Der Prozess der „sprachlichen Normalisierung” des ... - Traces
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Jenny Brumme<br />
Komposita weniger expressiv-wertende Konnotationen geknüpft als z. B. an Neubildungen<br />
mit Suffixen und Präfixen.<br />
9.6. Wie bereits unter 9.2. betont wurde, gehört die Kürzung zu den produktiven Verfahren<br />
<strong>der</strong> Wortschatzerweiterung. Neben den Initialabkürzungen, die hier keine Berücksichtigung<br />
fanden, insofern sie nicht die Basis für Ableitungen etc. waren und dort behandelt wurden,<br />
sind es die Kopfformen <strong>der</strong> Kurzwörter (euro, „progre“, tele), die sich großer Beliebtheit in<br />
<strong>der</strong> Umgangssprache und teils auch in schriftlich fixierten (politischen) Texten erfreuen.<br />
10. Bezüglich <strong>der</strong> Erneuerung <strong>der</strong> politisch-sozialen Lexik <strong>des</strong> Katalanischen kann geschlussfolgert<br />
werden, dass dieser <strong>Prozess</strong> hauptsächlich auf <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> in <strong>der</strong> Sprache potentiell<br />
vorhandenen Mittel beruht. Die erhöhte Zahl von Neubildungen ist u. E. auf die Diskontinuität<br />
in <strong>der</strong> Anpassung <strong>der</strong> Sprache an die verän<strong>der</strong>ten gesellschaftlichen Bedingungen<br />
zurückzuführen. Sie zeigt keine übermäßige Kastilisierung, wie sie von katalanischen Linguisten<br />
für ihre Sprache befürchtet wird, wohl aber eine starke Tendenz <strong>der</strong> Internationalisierung <strong>des</strong><br />
Wortschatzes, die auch in an<strong>der</strong>en romanischen Sprachen sichtbar ist.<br />
11. Zu den gewonnenen Erkenntnissen zählen:<br />
11.1. Die Überprüfung <strong>der</strong> Begriffe Bilinguismus und Diglossie als Grundlage für das Konzept<br />
<strong>der</strong> <strong>„sprachlichen</strong> Normalisierung“ bestätigt ihre Anwendbarkeit und Operabilität<br />
hinsichtlich <strong>der</strong> Kennzeichnung von zwei verschiedenen Formen <strong>der</strong> Zweisprachigkeit unter<br />
dem Gesichtspunkt <strong>der</strong> Funktionsaufteilung zwischen zwei Sprachen o<strong>der</strong> stark<br />
divergierenden Varietäten in <strong>der</strong> gesellschaftlichen Kommunikation einer Gemeinschaft.<br />
11.2. <strong>Der</strong> Begriff <strong>der</strong> <strong>„sprachlichen</strong> Normalisierung“ wird durch die Lage <strong>der</strong> B-Sprache in einer<br />
diglossischen Sprachsituation (Ausschluss aus gesellschaftlich wichtigen<br />
Kommunikationsbereichen) gerechtfertigt. Er zielt darauf ab, auf gesellschaftlichem wie auf<br />
linguistischem Gebiet Maßnahmen zu veranlassen, die für die B-Sprache die Grundlagen zu<br />
ihrer Ausbildung als komplexes, mo<strong>der</strong>nes Kommunikationsmittel schaffen. Dabei fällt<br />
sowohl die Normierung als auch die Erweiterung <strong>der</strong> Anwendungsbereiche <strong>der</strong> Sprache mit<br />
<strong>der</strong> verstärkten Bildung von Neologismen in den Kommunikationssphären, die bis dahin<br />
nicht von <strong>der</strong> (ehemaligen) B-Sprache belegt wurden, zusammen.<br />
11.3. Die Entstehung von Neologismen durch Wortbildung im Bereich <strong>der</strong> politischen<br />
Kommunikation zwischen 1979 und 1983 ist einerseits ein Zeichen <strong>der</strong> „Normalisierung“,<br />
da das Katalanische bis 1975 in <strong>der</strong> Öffentlichkeit (z.B. in Form von Presseerzeugnissen und<br />
Büchern) und als Staatssprache verboten war, und an<strong>der</strong>erseits Ausdruck <strong>der</strong> Anpassung<br />
<strong>der</strong> Sprache an die verän<strong>der</strong>ten gesellschaftlichen Bedingungen. Im Unterschied zu<br />
an<strong>der</strong>en (romanischen) Sprachen konnte letzterer <strong>Prozess</strong> nicht kontinuierlich erfolgen, so<br />
dass im untersuchten Zeitraum vermehrt Neologismen, die z. B. im Französischen,<br />
Spanischen o<strong>der</strong> Englischen bereits in die Wörterbücher aufgenommen wurden,<br />
entstanden.<br />
11.4. Die Beson<strong>der</strong>heiten <strong>der</strong> Evolution <strong>des</strong> politisch-sozialen Wortschatzes (z. B. seine<br />
Dynamik, die hohe Produktivität von bestimmten Bildungsmustern etc.) konnten auch für<br />
das Katalanische bestätigt werden. Seine Entwicklung vollzieht sich ähnlich <strong>der</strong> im<br />
Französischen und Spanischen konstatierten mit einer starken Tendenz zur<br />
Internationalisierung im Bereich <strong>der</strong> Wortbildung.<br />
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