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Der SED-Reformdiskurs der achtziger Jahre - Rosa-Luxemburg ...

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67gegangen, wären aus den 2 Millionen Parteimitglie<strong>der</strong>n - viele von ihnen mit hoher Qualifikation - diejenigenLeute hervorgegangen, die uns im Herbst 1989 gefehlt haben. Mir standen manchmal dieHaare zu Berge, wenn es in den Wendezeiten um die Ausarbeitung von Konzepten ging. ... Viele <strong>der</strong>damals agierenden Personen kamen eben aus den Kirchen o<strong>der</strong> den sozialtherapeutischen Bereichen,waren auf bloß moralische Bezüge und Argumentationen fixiert ... also es fehlten die kompetentenKa<strong>der</strong>. Auch bei den Verhandlungen zum Einigungsvertrag war das bemerkbar. Von unserer Seitesaßen da Leute, die eben mit <strong>der</strong> eigenen Praxis nicht wirklich vertraut waren, so daß erst im Nachklangüber die entsprechenden Gesetze Regelungen gefunden werden mußten.“ (Ebenda, Zeile 388-405) Und das Gespräch abschließend, formuliert er: „Eine ... [konzeptionelle] Diskussion war meineeigentliche Hoffnung, die Frage war ja, wie man an die gegebenen Verhältnisse anschließt und in ihrerVerän<strong>der</strong>ung sozusagen alle mitnimmt. Dafür, daß das hätte funktionieren können, ist die Landwirtschaftein gutes Beispiel: die sich heute gut entwickelnden Unternehmen auf genossenschaftlicherBasis - ich betreue einige von ihnen - entstanden aus <strong>der</strong> Umbildung <strong>der</strong> früheren LPG. Die Vorstellung,sie einfach aufzulösen und den bäuerlichen Einzelbetrieb zu favorisieren, war Unsinn, und esgab natürlich Leute, die das gesehen haben. Aber die Diskussion und das Durchsetzen solcher konzeptionellenEntwürfe ... was man mit den großen Kombinaten hätte machen sollen, habe ich auchnicht genau gewußt, aber auch da wäre irgendein Anschluß möglich gewesen. Es war <strong>der</strong> Zeitfaktor,und außerdem das Problem, daß die 80 Prozent Intelligenz, die in <strong>der</strong> Partei gewesen waren, in einensolchen Prozeß nicht mitbestimmend hineingerissen wurden. Aber dann ging die Stasi-Debatte los,und es wurde nicht konzeptionell, son<strong>der</strong>n nur noch moralisch argumentiert - damit hat man sozusagendas schöpferische Potential <strong>der</strong> DDR stillgelegt o<strong>der</strong> ausgesteuert. Vielen Leuten, die sich alsPerson und mit ihren Konzepten hätten profilieren können, ist das Maul gestopft worden; Riege ist dafürein tragisches Beispiel. Das war auch <strong>der</strong> Fehler dieser Gruppen und <strong>der</strong> Opposition in <strong>der</strong> DDR-Zeit - sie haben dauernd Moral mit Politik verwechselt. Daß Politik sich eben tatsächlich auch umMacht dreht, und nicht sozusagen eine Veranstaltung auf <strong>der</strong> Grundlage <strong>der</strong> zehn Gebote ist, durfteman kaum aussprechen. Und teilweise darf man es ihnen gegenüber wohl auch heute noch nicht.“(Ebenda, Zeile 497-514)Noch einmal zu den beiden Generationen: Uwe-Jens Heuerund das Forschungsprojekt Mo<strong>der</strong>ner Sozialismus. Ein VergleichAbschließend soll anhand eines Vergleichs noch einmal ein wesentlicher Aspekt des Paradigmenwechselsherausgestellt werden, <strong>der</strong> sich beim Übergang von <strong>der</strong> Aufbaugeneration zurPerestroikageneration vollzog. Er blieb in den 80er <strong>Jahre</strong>n latent, brach aber nach 1990 zunehmendin Form wissenschaftlicher und politischer Differenzen auf.In den <strong>SED</strong>-Debatten <strong>der</strong> 80er <strong>Jahre</strong> war Uwe-Jens Heuer einer <strong>der</strong> wichtigsten Vertreter <strong>der</strong>Aufbaugeneration, <strong>der</strong>jenigen Reformer, die sich bereits in den Verän<strong>der</strong>ungsbemühungen Mitte<strong>der</strong> 60er <strong>Jahre</strong> engagiert hatten. Seine Publikationen, insbeson<strong>der</strong>e das 1988 fertiggestellteund 1989 in <strong>der</strong> DDR wie in <strong>der</strong> Bundesrepublik veröffentlichte Buch „Marxismus und Demokratie“,präsentieren ein Konzept notwendiger gesellschaftlicher Verän<strong>der</strong>ungen, dessen Grundgehalt49 folgen<strong>der</strong>maßen umrissen werden werden kann:49Die Darstellung stützt sich neben Heuers „Marxismus und Demokratie“, Berlin 1989 auf dessen vielfältige Vortrags-und Aufsatzveröffentlichungen, siehe dazu: Bestand Heuer im Verzeichnis <strong>der</strong> Bestände und Materialien.

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