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Der SED-Reformdiskurs der achtziger Jahre - Rosa-Luxemburg ...

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70<strong>Der</strong> Blickwinkel, aus dem die Vertreter des Forschungsprojekts Mo<strong>der</strong>ner Sozialismus ihre Kritikam Staatssozialismus anbringen, ist, wie bereits gezeigt wurde, die Theorie mo<strong>der</strong>ner Gesellschaften.Auch wenn sie in den 80er o<strong>der</strong> gar 70er <strong>Jahre</strong>n zunächst durchaus die inhaltlichenVorstellungen ihrer Lehrer auf- und übernahmen, ja selbst wenn die sachlichen For<strong>der</strong>ungensich in wesentlichen Punkten sehr ähnlich waren - ein genauer Blick zeigt, daß es ein jeweilsbeson<strong>der</strong>es Verständnis von gesellschaftlicher Organisation ist, das die Generationen unterscheidet.Selbstorganisation und funktionale Differenzierung, autonome Subsysteme, Selbstreferenz,Kommunikation und endogene Mo<strong>der</strong>nisierungsprozesse prägten ein eher methodischesGesellschaftskonzept, das sich vom essentialistischen <strong>der</strong> vorangegangenen Generationabhebt. Das aus <strong>der</strong> Rezeption <strong>der</strong> mo<strong>der</strong>nen System- und Evolutionstheorie, aus den naturundgesellschaftswissenschaftlichen Innovationen <strong>der</strong> 70er und 80er <strong>Jahre</strong> stammende Rationalitätsmodellerweitert und modifiziert zunächst das vorgefundene Sozialismusmodell <strong>der</strong> vorangegangenenGeneration, schließlich aber wird es reorganisiert und zum Schluß aufgelöst inein institutionell gefaßtes regulatives Sozialismuskonzept. Es sind nicht mehr bestimmte gesellschaftlicheVerhältnisse (das gesellschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln) und Strukturen(die staatliche Planung und Leitung), durch die <strong>der</strong> Sozialismus charakterisiert ist, son<strong>der</strong>neine bestimmte Evolutionsweise. Sozialismus ist diejenige Variante von Mo<strong>der</strong>ne, in <strong>der</strong>die eigendynamischen Evolutionsprozesse autonomer Subsysteme, wie <strong>der</strong> Wirtschaft, zugleichBedingungen für die universelle Entwicklung aller Individuen schaffen. Dies wird als,Rückbindung‘ <strong>der</strong> Subsysteme an Individuen gedacht, wofür ein System von Institutionen undOrganisationen erfor<strong>der</strong>lich ist, das die lebensweltlichen Dynamiken individueller Entwicklungals Rahmenbedingungen wirtschaftlicher, politischer und kultureller Entwicklung wirksam werdenläßt: Öffentlichkeit, Interessenvertretung, kommunikative Austragung von Interessenkonfliktenbei Gleichheit <strong>der</strong> Gestaltungsmacht und Beseitigung von Monopolen in allen Subsystemen.Durch welches Arrangement von Institutionen und Organisation gesellschaftlicher Prozessedies jeweils sichergestellt werden kann, muß sich in einem evolutorischen Prozeß institutionellerVerän<strong>der</strong>ungen herausstellen, die Institutionen selbst sind durchaus ambivalent.In welcher Weise dieses neue Sozialismusparadigma einer Verbindung von sozialistischer E-manzipation und Mo<strong>der</strong>ne in den konzeptionellen Ansätzen <strong>der</strong> Zeit vor dem Herbst 1989 deutlichwird, sei zusammenfassend dargestellt. 511. Das den bisherigen Sozialismus charakterisierende Grundmodell <strong>der</strong> Ordnung gesellschaftlicherBereiche, Verhältnisse und Subjekte hat seine Leistungskraft grundsätzlich erschöpft.Es bestand, so Michael Brie, in <strong>der</strong> Vorstellung vom Sozialismus als einem Monosubjekt, <strong>der</strong>administrativen Bindung aller gesellschaftlichen Subjekte an die Gesamtgesellschaft in ihrer51Insbeson<strong>der</strong>e beziehen wir uns im folgenden auf die Materialien <strong>der</strong> Eröffnungsberatung des ForschungsprojektsMo<strong>der</strong>ner Sozialismus und die erste Fassung <strong>der</strong> Studie zur Gesellschaftsstrategie; vgl. auch die Ausführungenunter Fall 4: Ein neuer Zugang: Sozialismus als mo<strong>der</strong>ne Gesellschaft, sowie: Bestand Forschungsprojekt Mo<strong>der</strong>nerSozialismus im Verzeichnis <strong>der</strong> Bestände und Materialien.

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