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Der SED-Reformdiskurs der achtziger Jahre - Rosa-Luxemburg ...

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18„Durch politische Entscheidungen wurde die weitere Arbeit am NÖS abgebrochen, es gelang nicht,das Primat <strong>der</strong> materiellen Bilanzierung zu brechen. Die in dieser Zeit vieldiskutierte Frage Bilanzeno<strong>der</strong> Preise wurde zugunsten <strong>der</strong> Bilanzen entschieden. Von 1968 bis 1972 war ich stellvertreten<strong>der</strong>Sektorenleiter im Bereich volkswirtschaftliche Gesamtrechnung. <strong>Der</strong> vom gesamten Sektor erarbeitetekonzeptionelle Vorschlag für eine Volkswirtschaftsbilanz, die stärker als bisher auf ein finanziell orientiertesSystem <strong>der</strong> volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung ausgerichtet war, wurde ... abgelehnt. InAuftrag gegeben wurde zur Sicherung des Primats <strong>der</strong> materiellen Bilanzierung die Ausarbeitung einerNatural-Wert-Verflechtungs-Bilanz. Sie war dann das Kernstück <strong>der</strong> Wie<strong>der</strong>einführung und desAusbaus <strong>der</strong> zentralen materiellen Planung und Bilanzierung seit 1970, damit war das Konzept <strong>der</strong>Eigenerwirtschaftung hinfällig.“ (Gespräch, Zeile 25-36)Für Mittelbach blieb die Frage nach den Strukturen und Instrumentarien sozialistischer Wirtschaftssteuerungvirulent; mit <strong>der</strong> Absicht, dazu konzeptionell zu arbeiten, wechselte er 1980zum Zentralinstitut für Wirtschaftswissenschaften (ZIW) <strong>der</strong> Akademie <strong>der</strong> Wissenschaften <strong>der</strong>DDR.„Ziel war es, eine Dissertation B zu schreiben. Mir ging es wie<strong>der</strong>um um die Weiterentwicklung einesKonzepts <strong>der</strong> volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung, in dem Wert- und Finanzkategorien, die Effektivitätbei <strong>der</strong> Gestaltung <strong>der</strong> volkswirtschaftlichen Proportionen eine größere Rolle spielen sollten, außerdemsollte die Rolle des nichtproduzierenden Bereichs - des öffentlichen Sektors - besser in dievolkswirtschaftliche Gesamtrechnung integriert werden. Ich wollte eine Kritik am vorherrschendenKonzept <strong>der</strong> Gesamtrechnung vorlegen, dessen Kernstück jetzt noch stärker als früher die zentralematerielle Bilanzierung war.“ (Gespräch, Zeile 139-145)Sein Bemühen, über eine B-Dissertation zur wissenschaftlichen Kritik und praktischen Umgestaltungdes Grundmodells ökonomischer Entwicklung im Sozialismus beizutragen, konnte Mittelbachnicht zum Erfolg führen. Nach einer Diskussion im Institutsrat wurde ihm Unterstützungund Begutachtung <strong>der</strong> Arbeit verweigert; wie ganz generell das ZIW aufgrund seiner engenBindung an die <strong>SED</strong>-Politikprogrammatik keinen institutionellen Raum für die Erarbeitung vonganzheitlichen, theoretisch gehaltvollen Konzepten zur Reformierung <strong>der</strong> DDR-Wirtschaft bot.Trotzdem versuchte Mittelbach weiter, seine Vorstellungen einer neuen Organisation <strong>der</strong> sozialistischenVolkswirtschaft auszuarbeiten und zu verbreiten - zu seinem Gegenstand wurde ausgehendvon Fragen <strong>der</strong> Wohnungsfinanzierung das Subventionsproblem.Auf einer Tagung des Wissenschaftlichen Rates für Sozialpolitik und Demografie im Juni 1988setzte sich Mittelbach mit den Mietsubventionen auseinan<strong>der</strong>, in Zuarbeiten zur analytischprognostischenStudie des ZIW bezog er auch die Subventionierung von Konsumgütern ein undzeigte die zunehmenden ökonomischen und sozialen Dysfunktionalitäten: Bei Fortschreibung<strong>der</strong> aktuellen Tendenzen würden Ausmaße erreicht, die nicht mehr erbacht werden könnten; dieKehrseite <strong>der</strong> zentralen Stützung des Grundbedarfs ist eine Überteuerung insbeson<strong>der</strong>e technischhochwertigerer Konsumgüter, die keine gesellschaftliche Akzeptanz fände und die Nachfragemin<strong>der</strong>e; die Verschleierung des Zusammenhangs von gesellschaftlich notwendigen Aufwendungenund Preis orientiere nicht auf rationelle, den Ressourcenverbrauch minimierendeKauf- und Nutzungsentscheidungen; produkt- bzw. wohnraumbezogene Subventionen bevorteiltenHaushalte mit gutem Einkommen und keinen o<strong>der</strong> wenigen Kin<strong>der</strong>n. Wird so unter unterschiedlichenAspekten begründet, daß die bloße Weiterführung <strong>der</strong> Preis- und Subventionspoli-

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