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Der SED-Reformdiskurs der achtziger Jahre - Rosa-Luxemburg ...

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27(und Lebens-)prozesses sich das kapitalistische Eigentumsverhältnis verwirklicht. <strong>Der</strong> Ansatz,das gesellschaftliche Eigentum an den Produktionsmitteln im Sozialismus in Form eines zentralverwalteten Volkseigentums nur als formelle Voraussetzung sozialistischen Eigentums zu behandelnund so die Frage nach einer Umwälzung <strong>der</strong> Arbeits- und Lebensweise, <strong>der</strong> technischenGrundlage <strong>der</strong> Produktion und <strong>der</strong> gegenständlichen Gestalt <strong>der</strong> Lebensweise als ,reelle‘Entwicklung des sozialistischen Eigentums zu behandeln, geht im Kern auf die WagnerscheInterpretation des Marxschen „Kapital“ zurück. Damit war eine Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den,Mängeln‘, mit <strong>der</strong> historischen Begrenztheit des Staatssozialismus in <strong>der</strong> DDR verbunden. Zugleichaber konnte auch eine Perspektive gezeigt werden: Revolutionierung <strong>der</strong> Arbeits- undLebensbedingungen schafft auch die Voraussetzung für die Ablösung <strong>der</strong> ,Diktatur des Proletariats‘und des Despotismus <strong>der</strong> Partei durch Demokratie als Schaffung von Bedingungen für diefreie und universelle Entwicklung <strong>der</strong> Individualität eines jeden. Dieser Gedanke wurde Gegenstandverschiedenster Arbeiten <strong>der</strong> jüngeren Generation, er wird von Wolfgang Engler in seinerDissertation A, von Michael Brie, Rainer Land, Jürgen Jünger, Wilfried Ettl u.a. auf eine jeweilsspezifische Weise wissenschaftlich genutzt und weiterentwickelt.An dieser Problemstellung werden aber auch die Grenzen des in <strong>der</strong> interdisziplinären Forschungsgruppeentwickelten Konzepts deutlich. Indem sie die Frage nach einer <strong>der</strong> freien Entwicklung<strong>der</strong> Individuen entsprechenden Entwicklungsrichtung von Technik, Arbeit, Lebensbedingungenund Lebensweise aufwarf und <strong>der</strong> realen Situation entgegenstellte, wurde impliziterkennbar, daß einige Probleme ungelöst blieben und ungelöst bleiben mußten. Erstens dieFrage nach einem Regulationssystem, das den Innovationsprozeß an die Umwälzung <strong>der</strong> Arbeits-und Lebensbedingungen bindet. Dies konnte ein zentrales System <strong>der</strong> Planung und Leitungnicht sein. Wie aber war die Herrschaft <strong>der</strong> Individuen über ihre Arbeits- und Lebensbedingungenim Rahmen einer mo<strong>der</strong>nen Großgesellschaft zu denken? Wie die Autonomie <strong>der</strong> Betriebebei gleichzeitigem Volkseigentum und zentraler Planung? Wie die Herrschaft <strong>der</strong> Arbeiterbei vorhandenen Interessengegensätzen auch in einer sozialistischen Gesellschaft, ohne ein,zentrales‘ Subjekt? Autonomie <strong>der</strong> Individuen bei Existenz eines zentralen Subjekts mit Machtvollkommenheitwar wie<strong>der</strong>um auch nicht denkbar.Reinfried Musch hat solche Defizite moniert, indem er immer wie<strong>der</strong> das Fehlen <strong>der</strong> vermittelnden E-lemente zwischen Produktionsverhältnissen und Inhalten von Arbeits- und Lebensweise angesprochenhat. Sein Angebot, das Konzept einer ,Rechnungsführung von unten‘, fand aber wenig Zuspruch:„Warum ist mein Ansatz im Forschungskreis nicht zur Sprache gekommen, jedenfalls nicht so stark?Ich denke schon, es lag daran, daß er nicht auf <strong>der</strong> Linie lag. Und die Linie hat politisch Steiningergemacht, sie hieß: keine Wi<strong>der</strong>sprüche als Triebkräfte, höchstens welche mit dem Kapitalismus undmit den Produktivkräften. Was begrifflich unsinnig ist, es gibt keinen Wi<strong>der</strong>spruch zwischen Produktivkräftenund Produktionsverhältnissen, das sind keine handlungsfähigen Wesen. Und inhaltlich hatteHans [Wagner] sein Konzept, bei dem er auch blieb. Er sagte: Du hast jetzt vier <strong>Jahre</strong> Zeit gehabt,das alles zu entwickeln, so richtig verstanden habe ich es immer noch nicht, jetzt ist es mal genug.Kommunikativ war die Sache damit am Ende, ich habe eben umgekehrt nicht gesagt: Hans, du hastzehn <strong>Jahre</strong> Zeit gehabt, ich habe eine Menge davon verstanden, und du bist nicht bereit, auch nur einenMillimeter von deiner Sicht abzuweichen. Fünf <strong>Jahre</strong> später hätte ich das sicherlich auch gemacht,in dem Brief habe ich ja auch schon angefangen, etwas deutlicher zu werden. Aber ich war

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