Der Prozess der „sprachlichen Normalisierung” des ... - Traces
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Gegenstand und Ziel <strong>der</strong> Arbeit<br />
Die Untersuchung neologischer Tendenzen im heutigen politischen Wortschatz <strong>des</strong><br />
Katalanischen mag trotz ihrer Berechtigung im Rahmen <strong>des</strong> Forschungsprojekts „Zur sozialen und<br />
regionalen Varianz <strong>der</strong> romanischen Sprachen“ verwun<strong>der</strong>lich erscheinen, handelt es sich doch um<br />
eine Min<strong>der</strong>heitensprache mit nicht mehr als 7,5 Mill. Sprechern, die we<strong>der</strong> für die internationale<br />
Kommunikation noch unbedingt unter den großen romanischen Sprachen wie Französisch,<br />
Spanisch o<strong>der</strong> Portugiesisch beson<strong>der</strong>e Bedeutung hat. Allerdings müsste schon bei dem<br />
„Terminus“ Min<strong>der</strong>heitensprache deutlich werden, dass die Sprachsituation <strong>des</strong> Katalanischen<br />
Probleme birgt, die einem überaus großen Teil von Sprachen eigen sind. In dem sich heute<br />
international vollziehenden dialektischen <strong>Prozess</strong> <strong>der</strong> sprachlichen Vereinheitlichung (z. B. die<br />
Dominanz <strong>des</strong> Englischen in <strong>der</strong> „westlichen Welt“) und <strong>der</strong> sprachlichen Differenzierung und<br />
Entstehung neuer Sprachen (z. B. die steigende Zahl <strong>der</strong> romanischen Sprachen) kommt <strong>der</strong><br />
soziolinguistischen Erforschung <strong>der</strong> dabei auftretenden Phänomene ein hoher Stellenwert zu.<br />
Neben den vielen Problemen, die in <strong>der</strong> (in engem Sinne) linguistischen Theorie noch einer<br />
Klärung bedürfen (z. B. in unserem Fall die Definitionen <strong>der</strong> einzelnen Wortbildungsmodelle und<br />
ihre Anwendbarkeit), steht <strong>der</strong> große Komplex <strong>der</strong> Erforschung <strong>der</strong> Wechselwirkung zwischen<br />
Sprache und Gesellschaft sowie <strong>der</strong> Sprachpolitik und -planung. Wichtige Erkenntnisse <strong>der</strong><br />
Soziolinguistik <strong>der</strong> DDR (vgl. Hartung et al. 1974 und 1981; Neumann et al. 1976), <strong>der</strong><br />
Soziolinguistik an<strong>der</strong>er Län<strong>der</strong> (Frankreichs, Spaniens, <strong>der</strong> UdSSR) und <strong>der</strong> Sprachpolitik können<br />
aus <strong>der</strong> Sicht einer Min<strong>der</strong>heitensprache wie <strong>des</strong> Katalanischen verifiziert werden. Die<br />
Sprachsituation Kataloniens ist u. A. <strong>des</strong>halb so aussagekräftig, weil innerhalb <strong>des</strong><br />
Umwandlungsprozesses Spaniens von einer faschistischen Diktatur in eine bürgerliche Demokratie<br />
die Problematik <strong>der</strong> Min<strong>der</strong>heitensprachen (Katalanisch, Baskisch, Galicisch) aufgeworfen wurde<br />
und darin einmal mehr die enge Verbindung von gesellschaftlichen/politischen und linguistischen<br />
Faktoren veranschaulicht wird.<br />
Das Katalanische, das unter <strong>der</strong> Franco-Diktatur schärfsten Repressionen unterlag, erhielt laut<br />
Spanischer Verfassung von 1978 und Autonomie-Statut den Status einer neben dem Kastilischen<br />
offiziellen Sprache Spaniens bzw. <strong>des</strong> Principats de Catalunya. Im <strong>Prozess</strong> <strong>des</strong> Übergangs von einer<br />
diglossischen Sprachsituation zum Bilinguismus, <strong>der</strong> offensichtlich mit co-oficialitat gemeint ist,<br />
wird dem Konzept <strong>der</strong> <strong>„sprachlichen</strong> Normalisierung“ (vgl. 3.2.2.) große Bedeutung beigemessen.