflikt liegt dann vor, wenn zwei deutlich voneinan<strong>der</strong> verschiedene Sprachen sich<br />
gegenüberstehen, wobei die eine politisch dominiert (im administrativen und öffentlichen<br />
Gebrauch) und die an<strong>der</strong>e politisch unterworfen ist. Die Formen <strong>der</strong> Dominanz sind<br />
unterschiedlich: von den eindeutig repressiven (wie sie <strong>der</strong> Spanische Staat unter dem<br />
Franquismus praktizierte) zu den politisch toleranten, <strong>der</strong>en repressive Kraft vor allem<br />
ideologischer Natur ist (wie die im Französischen und Italienischen Staat praktizierten). Ein<br />
Sprachkonflikt kann latent o<strong>der</strong> akut sein, je nach den sozialen, kulturellen und politischen<br />
Bedingungen <strong>der</strong> Gesellschaft, in <strong>der</strong> er auftritt“ (Kremnitz 1979, 42).<br />
Wie aus <strong>der</strong> Definition ersichtlich ist, hält <strong>der</strong> Begriff nicht in allen Punkten einer marxistischen<br />
Analyse stand, geht es doch nicht um einen Konflikt zwischen Sprachen, son<strong>der</strong>n um die<br />
Auseinan<strong>der</strong>setzung zwischen bestimmten politischen Kräften auf <strong>der</strong> Grundlage ökonomischer<br />
und politischer Machtverhältnisse, zu <strong>der</strong> linguistische Aspekte ausgenutzt werden. Wir behalten<br />
ihn jedoch wegen seiner Verankerung in <strong>der</strong> katalanischen Soziolinguistik für die weitere<br />
Untersuchung bei.<br />
Parallel zur Erarbeitung dieses Begriffsinhalts war die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit dem Diglossie-<br />
Terminus erfolgt, <strong>der</strong> durch Vallverdú in seinem Buch L’escriptor català i el problema de la llengua<br />
(1968) vermittelt worden war. In Dues llengües: dues funcions (1970 bzw. 1979a) griff er dann<br />
Fergusons Definition und Fishmans Bilinguismus-Diglossie-Typologie auf. Sein Ziel war, Kataloniens<br />
Geschichte und den damit verbundenen Sprachkonflikt vom 19. Jahrhun<strong>der</strong>t bis zum Ende <strong>der</strong><br />
Franco-Diktatur einer soziolinguistischen Analyse zu unterziehen, um die Aufgaben nach dem<br />
politischen Wandel festlegen zu können. In seiner Untersuchung geht Vallverdú von Fishmans<br />
Kombination <strong>der</strong> beiden Begriffe aus:<br />
Diglossie<br />
+ -<br />
Bilinguismus + 1. Diglossie und Bilinguismus 2. Bilinguismus ohne Diglossie<br />
- 3. Diglossie ohne Bilinguismus 4. We<strong>der</strong> Diglossie noch Bilinguismus<br />
(Vallverdú 1975, 96).<br />
Diesem Schema liegt <strong>der</strong> Versuch Fishmans zugrunde, eine interdisziplinäre Theorie <strong>des</strong><br />
Bilinguismus aufzustellen, in <strong>der</strong> die Erkenntnisse <strong>der</strong> Psychologie, Soziologie und Linguistik<br />
zusammengefasst werden. Er zeigt auf, dass das Konzept <strong>des</strong> Bilinguismus von Psychologen und<br />
21