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Der SED-Reformdiskurs der achtziger Jahre - Rosa-Luxemburg ...

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681. Heuer grenzt sich ab von Auffassungen zu Demokratie, Staat und Recht, die die Thematisierunginnerer Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeiten sozialistischer Existenz und Entwicklung ausschließen.Sein Angriff richtet sich insbeson<strong>der</strong>e gegen die mit <strong>der</strong> Babelsberger Konferenz zurherrschenden Lehre gewordene Theoriekonstruktion Polaks, <strong>der</strong>, in Abgrenzung gegenüberkapitalistischen Verhältnissen und die kommunistische Utopie als Gegenwart setzend, dieIdentität von Staat und Volk, Gesellschaft und Individuum postuliert hatte.2. Weist Heuer die Polaksche Identitätsthese zurück, so leitet er zentrale Funktionen des sozialistischenStaates vom gesellschaftlichen Eigentum ab. Sozialismus ist für ihn an nichtprivateigentümlicheVerhältnisse, genauer: an gesamtstaatliches Eigentum gebunden; demsozialistischen Staat kommt eine unverzichtbare und noch zunehmende wirtschaftsleitendeRolle zu.3. Die notwendigen gesellschaftlichen Reformen sieht Heuer in <strong>der</strong> Kontinuität des Projekts<strong>der</strong> 60er <strong>Jahre</strong>. Die sich vollziehenden Wandlungen des Wirtschaftsmechanismus in denan<strong>der</strong>en sozialistischen Staaten und die sie begleitenden Diskussionen erscheinen als Wie<strong>der</strong>aufnahme<strong>der</strong> damals abgebrochenen Reformbemühungen und -debatten hinsichtlicheiner funktionsfähigen Interessenabstimmung, des Verhältnisses von Plan und Markt und<strong>der</strong> Rolle von Ware-Geld-Beziehungen. Es gilt, so Heuer, den gesellschaftlichen Reorganisationsprozeßbis in die politisch-rechtliche Sphäre zu treiben, um die Grenzen des früherenAnsatzes zu überschreiten.4. Heuer entwickelt in „Marxismus und Demokratie“ seine gesellschaftskonzeptionellen Vorstellungenim Rahmen einer politiktheoretischen Argumentation. Er bestimmt die Beziehungvon staatlicher Leitung und demokratischen Bedürfnissen <strong>der</strong> Individuen, von Volksmassenund eigenem Staat als politischen Grundwi<strong>der</strong>spruch des Sozialismus und behandelt vierEbenen einer gesellschaftliche wie individuelle Entwicklung hervorbringenden produktivenVermittlung. Die in den Kapiteln zur „Interessendialektik“, zur Rolle von Wissenschaft bei <strong>der</strong>„Assoziierung des Verstandes“, zu „Politischer Kultur“ und zum „Recht“ enthaltenen Reformgedankensollen hier nur an einigen Schlagworten verdeutlicht werden. Hinsichtlich <strong>der</strong>Ökonomie spricht er beispielsweise von einer „Vielfalt von Subjekten des staatlichen Eigentums“(S. 415), orientiert auf eine „stärkere Rolle ökonomischer, indirekter Leitung“ (S. 456)und stellt das Problem, „in welcher Form das Recht als Vermittlung im Wi<strong>der</strong>spruch zwischenWirtschaftseinheit und Staatsorganen wirken kann“ (S. 456). Ausgehend von <strong>der</strong>Funktion gesellschaftswissenschaftlicher Forschung im Sozialismus geht es Heuer um„Meinungsstreit“, „Vielfalt - wenn man will Pluralität“, „öffentliche Auseinan<strong>der</strong>setzung“. „<strong>Der</strong>assoziierte Verstand kann nur ein öffentlicher Verstand sein.“ (S. 430) Anhand einer breiterenDarstellung von Positionen und Zielstellungen <strong>der</strong> Perestroika werden die Konturen einervon „Meinungspluralismus“ (S. 447), „<strong>der</strong> Publizität, <strong>der</strong> gesellschaftlichen Kontrolle, Kritikund Selbstkritik“ (S. 446) geprägten sozialistischen Öffentlichkeit umrissen; zum Zentralpunkteiner neuen politischer Kultur avanciert <strong>der</strong> Machteinfluß <strong>der</strong> Individuen: „Heute geht

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