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Der SED-Reformdiskurs der achtziger Jahre - Rosa-Luxemburg ...

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28eben kein revolutionärer Kämpfer vor dem Herrn, son<strong>der</strong>n schon angepaßt. Zudem habe ich auchHans Wagner persönlich sehr geschätzt, aber das sind eben Loyalitätsgründe, die verheerend seinkönnen.“ (Gespräch, Zeile 457-470)In einem Kolloquium anläßlich des sechzigsten Geburtstages von Hans Wagner aber gab eseinen neuen Akzent. Auf dieser Veranstaltung im Februar 1989 trafen sich die ,Schüler‘ Wagners,sie bestritten die Debatte. Dabei wurde Wagners Konzept gewürdigt, aber auch in einervorbehaltlosen Weise diskutiert, kritisiert und weitergetrieben. Hans Thie, Rainer Land, KatharinaBluhm, Dorothea Frohn, Enno Berndt. Hendrik Bach, Gerhild Schulzendorf, Karl-LudwigSteinicke, Ute Solf, Monika Schillat, Siegfried Kost u.a. diskutieren theoretisch und an empirischenFällen, wie Wagners Konzept <strong>der</strong> ,Subsumtion <strong>der</strong> Lohnarbeit‘, des Eigentums und <strong>der</strong>Aufhebungstendenzen im mo<strong>der</strong>nen Kapitalismus weiterentwickelt werden müßte. Stefan Wohankaformuliert, welche neuen wissenschaftlichen Entwicklungslinien zur Weiterentwicklungdes Sozialismuskonzepts herangezogen werden müßten, um das Innovations- und Evolutionsproblemneu angehen zu können: Kybernetik selbstorganisieren<strong>der</strong> Systeme, Theorie dissipativerStrukturen, Synergetik, Autopoiesis, Chaostheorie. Joachim Borner ist bestrebt, die ökologischeFragestellung in die Theorie zu integrieren. Ulrich Busch unternimmt den Versuch, dasGeld im Sozialismus als Kreditgeld zu verstehen und dessen regulierende Funktion zu projektieren.Rainer Land führt diesen Gedanken weiter, indem er die Regulation durch Geld mit demProblem von Innovation und Evolution verbindet und die Regulation durch Geld als universelleForm <strong>der</strong> Regulation ökonomischer Entwicklung deutet. Reinfried Musch, <strong>der</strong> das einleitendeReferat hielt, nutzt die Gelegenheit, das aus seiner Sicht grundlegende Problem anzusprechen:die Vermittlungsformen zwischen Eigentum und Inhalt <strong>der</strong> Arbeit.Im Gespräch berichtet Musch: „Das war eigentlich <strong>der</strong> Durchbruch. Rainer Land hatte das Kolloquiumvorbereitet, er wußte, wer welche Gedanken zu welchem konkreten Thema vortragen wird, und sokonnte ich das Einstiegsreferat halten. Erstmalig entschieden nicht Steiniger und Wagner über dieBeiträge, und ich hatte eben zu diesem Anlaß die kompletteste Darlegung. Trotz o<strong>der</strong> gerade wegenunserer inhaltlichen Gegnerschaft war ich <strong>der</strong> einzige, <strong>der</strong> Wagners Bedeutung umfassend würdigte,und ich konfrontierte die Errungenschaften seiner Theoriebildung mit meiner Position - mit meinemMarx-Verständnis und einer theoretischen Verarbeitung dessen, was ich im Kabelwerk Adlershof praktiziertezum Umbau des Unternehmens nach dem Brigadeprinzip. Inhaltlich liegt dieses Referat auf<strong>der</strong> Linie meiner sonstigen Texte, aber es war für mich ein gewisser Gipfelpunkt, weil meiner Positionentsprechende Aufmerksamkeit zukam und weil ich hier versuchte, die praktischen Konflikte im Unternehmenin theoretische Kategorien auf den verschiedenen Abstraktionsebenen umzusetzen.“ (Gespräch,Zeile 480-491)Interesse und zugleich Distanz bringt folgende Äußerung von Siegfried Kost zum Ausdruck: „Ich warja eingebunden in die Diskussionsprozesse an <strong>der</strong> Humboldt-Universität, ich hatte da ja viele Kontaktegeknüpft. Unter an<strong>der</strong>em habe ich das Kapital-Seminar besucht, das Hans Wagner für die Juristengemacht hat. Das hat mir ungeheuer geholfen, weil er eine gute Art <strong>der</strong> Durchführung hatte. Aber ichhabe natürlich gemerkt, daß er ... in so einer Situation war wie Lukács und auch viele an<strong>der</strong>e von denkritischen Marxisten: Sie sahen schon, daß vieles problematisch war und auch theoretisch schlechtpaßte, waren aber trotzdem noch in einem Grundkonsens drin und meinten, es ideologisch an<strong>der</strong>ssehen zu können... also ich würde sagen: sie waren immer ein bißchen blauäugig. Sie waren parteigläubig,schafften es doch irgendwie, sich auch in ihrem Denken einer Parteidisziplin zu unterwerfen,und begründeten es damit, daß manches eben so sein müsse, weil sonst <strong>der</strong> guten Sache generell

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